Generikakonzerne

Stada-Investor: „Die Kerle an der Spitze braucht niemand“

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Bad Vilbel -

Kurz nach der Aufnahme von Übernahmegesprächen mit zwei Finanzinvestoren gibt es beim Generikakonzern Stada neue Unruhe. Der Großaktionär Guy Wyser-Pratte fordert die Ablösung des Vorstands des Herstellers aus Bad Vilbel. „Die Tage des Vorstands sind gezählt“, sagte der US-Finanzinvestor dem Handelsblatt. Die Stada-Führung agiere bei der Umsetzung der neuen Strategie zu zögerlich und stehe der Entwicklung des Unternehmens im Wege.

Für Vorstandschef Matthias Wiedenfels sei dies aber kein finanzieller Nachteil, so Wyser-Pratte. Wiedenfels übernahm das Amt im Juni 2016 von Vorgänger Hartmut Retzlaff, um den es Diskussionen wegen hoher Bezüge gegeben hatte. „Wiedenfels wird sich ein nettes Rentenpaket schnüren lassen, und wahrscheinlich wird er es auch bekommen“, sagt Wyser-Pratte. „Aber dann: Bye-Bye. Im mittleren Management hat Stada exzellente Leute. Die Kerle an der Spitze braucht niemand.“

Stada hatte am Montag Übernahmegespräche mit den Finanzinvestoren Advent und Cinven aufgenommen. Cinven bietet demnach in einer unverbindlichen Offerte 56 Euro je Stada-Aktie. Wyser-Pratte erwartet einen Bieterwettkampf und höhere Angebote. „56 Euro sind nur ein Billigangebot, um die Party in Gang zu bringen“, sagte er. „Jetzt werden auch die anderen Finanzinvestoren aus der Deckung kommen“. Stada kommentierte die Äußerungen nicht. Wyser-Pratte hält nach Unternehmensangaben weniger als 5 Prozent der Stada-Aktien.

Die Einmischung von kritischen Großaktionären ist bei Stada nichts Neues. Erst 2016 war der Investor AOC bei dem Generikakonzern eingestiegen. Er hatte auf der Hauptversammlung im Sommer Aufsichtsratschef Martin Abend zu Fall gebracht und Änderungen im Geschäftsmodell gefordert.

Gleich zwei Finanzinvestoren haben Interesse am Generikakonzern bekundet: Neben Cinven Partners hat auch Advent International das Management über seine Absicht, ein Gebot abzugeben, informiert. Beide Investoren sind bereits im Gesundheitsbereich aktiv – und stehen wie alle Hedgefonds für das Konzept: Kaufen, Reformieren, Versilbern.

Während Cinven 56 Euro je Aktie bietet – in der Summe 3,6 Milliarden Euro – sind keine Details zu der Offerte bekannt. Der Stada-Vorstand hat beschlossen, „ergebnisoffene Gespräche mit den beiden potenziellen Bietern für den Erwerb von bis zu 100 Prozent der Aktien aufzunehmen“. Beide Player könnten auf unterschiedliche Weise „attraktive Optionen im Unternehmensinteresse“ bieten, hieß es.

Nun bekämen die Interessenten die Chance, ihre strategischen Konzepte näher zu erläutern. Der Konzern deutete an, einen noch höheren Angebotspreis erreichen zu wollen: Advent und Cinven sollten „weitere Wertsteigerungspotenziale im Hinblick auf einen potenziellen Angebotspreis bewerten“, hieß es in der Meldung. Man werde die Öffentlichkeit über den Fortgang entsprechend den rechtlichen Anforderungen informieren.

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