Teva/Ratiopharm

Ein Schweizer kommt nach Ulm

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Berlin -

Teva braucht einen neuen Deutschlandchef. Dr. Markus Leyck Dieken hat den Posten abgegeben und ist zum Mutterkonzern gewechselt. Einstweilen übernimmt der europäische Generikachef Christoph Stoller in Ulm die Führung.

Stoller war 2008 als Landeschef in der Schweiz zu Teva gekommen und 2011 zur Europazentrale gewechselt. In Amsterdam war er zuletzt als Chief Operating Officer (COO) für das gesamte europäische Generikageschäft zuständig. Der Schweizer hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft der Universität St. Gallen. Ab sofort wird er für die gesamten Marketing- und Vertriebsaktivitäten in Deutschland und Österreich zuständig sein. Deutschland ist der größte Markt für Teva in Europa und der zweitgrößte aus globaler Sicht.

Leyck Dieken war Ende 2012 zu Teva gekommen, der Mediziner kam von der Biotechfirma InterMune und hatte zuvor das Europageschäft von Novartis Vaccines sowie das Deutschlandgeschäft von Novo Nordisk geleitet. Zunächst betreute er in Berlin den Bereich der Originalprodukte, im August 2013 übernahm er in Ulm die Verantwortung für das komplette Geschäft in Deutschland und Österreich.

Nun wurde er von der Konzernführung zum Globalverantwortlichen für das Therapiegebiet ZNS ernannt. Zum Bereich, den er von den USA aus betreut, gehört das MS-Medikament Copaxone (Glatirameracetat), das trotz Patentablauf das mit Abstand wichtigste Produkt des Konzerns ist. Auch für das neue Medikament Austedo (Deutetrabenazin) und die Moleküle Fremanezumab, Fasinumab und Pridopidine wird er verantwortlich sein.

Teva macht derzeit eine schwierige Phase durch: Wegen der Übernahme der Generikasparte von Allergan (vormals Actavis) musste sich der Konzern stark verschulden. Als der Deal nur unter Auflagen genehmigt wurde, brachen die gewagten Kalkulationen in sich zusammen. 79 Generika musste Teva an die Konkurrenz verkaufen – mit großem Abschlag und zu Lasten eingeplanter Skaleneffekte.

In der Folge stürzte der Börsenkurs von 55 auf 25 Euro ab – den niedrigsten Wert seit 2005. Insgesamt wird der Konzern mit 28 Milliarden Euro bewertet, während die Verschuldung mittlerweile bei 32 Milliarden Euro liegt.

Auch in Deutschland wurden Sparmaßnahmen angekündigt. Im hohen zweistelligen Bereich sollen in Ulm Arbeitsplätze abgebaut werden. Die Agentur für Arbeit bestätigte gegenüber lokalen Medien, dass Entlassungen angemeldet wurden, was in dieser Unternehmensgröße nur bei mindestens 30 Streichungen innerhalb von 30 Kalendertagen der Fall ist. Durch Frühverrentungen und Vereinbarungen zum freiwilligen Ausscheiden sollen die betriebsbedingten Kündigungen gering gehalten werden.

Für den Standort bedeuten die Entlassungen allerdings keine Schrumpfkur, da Teva in anderen Bereichen wächst. Vor einem Jahr erst wurde das neue Global Technology Center (GTC) eröffnet, in dem Teva zukunftsträchtige Technologien auf ihre Anwendbarkeit in der Herstellung neuer Medikamente testen will. Dadurch nimmt Ulm im Konzern eine bedeutende Stellung ein. Zudem wurde in Ulm mit dem Bau einer Biotech-Produktionsanlage für einen dreistelligen Millionenbetrag begonnen, die nach zwei Jahren fertig sein soll. Geplant sind 300 neue Arbeitsplätze.

Teva ist insgesamt jedoch erheblich unter Druck. Konzernweit sollen bis zu 5000 Stellen abgebaut werden. Gerade erst wurde angekündigt, dass der ungarische Standort Gödöllő nahe Budapest bis Mitte kommenden Jahres geschlossen oder verkauft wird. Dort verlieren bereits in den kommenden Monaten 500 Menschen ihre Arbeit. Außerdem steht der Verkauf ganzer Unternehmensbereiche zur Diskussion.

Dringend wird auch ein neuer Konzernchef gesucht. Für Erez Vigodman, der den Konzern nach drei Jahren verließ, sprang im Frühjahr interimsweise Yitzhak Peterburg ein. Mittlerweile ist Teva offenbar bereit für weit reichende Zugeständnisse: Bisher musste der Posten des Konzernchefs immer an einen Israeli gehen. Angesichts der wirtschaftlichen und strukturellen Schwierigkeiten wolle man nun international nach Führungskräften suchen, ließ Peterburg unlängst verlauten.

Auf der Jefferies Global Healthcare Conference in New York erzählte Peterburg einer Gruppe von Investoren, Teva hoffe einen erfahrenen CEO von einem anderen großen Pharmaunternehmen abwerben zu können. Der ideale Kandidat solle „die Fähigkeit haben, die notwendigen Restrukturierungen vorzunehmen und mit dem Wandel und den Disruptionen innerhalb unserer Industrie umzugehen“, wurde Peterburg vom Medienhaus Bloomberg zitiert.

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