Bei Infectopharm übernimmt die zweite Generation das Ruder. Firmengründerin Monika Zöller zieht sich zurück und übergibt an Sohn und Schwiegersohn. Die wollen die jährlichen Wachstumsraten im zweistelligen Bereich fortschreiben.
Philipp Zöller ist seit 2013 in der Geschäftsführung, er übernimmt den Vorsitz und ist als Apotheker außerdem für den Bereich Business Development tätig. Sein Schwager Michael Gilster ist seit 1. Juli an Bord; als Wirtschaftsingenieur hat er die Verantwortung für den kaufmännischen Bereich, Logistik und IT. Als externe Manager sind weiterhin Apotheker Dr. Markus Rudolph (Marketing/Vertrieb/Export/Kommunikation) sowie der Biologe Dr. Norbert Stempel (Forschung/Herstellung) an Bord.
„Die zweite Generation ist optimal vorbereitet“, sagt Monika Zöller, die das Unternehmen 1988 mit ihrem Mann gegründet und 2012 nach dessen überraschendem Tod die Führung übernommen hatte. „Geschäftsführung und Mitarbeiter sind bereit für das weitere Wachstum, auch in den internationalen Märkten.“
Mit mehr als 130 Präparaten, rund 220 Mitarbeitern und der 2015 aufgebauten OTC-Tochter Pädia, einer Niederlassung in Wien und internationalen Partnerschaften erreicht das Unternehmen ein überdurchschnittliches Wachstum von jährlich rund 15 Prozent. Zum Portfolio zählen neben speziellen Medikamenten für die Kinderheilkunde auch Präparate für Erwachsene in den Bereichen der Dermatologie, Allergologie und HNO-Heilkunde. Ein Schwerpunkt sind Antibiotika, die im Krankenhaus intravenös appliziert werden. 2019 betrug der Umsatz rund 175 Millionen Euro. „In diesem Jahr wollen wir die 200-Millionen-Euro-Umsatzmarke knacken“, sagt Philipp Zöller.
Weil seine Tochter die bitter schmeckende Medizin nicht schlucken wollte, entwickelte der Diplom-Chemiker Dr. Manfred Zöller einen Penicillin-Saft mit süßem Kirschgeschmack und verbesserter Rezeptur speziell für Kinder – noch heute wird Infectocillin von Kinderärzten verschrieben. Wenig später gründete er mit seiner Frau das Unternehmen, das seither im hauseigenen Labor aus bewährten Wirkstoffen neue Medikamente für Nischenmärkte entwickelt.
Um Aufmerksamkeit in den Kinderarztpraxen zu erlangen, setzte Infectopharm von Anfang an auf Fortbildungen. Ein Jahr nach der Gründung startete das erste „Consilium“. Mittlerweile gibt es pro Jahr rund 30 Veranstaltungen mit 6000 Besuchern. Außerdem können Mediziner auch abseits der Treffen ihre Fragen an rund 300 Referenten des Herstellers per Fax, Telefon oder E-Mail stellen. Rund 2000 Anfragen kommen pro Jahr zusammen.
1996 kam es zu einer Neuausrichtung: Infectopharm zog nicht nur aus Weinheim in ein neues Firmengebäude in das rund 15 Kilometer entfernte Heppenheim. Angesichts einer schwachen Erkältungssaison stagnierte damals das Geschäft mit den verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. „Das nahmen wir zum Anlass, uns auch in anderen Bereichen umzuschauen“, sagt Philipp Zöller.
Die Einführung des Läusemittels Infectopedicul sollte der erste Schritt sein, neue Felder zu erschließen. Zwei Jahre später wurden mit dem Antibiotikum InfectoFos auch Kliniken gezielt angesprochen. Kurz darauf startete mit Helmex/Combantrin das Auslandsgeschäft nach Österreich.
Monika Zöller wird der Geschäftsführung weiterhin beratend zur Seite stehen und insbesondere den Umbau des früheren Lagers in dringend benötigte neue Büros begleiten. Philipp Zöller will das Erfolgsrezept weiterführen: Entwicklung typischer Unikat-Präparate und weiteres Wachstum durch motivierte Mitarbeiter und strategische Neuakquisitionen. Ein neues Geschäftsfeld hat das Unternehmen erst im Februar mit dem Nahrungsergänzungsmittel SpermidineLife betreten. Es fördert die Selbsterneuerung der Zelle. Das Produkt hat nach Firmenangaben insbesondere in der Corona-Krise die optimistischen Erwartungen noch übertroffen – und das Portfolio erfolgreich erweitert.
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