Generika vom Gandhi-Schüler Katharina Lübke, 03.09.2014 11:41 Uhr
Cipla ist nach eigenen Angaben das älteste Pharmaunternehmen Indiens und weltweit der Hersteller mit dem größten Sortiment an inhalativen Medikamenten und Geräten. Bislang vor allem auf dem Heimatmarkt, in Afrika und Osteuropa stark, drängt das Unternehmen mit Sitz in Mumbai jetzt nach Deutschland.
Cipla wurde 1935 durch den Chemiker Dr. Khwaja Abdul Hamied gegründet. Der Schüler von Mahatma Gandhi hatte seinen Doktor an der Humboldt Universität Berlin gemacht. Heute stehen seine Söhne an der Spitze des mittlerweile börsennotierten Unternehmens: Dr. Yusuf K. Hamied, ebenfalls Chemiker, und sein Bruder M.K. Hamied.
Wie andere indische Hersteller profitierte Cipla lange von lockeren Patentgesetzen: 1970 hatte sich das Unternehmem erfolgreich für eine Regelung stark gemacht, nach der indische Hersteller patentgeschützte Produkte herstellen durften, solange der Produktionsprozess nicht geändert wurde.
Diesen Vorsprung nutzten die Hersteller nicht nur für die kostengünstige Versorgung indischer Patienten, sondern auch für die Expansion ins Ausland: 2001 brachte Cipla in Afrika HIV-Medikamente für weniger als einen US-Dollar pro Tag auf den Markt. Mittlerweile wurden die Regelungen wegen des Freihandelsabkommens mit den USA verschärft. Doch Cipla hat sich längst als Lohnhersteller und Generikaanbieter etabliert.
Weltweit vertreibt das Unternehmen mit 26.000 Mitarbeitern mehr als 2000 eigene Produkte in 65 Indikationsgebieten. Zuletzt setzte der Konzern in mehr als 120 Ländern umgerechnet rund 1,2 Milliarden Euro um. Damit hat sich der Umsatz in den vergangenen zehn Jahren knapp vervierfacht.
Der Auslandsanteil liegt bei einem Viertel: 13 Prozent machte Cipla zuletzt in Südafrika. Der Anteil der überwiegend osteuropäischen Länder betrug knapp 6 Prozent und verzeichnete 2013 – auch durch den Kauf des Pharmagroßhändlers Celeris in Kroatien – einen Wachstum von knapp 41 Prozent zum Vorjahr. Nordamerika trug 7 Prozent zum Umsatz bei und verzeichnete rund 18 Prozent Wachstum.
Für den Markteintritt in Deutschland hat sich Cipla zwei erfahrene Manager geholt: Udo Meurle ist seit 2013 bei Cipla, davor arbeitete er seit 1988 für Boehringer, Abbott, Ratiopharm, Sandoz und Wörwag. Dr. Sebastian G. Riedmayr hatte 2001 als Trainee bei Aventis begonnen. 2004 wechselte er zu GlaxoSmithKline, 2008 zu Boehringer. Seit 2010 war er bei Sandoz in der Atemwegsabteilung für das Marketing verantwortlich.
Weitere Produkte hat der Hersteller in der Pipeline, darunter ein Mometason-Nasenspray, aber auch Wirkstoffe wie Meloxicam, Olanzapin, Quetiapin, und Rivastigmin sowie Gemcitabin, Irinotecan und Letrozol.
„In den kommenden 12 bis 18 Monaten streben wir mehrere Markeinführungen in Europa an. Denn wir sehen, dass es überall in Europa eine verstärkte Nachfrage nach preisgünstigen Alternativen im Arzneimittelbereich gibt“, verspricht Konzernchef Subhanu Saxena.
Dem Vernehmen nach steht bereits der nächste indische Hersteller für den Markteintritt in Deutschland bereit: Amneal. Bislang als Lohnhersteller vor allem für die Generikasparte von Pfizer aktiv, hat das Unternehmen bereits eigene Zulassungen für zahlreiche Schnelldreher in der Tasche.