DocMorris-Chef Ralf Däinghaus begrüßt Drogerien und Supermärkte als Mitstreiter im Kampf um die Öffnung des Apothekenmarkts. Zugunsten des Systemwechsels ist DocMorris/Celesio also offenbar zunehmend bereit, sich mit möglichen künftigen Mitbewerbern zu verbünden. Das Changieren könnte dramatische Konsequenzen haben: Nicht wenige Gehe-Kunden und DocMorris-Franchisenehmer werden sich fragen, auf wessen Kosten ihr Partner seine Interessen eigentlich vertritt.
Längst ist klar, dass Celesio sich nicht mehr überwiegend als Pharmagroßhändler begreift, sondern das Heil in der Flucht nach vorne sucht. Selbst Supermärkte und Drogerieketten werden plötzlich salonfähig. Gemeinsam, so möglicherweise die Hoffung von Däinghaus & Co., könnten die Riesen die Welt der inhabergeführten Apotheken eher auflösen und unter sich aufteilen als im Alleingang. Ein Eingeständnis, dass Europas größter Pharmahandelskonzern mit seinen Versuchen, den Umbruch herbeizuführen, scheitern könnte?
Das Hauen und Stechen der verschiedenen Celesio-Töchter und ihrer Protagonisten spricht Bände: Während ISA-Sprecher - und seit neuestem DocMorris-Apotheker - Dr. Werner Gajweski gemeinsam mit Gehe-Chef André Blümel noch vor kurzem kollegiale Instinkte beschwörte, schwenkte Konzernchef Dr. Fritz Oesterle bereits bei einer Veranstaltung der Grünen um: Wegen der „Abfuhr von den Innungsmeistern der ABDA“ werde man das Konzept der „regulierten Deregulierung“ nicht mehr bewerben, sondern sich auf eine komplette Liberalisierung einstellen. Und weil bei Celesio derzeit offenbar jeder ein bisschen Politik macht, durfte Däinghaus in der FTD öffentlich um die Gunst der Schleckers, Rossmanns, Werners und Schwarz' buhlen. Sind die vermeintlich übermächtigen Drogerie- und Supermarktketten nun die letzte Rettung in einem einsamen und möglicherweise immer weniger aussichtsreichen Kampf, das Fremd- und Mehrbesitzverbot zu kippen?
Während sich die Führungsriege in Stuttgart in ihrer Argumentation zunehmend verstrickt, finden sich die Mitarbeiter an der Basis immer wieder in Erklärungsnot. Denn nicht immer lassen sich andere - zum Beispiel Verbände, Mitbewerber, Fachmedien - für die eigenen Schwierigkeiten verantwortlich machen. Die Nervosität wächst, auch an der Börse. Tief im Inneren des Milliarden-Konzerns scheint es zu brodeln.
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