Das störanfällige belgische Atomkraftwerk Tihange gerät immer wieder in die Schlagzeilen. Die Angst vor einem Atomunfall ist in der Aachener Grenzregion groß. Der Privatgroßhändler Otto Geilenkirchen beteiligt sich mit seiner Lieferwagenflotte am Widerstand gegen den Pannen-Meiler.
Das Atomkraftwerk liegt 57 Kilometer von Aachen entfernt. In den vergangenen Jahren kam es wiederholt zu Störfällen, zeitweise wurden einzelne Blöcke vom Netz genommen. Die Nachbarstaaten und -regionen haben die belgische Regierung mehrfach dazu aufgefordert, Tihange vom Netz zu nehmen. Derzeit sind mehrere zivilrechtliche Klagen auf Stilllegung anhängig, denen unter anderem die Landesregierungen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beigetreten sind.
Der Widerstand gegen das Pannen-AKW zieht sich quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen. Auch Geilenkirchen beteiligt sich aktiv an der Anti-Tihange-Kampagne, etwa durch das Verteilen von Aktionsplakaten an die Apotheken. Jetzt setzt das Familienunternehmen ein weiteres Zeichen des Protests: Seit Kurzem prangt auf den mehr als 50 Lieferfahrzeugen der Geilenkirchen-Flotte der plakative Slogan „Die Dreiländerregion Aachen gegen Tihange“.
„Normalerweise halten wir uns aus politischen Diskussionen heraus, sofern sie nicht unmittelbar unser Tätigkeitsfeld betreffen“, sagt Ann Dwornik von der Inhaberfamilie. „Der Protest gegen das marode Atomkraftwerk ist jedoch ein parteiübergreifendes gesellschaftliches Thema, zu dem wir gern Stellung beziehen. Ausdrücklich danken möchte ich den für uns tätigen Subunternehmern, die sich der Aktion spontan angeschlossen haben.“
Die Städteregion hatte die Firmen dazu aufgerufen, sich mit kreativen Ideen an der Aktion „Etwas unternehmen gegen Tihange“ zu beteiligen. Städteregionsrat Helmut Etschenberg freut sich über die Unterstützung: „Dass die Firma Geilenkirchen jetzt so deutlich Flagge zeigt und unser ‚Nein‘ gegen den belgischen Schrottmeiler mit der Apothekenbelieferung tagtäglich durch die Innenstädte und über die Landstraßen der Region transportiert, ist ein starkes Zeichen.“
Bei einem Besuch des Großhandelsbetriebs schaute sich Etschenberg jetzt an, wie die Protest-Aufkleber auf den weißen PKW der Fahrzeugflotte wirken. „Außerdem konnte ich mich beim Betriebsrundgang überzeugen, welch professionelle Logistik hier im Rahmen der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung eingesetzt wird.“
In der Aachener Region bereite man derzeit die prophylaktische Verteilung von Jodtabletten an die Bevölkerung vor. Geilenkirchen ist gemeinsam mit den Apotheken eng an die Vorverteilung in der Region eingebunden. „Dafür bin ich der Firma sehr dankbar“, betont Etschenberg.
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