65 Euro pro Stada-Aktie – ein faires Angebot, fanden Vorstand und Aufsichtsrat. 65,52 Euro waren noch besser, und so empfahl die Konzernspitze dringend die Annahme des nachgebesserten Angebots. Wer den Rat annahm, reibt sich jetzt verwundert die Augen: Auf 80 Euro kletterte der Aktienkurs. Längst ist klar: Mit einem Schnaps obendrauf werden sich die Zocker nicht begnügen.
63,85 Prozent hatten Bain und Cinven im zweiten Anlauf eingesammelt, das war nur wenig mehr als jene 63 Prozent, an die die Finanzinvestoren ihr Angebot gebunden hatten. Mit dieser Quote kann man im Gesellschaftsrecht freilich wenig anfangen: Satzungsänderungen sind erst ab 75 Prozent möglich; durchregieren kann bei Stada nur, wer eine Dreiviertelmehrheit hat.
So müssen die neuen Mehrheitseigentümer mitunter hoffen, dass möglichst wenig Aktionäre zur Hauptversammlung erscheinen – und ihr Anteil bezogen auf die vertretenen Stimmen damit ausreicht. So erklärt sich auch das massive Störfeuer im Vorfeld entsprechender Aktionärstreffen, mit dem die Führung verunsichert und möglichst viele Investoren nach Frankfurt gelockt werden sollen.
Der Finanzinvestor Paul Singer lässt nun die Katze aus dem Sack. Sein Hegdefonds Elliott machte klar, dass er dem von Bain und Cinven angestrebten Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag nur gegen eine Mindestabfindung von 74,40 Euro je Aktie unterstützen wird. Die Vereinbarung wird derzeit verhandelt und wäre die Lösung, um durchregieren zu können. Alle anderen Aktionäre dürften dann nur noch vom Spielfeldrand aus zuschauen.
Singers Forderung entspricht einem Aufschlag von mehr als 8 Euro je Aktie auf den ursprünglichen Angebotspreis. Allerdings rechnen die Zocker am Kapitalmarkt bereits fest mit einem Extrabonus in dieser Größenordnung. Die Aktie notierte zuletzt bei mehr als 79 Euro. Die Nachfrist für das ursprüngliche Angebot läuft noch bis zu diesem Freitag. Singer soll bereits in einem ersten Schritt einen Teil seines Aktienpakets angedient haben, hatte dann aber über den Markt weitere Stada-Papiere hinzugekauft. Es war bereits spekuliert worden, dass er auf eine Abfindung setzt.
Singer hatte bereits bei Celesio Kasse gemacht. Damals wollte McKesson ebenfalls mindestens eine Dreiviertelmehrheit einsammeln. Das Ziel lag zum Greifen nahe: 72,33 Prozent der Anteile hatte McKesson eingesammelt; betrachtet man nur die seinerzeit tatsächlich gehandelten Aktien, hätte McKesson sogar 85,56 Prozent im Sack gehabt und den Deal damit durchgebracht.
Verwässert wurde die Quote aber durch zwei Wandelanleihen. Inhaber solcher Schuldscheine können am Ende der Laufzeit entscheiden, ob sie sich bar oder in Aktien auszahlen lassen. Daher mussten deren potenzielle Stimmrechte bei der Auszählung berücksichtigt werden. Das Paket von Großaktionär Haniel beispielsweise war damit nicht 50, sondern nur 42 Prozent wert.
Da bei einer Übernahme für die Schuldscheine – anders als für die Aktien – individuelle Preise vereinbart werden können, hätte McKesson damit rechnen können, von Spekulanten zur Kasse gebeten zu werden. So kam es dann auch: Weniger als jede zweite Anleihe wurde McKesson angedient; umgerechnet in Aktien waren dies jene Stimmrechte, die McKesson am Ende zum Glück fehlten. Dass McKesson derart unbedarft in das Milliardengeschäft ging, hatte wohl niemand erwartet. Im zweiten Anlauf klappte es dann.
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