Der neue Stada-Vorstandsvorsitzende Dr. Matthias Wiedenfels hat seine Position bekräftigt: „Ich bin der Vorsitzende dieser Company. Punkt“, sagte er bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. „Sie können so ein Amt nicht interimistisch führen.“ Einen vermeintlichen Konflikt mit seinem Vorgänger Hartmut Retzlaff wies er zurück: „Es gibt keine Streitigkeit“, sondern ein „fast freundschaftliches Verhältnis“.
Wiedenfels hat im Juni den Vorstandsvorsitz bei Stada übernommen. Retzlaff hat sein Amt mit sofortiger Wirkung wegen einer schweren, voraussichtlich länger andauernde Erkrankung bis auf Weiteres ruhen lassen. Eine baldige Rückkehr schließt Wiedenfels aus. Käme der ehemalige Konzernchef zurück, wäre er Mitglied des Führungsgremiums, jedoch ohne Geschäftsbereich. „Er müsste erst wieder zum CEO gemacht werden“, so Wiedenfels.
Vorwürfe, der aktuelle Stada-Vorstand habe zu wenig industriespezifische Erfahrung, wiesen Wiedenfels und Helmut Kraft zurück. „Wir haben mit den Geschäftszahlen unter Beweis gestellt, dass wir unser Handwerk verstehen“, sagt der Konzernchef. Stada legte in den ersten sechs Monaten des Jahres in Deutschland zu: Der Bad Vilbeler Konzern erwirtschaftete einen Umsatz von rund 246,9 Millionen Euro (plus 18 Prozent).
Das Markengeschäft entwickelte sich positiv: Die Verkaufserlöse stiegen um 48 Prozent auf rund 98 Millionen Euro. „Wir konnten in Apotheken Saisonaufträge platzieren, die zum starken Wachstum beigetragen haben“, sagt Kraft. Das Plus resultiere auch aus verringerten Retouren und einer Straffung des Portfolios. Das Sortiment von Mobilat etwa wurde von vier auf eine Variante gekürzt. Das Markengeschäft macht hierzulande 40 Prozent des Umsatzes aus, im Vorjahr waren es noch 32 Prozent.
Mit Generika erwirtschaftete der Konzern in Deutschland 149 Millionen Euro (plus 4 Prozent). Aliud habe „sehr stark performt“, so Kraft. Das erste Halbjahr sei sehr gut für die Margenentwicklung gewesen. „Wir glauben an Generika“, sagt Wiedenfels. Es gebe attraktive Patente, die frei würden. Der Bereich bilde das solide Fundament und habe eine Marge von 19 Prozent.
Insgesamt erwirtschaftete der Konzern einen bereinigten Umsatz von rund 1,06 Milliarden Euro (plus 4 Prozent). Das Markengeschäft legte um 5 Prozent auf rund 420 Millionen Euro zu, die Generika-Sparte entwickelte sich mit rund 618 Millionen Euro (plus 1 Prozent) auf Vorjahresniveau. Der bereinigte Gewinn stieg um 13 Prozent auf rund 96 Millionen Euro.
Stada werde künftig weiter in Marken investieren, so Wiedenfels. Wachstumspotenzial sieht der Vorstand beim Parkinsonpräparat Apo-Go. „Das ist ein wirksames Produkt, welches wir nach und nach in verschiedenen Ländern ausrollen wollen.“ Auch Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel wie Daosin seien ein „Trendthema“. Im Kosmetikgeschäft erwartet der Konzernchef vor 2019 keine großen Umsatzsprünge. Stada hat sich an Botox-Präparaten des österreichischen Herstellers Croma exklusive Marken- und Vertriebsrechte für Deutschland gesichert, die vor Zulassungsantrag stehen.
Bezüglich der Neuwahl des Aufsichtsrats bei der Hauptversammlung am 26. August gab sich Wiedenfels diplomatisch: „Wir werden mit jedem Board professionell zusammenarbeiten.“ Drei Apotheker und ein Arzt aus dem Kontrollgremium sollen Managern aus der Industrie weichen. Stada schlägt Rolf Hoffmann (zuletzt Amgen), Dr. Birgit Kudlek (zuletzt Aenova), Tina Müller (Opel) und Dr. Gunnar Riemann (zuletzt Bayer) vor.
Der aktivistische Investor Active Ownership Capital AOC schlägt eigene Kandidaten vor und fordert einen neuen Aufsichtsratsvorsitzenden. Statt Dr. Martin Abend soll der zuletzt als Manager des schweizerischen Pharmakonzerns Novartis tätige Eric Cornut in das Kontrollgremium einziehen.
Der Aufsichtsrat warnte unlängst vor einem kompletten Austausch aller sechs Vertreter der Anteilseignerseite: „Ein derart disruptives Vorgehen ist unüberlegt und fahrlässig“, hieß es in einem Schreiben an die Aktionäre. Das Kontrollgremium warb für die eigenen vier Kandidaten und „empfiehlt dringend, gegen die Anträge von AOC zu stimmen“.
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