Der Generikakonzern Stada wirbt bei seinen Kleinaktionären dafür, das Übernahmeangebot der Finanzinvestoren Bain und Cinven anzunehmen. „Mit Zugang zu den Investoren würden wir mehr finanzielle Feuerkraft erhalten und könnten sicherlich auch mal zwei Übernahmen im Jahr stemmen“, sagte Vorstandschef Matthias Wiedenfels. Der Konzern hat eine Kampagne aufgelegt, um die Privatanleger zum Abschied zu bewegen.
73 Prozent der Stada-Aktionäre sind laut Wiedenfels institutionelle Anleger, davon entfallen 12 Prozent auf Indexfonds. Mit ihnen sei man in gutem Kontakt. 27 Prozent sind aber Privatanleger – und vor allem an sie richtet sich die Kampagne, die das Management zugunsten des Übernahmeangebots aufgelegt hat. In Aktionärsbriefen sollen die Anleger vom Verkauf ihrer Aktien überzeugt werden. Außerdem sind PR-Maßnahmen in Anlegermagazinen geplant. Auch depotführende Banken sowie Aktionärsvereinigungen sollen gezielt angesprochen werden.
Insgesamt hat die Stada 32.000 Aktionäre, 42 Prozent davon kommen aus Deutschland. 1970 war aus die ursprüngliche Genossenschaft in eine Aktiengesellschaft geworden; die Anteilsscheine wurden aber ausschließlich an Apotheker ausgegeben. 1998 folgte der Gang an der Börse – Vorzugsaktien wurden ausgegeben, um Geld einzusammeln. Nur drei Jahre später wurde die Stada im Börsenindex M-Dax aufgenommen. 11 Prozent der Anleger waren zuletzt noch Apotheker und Ärzte.
Für Wiedenfels ist es wichtig, dass möglichst viele Anleger auf das Angebot einsteigen. Denn wenn bis zum 8. Juni nicht 75 Prozent zusammenkommen, platzt der Deal. Der Konzernchef ist nicht nur auf den Betrag von 66 Euro je Aktie stolz, sondern auch auf die Zusagen der Investoren. Laut Wiedenfels handelt es sich um „eine der besten Investorenvereinbarungen, die in den vergangenen Jahren in Deutschland geschlossen wurde“. Wesentliche Standorte von Stada weltweit seien gesichert und betriebsbedingte Kündigungen bis 2020 so weit wie möglich ausgeschlossen. „Darauf sind wir auch ein bisschen stolz.“
Wiedenfels hofft, unter den neuen Eigentümern schneller wachsen zu können. Bisher seien die Mittel für Zukäufe auf maximal 350 Millionen Euro jährlich begrenzt. „Mit Bain und Cinven könnten wir die internationale Expansion vorantreiben und verstärkt Märkte anschauen, wo wir noch nicht vertreten sind.“ Dazu zählten Asien und Lateinamerika.
Die beiden Finanzinvestoren Bain und Cinven hatten im April die Übernahmeschlacht um Stada für sich entschieden. Sie bieten den Aktionären je Anteil 65,28 Euro in bar plus 0,72 Euro Dividende für das Geschäftsjahr 2016. Am Donnerstag sprachen sich Vorstand und Aufsichtsrat erneut für die Übernahme aus. Man habe einen „angemessenen Angebotspreis samt guter Prämie“ für die Aktionäre erzielt, sagte Aufsichtsratschef Ferdinand Oetker.
Zwischen Januar und März wuchsen die Erlöse von 497,1 Millionen Euro im Vorjahr auf 566,3 Millionen Euro. Dies war ein Anstieg von 14 Prozent. Unter dem Strich sprang der Gewinn um 66 Prozent in die Höhe auf 49,2 Millionen Euro. In Deutschland war die Entwicklung nach einem starken Vorjahr verhalten: Das Markengeschäft legte um 2 Prozent auf 63 Millionen Euro zu, die Generikaumsätze waren um 7 Prozent auf 71 Millionen Euro rückläufig. Das hängt laut Konzern mit abgelaufenen Rabattverträgen von Stadapharm zusammen; Aliud konnte zulegen.
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