Generikakonzerne

Retzlaff-Kinder verkaufen Stada-Aktien

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Berlin -

Bei der Stada geht es derzeit drunter und drüber. Seit dem Abgang von Konzernchef Hartmut Retzlaff werden alle Steine umgedreht. Nichts soll bei der Hauptversammlung Ende August mehr Raum für Angriffe bieten. Die Familie des Firmenarchitekten hat derweil Aktien verkauft.

Wenn jemand weiß, wie es um ein börsennotiertes Unternehmen bestellt ist, dann sind es die Konzernchefs. Deshalb ist gesetzlich vorgeschrieben, dass sie und ihre Verwandten Käufe und Verkäufe von Anteilsscheinen öffentlich machen. Aktuell haben zwei der drei Kinder von Retzlaff Verkäufe gemeldet. Für rund 265.000 Euro wurden insgesamt 6000 Aktien abgestoßen. Das dürfte ein gutes Geschäft gewesen sein: Die Aktie befindet sich wegen neuerlicher Verkaufsgerüchte mit knapp 50 Euro auf einem Allzeithoch.

Der Aktienbesitz der Retzlaffs ist ein Thema, mit dem sich Kritiker schon auseinandergesetzt haben. Der Konzernchef selbst hat in den vergangenen Jahren immer wieder zugekauft, genauso wie offenbar seine Familie. Anders als die meisten Großkonzerne veröffentlicht die Stada nicht, wie viele Anteilsscheine die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat besitzen.

Erwerb und Veräußerung von Aktien werden laut Stada dem Konzern und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gemäß den gesetzlichen Vorschriften mitgeteilt und publiziert. Der jeweilige Besitz werde jedoch nicht im Corporate Governance Bericht veröffentlicht. „Aufsichtsrat und Vorstand sind der Überzeugung, dass mit der Erfüllung der gesetzlichen Vorschriften ausreichende Transparenz gegeben ist“, heißt es im aktuellen Geschäftsbericht.

Retzlaff stand seit 1993 an der Spitze der Stada und war Anfang Juni überraschend „bis auf Weiteres“ von seinem Amt zurückgetreten. Grund sei eine schwere, voraussichtlich länger andauernde Erkrankung des Managers, teilte der Generikakonzern in Bad Vilbel nach einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung mit.

Retzlaffs Ausscheiden trifft die Stada in einer empfindlichen Phase. Der Finanzinvestor Active Ownership Capital (AOC) fordert den Umbau des Unternehmens und will in einem ersten Schritt den Aufsichtsrat auswechseln.

Der Druck wächst jetzt mit dem Einstieg des US-Investors Guy Wyser-Pratte, der laut Handelsblatt einen Aktienbestand aufgebaut hat, der noch unter 3 Prozent liegt. Wyser-Pratte forderte in dem Interview einen Zusammenschuss mit einem internationalen Konkurrenten, da das Stada-Management die Internationalisierung nicht energisch genug vorangetrieben habe.

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