Mylan tritt nach dem Übernahmeangebot von Teva die Flucht nach vorne an: Der US-Generikakonzern bessert seine Offerte für den OTC-Hersteller Perrigo nach. Statt 28,9 bietet Mylan jetzt 31,3 Milliarden US-Dollar in bar und eigenen Aktien. Sollte der Deal zustande kommen, hätten die Perrigo-Aktionäre künftig 38,2 Prozent der Mylan-Aktien – und Teva womöglich das Nachsehen.
Mylan hatte Ende März sein erstes Angebot für Perrigo abgegeben. In dieser Woche lehnte das Perrigo-Management die Offerte offiziell ab: Das Angebot spiegele nicht den Firmenwert und die Wachstumsaussichten wider. Auch der Zukauf von Omega, der Ende März abgeschlossen wurde, sei noch nicht ausreichend berücksichtigt.
Beobachter gingen von Anfang an davon aus, dass sich der Generikakonzern damit in erster Linie Teva vom Hals halten wollte. Der Konkurrent aus Israel hatte am Dienstag 82 US-Dollar je Mylan-Aktie geboten, insgesamt 40 Milliarden Dollar. Der neue Gigant käme auf einen Umsatz von 30 Milliarden Dollar und einen operativen Gewinn (EBITDA) von 9 Milliarden Dollar.
Perrigo stellt OTC-Produkte, Rx-Medikamente sowie Tierarzneimittel und Babynahrung her und ist vor allem in den USA bekannt. Auch als Lohnhersteller ist der Konzern aktiv. Die Umsätze lagen zuletzt bei vier Milliarden US-Dollar. 2005 hatte der US-Hersteller das israelische Unternehmen Agis gekauft, vor einem Jahr wurden der Hersteller Elan für 9,5 Milliarden Dollar übernommen und die Zentrale nach Irland verlegt. Ende vergangenen Jahres hatte Perrigo den belgischen Hersteller Omega für 3,6 Milliarden Euro gekauft und sich so Zutritt zum europäischen Markt verschafft.
Mit der Übernahme von Mylan würde Teva seinen Abstand zum Rest des Generikamarktes deutlich vergrößern: 2013 kam Teva auf Erlöse von 20 Milliarden Dollar, gefolgt von Sandoz mit 9,2 Milliarden Dollar, Actavis mit 8,7 Milliarden Dollar, Mylan mit 6,9 Milliarden Dollar und Hospira mit 4 Milliarden Dollar. Stada kam auf mit 2,7 Milliarden Dollar, Sanofi auf 2,2 Milliarden Dollar und Ranbaxy auf 2,1 Milliarden Dollar. Nach den Übernahmen der vergangenen Monate haben sich die Zahlen teilweise verändert.
Actavis hatte im vergangenen Jahr erst Forest für 21 Milliarden Dollar und dann Allergan für 65 Milliarden Dollar gekauft. Den Botox-Hersteller wollte sich eigentlich Valeant einverleiben, doch der Mutterkonzern von Bausch + Lomb kam stattdessen für 12 Milliarden Dollar bei Salix zum Zug. Abbvie legte nach der gescheiterten Übernahme von Shire20 Milliarden Dollar für Pharmacyclics auf den Tisch, Pfizer 16,5 Milliarden Dollar für Hospira.
Bayer hatte 14 Milliarden Dollar für das OTC-Geschäft des US-Konzerns Merck ausgegeben, der seinerseits für mehr als 8 Milliarden Dollar Cubist übernommen hat. Ebenfalls 8 Milliarden Dollar zahlte Roche für Intermune. GlaxoSmithKline und Novartis hatten ganze Sparten gegeneinander ausgetauscht.
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