Generikahersteller

Actavis kehrt zu Puren zurück

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Berlin -

Eigentlich sollte Puren längst Geschichte sein. Doch weil der indische Hersteller Aurobindo nach der Übernahme des Europageschäfts von Actavis einen neuen Namen brauchte, erlebt die Traditionsmarke jetzt ein Comeback. Am Dienstag wurde bei einer Vertriebstagung in Innsbruck das gesamte Team über die Kehrtwende informiert.

1982 als Joint Venture von Nattermann (heute: Sanofi) und Klinge (heute: Astellas) gegründet, gehörte Puren lange zu den führenden Generikaherstellern in Deutschland. Ende 1995 übernahm Schwarz Pharma (heute: UCB) den Münchener Hersteller und fusionierte ihn mit dem bereits 1991 aufgekauften Hersteller Isis aus Zwickau. Der zu DDR-Zeiten volkseigene Betrieb war nach der Wende privatisiert worden und hatte neben dem Hauptprodukt Pentalong ebenfalls bereits Generika im Sortiment.

Im Juni 1999 übernahm der US-Hersteller Alpharma die Generikasparte von Schwarz für 153 Millionen US-Dollar, was ungefähr dem Doppelten des damaligen Jahresumsatzes entsprach. Im Oktober 2005 schließlich ging der Geschäftsbereich an Actavis. Der isländische Hersteller zahlte 810 Millionen Dollar und beschloss kurz darauf, die Marken Isis und Puren sukzessive zu ersetzen.

In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Produkte sukzessive „außer Vertrieb“ gesetzt und gegen Actavis-Ware ausgetauscht. Bei jeder Abmeldung konnten Apotheken noch vorrätige Isis- und Puren-Produkte gegen die Nachfolger austauschen. 2011 waren das Sortiment zu 90 Prozent umbenannt, im Klinikbereich war der Switch schon damals abgeschlossen.

Neue Generika wurden seit Jahren nur noch unter der Marke Actavis eingeführt. In Deutschland hatte Actavis zuletzt noch wenige Präparate unter den alten Marken im Sortiment: Glimepirid Isis und Ramipril Isis sowie Dormo Puren, Doxa Puren, Furo Puren und Metformin Puren.

Doch Actavis geriet im Zuge der Finanzkrise in Probleme und wurde 2012 von der Deutschen Bank als Hauptgläubigeran den US-Konkurrenten Watson verkauft. Die neuen Besitzer nahmen den weltweit bekannten Namen an, verkauften aber Anfang 2014 ihr Westeuropageschäft an Aurobindo. Der indische Hersteller war seit 2009 in Deutschland aktiv und hatte es über BKK-Rabattverträge in die Apotheken geschafft.

Auch wenn man in München den alten Namen vorerst weiter nutzen durfte, war es nur eine Frage der Zeit, bis sich die beiden Hersteller im Außenauftritt voneinander lösen würden. Pünktlich zum zweijährigen Jubiläum ist es nun soweit: Ab 2016 wird der Name Actavis in Deutschland nicht mehr geführt; das Unternehmen firmiert ab Januar unter der Bezeichnung Puren. Wieder eingeführt wird auch der „Rote Punkt der Partnerschaft“, mit dem sich das Unternehmen schon in den 1980er Jahren zu erkennen gab.

„Mit der Renaissance des roten Punktes als Firmensignet dokumentiert Puren seinen etablierten Stellenwert als traditionsreiches Generikaunternehmen mit einem über Jahrzehnte gewachsenen facettenreichen Portfolio von über 140 Produkten für die Praxis, Klinik und Selbstmedikation“, kommentierte Deutschlandchef Dr. Martin Schwarz. Mit Eplerenon Puren wurde das erste Produkt unter neuem Namen wurde bereits eingeführt.

Dabei wäre die Marke Actavis womöglich demnächst sogar zu haben gewesen. Der US-Konzern hat nach der Übernahme von Allergan im Frühjahr noch einmal den Namen gewechselt und wurde mittlerweile auch noch für den Rekordpreis von 150 Milliarden Dollar von Pfizer übernommen. Das Generikageschäft außerhalb von Europa wurde zuvor an Teva verkauft.

Mit einem Bruttoumsatz von rund 230 Millionen Euro liegt die künftige Puren hierzulande auf Rang 7 unter den Generikaherstellern; nach Abzug der Rabatte aus den Verträgen mit den Krankenkassen bleiben ungefähr 80 Millionen Euro übrig. Nach Absatz kommt das Unternehmen mit etwas mehr als 19 Millionen Packungen auf Rang 8.

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