Gehe/Celesio gründet Praxis-Kette Janina Rauers, 07.09.2010 14:49 Uhr
Celesio will deutsche Patienten versorgen - auch ohne eigene Apotheken. Zusammen mit dem US-Konzern Medco plant der Stuttgarter Pharmahändler ein Versorgungskonzept für Chroniker, die in ihrem häuslichen Umfeld gepflegt werden (Specialty Pharmacy). Doch bei Medikamenten soll es nicht bleiben: Die Celesio-Großhandelstochter Gehe zieht mit der „Gesellschaft für Versorgungskonzepte in der Wundbehandlung (gvw)“ eine Kette ambulanter Behandlungszentren auf.
Seinen Ursprung hat das Konzept in Steinfurt: Dr. Werner Gajewski, Inhaber mehrerer Apotheken, Sprecher des ISA-Verbandes und Global-Apo-Chef, stellte 2008 den ersten zertifizierten Wundmanager ein. Das Geschäft wurde unter der Leitung des Pflegeexperten André Lantin aus der Apotheke ausgegliedert; die ersten externen Wundzentren wurden gegründet.
2009 stieg Gehe in die Projektleitung ein und kaufte die Gajewski-Firma im Mai dieses Jahres. Norbert Schneider, seit 2004 beim Großhändler und für den Bereich Gesundheitsrecht und Versorgungsmanagement zuständig, wurde zweiter Geschäftsführer.
Bislang hat gvw vier Wundzentren in Deutschland eröffnet. Nach Ankum, Konstanz und Steinfurt kam im Mai München-Giesing als Standort hinzu. Bis 2015 will Gehe/Celesio deutschlandweit mit eigenen Wundzentren vertreten sein: Jährlich sind rund sechs neue Einrichtungen geplant, insgesamt sollen es mindestens 20 werden. Bis Ende 2011 sollen in Berlin, Stuttgart, Düsseldorf, Nürnberg und Regensburg Patienten durch gvw versorgt werden.
Die bestehenden Wundzentren sind in Ärztehäusern sowie in einem Krankenhaus untergebracht. Die Patienten werden durch selbstständige Chirurgen betreut; gvw stellt die Behandlungsräume samt Personal zur Verfügung. Die bei der Gehe-Tochter angestellten Gesundheits- und Krankenpfleger müssen eine Zusatzqualifikation der schweizerischen „Akademie für Zertifiziertes Wundmanagement“ absolvieren. Die Therapiehoheit verbleibt beim Arzt. Management, Organisation und den Kontakt zu den Kassen übernimmt dagegen gvw.
Mindestens zwei Mal monatlich werden die Patienten, die etwa an Diabetes oder Herzinsuffizienz leiden, in den Wundzentren behandelt. Sind sie nicht mobil, übernimmt externes Pflegepersonal die Versorgung zu Hause oder im Heim. Außerdem kooperiert gvw mit Kliniken, Podologen, Orthopädieschuhmachern und Physiotherapeuten.
Noch trägt sich das Geschäftsmodell nicht: Die Kassen übernehmen bislang nur die Kosten für die Abgabe der Medizinprodukte. Die gvw strebt eine Beteiligung am Behandlungserfolg an. „Wir wollen Einsparungen nicht an der, sondern durch die Behandlung ermöglichen“, sagte Schneider gegenüber APOTHEKE ADHOC. Mit acht Kassen werde zurzeit über eine Dienstleistungsvergütung verhandelt. Außerdem wird im Rahmen eines Pilotprojektes getestet, wie die Behandlung in Wundzentren zur schnelleren Heilung beiträgt.