Sechs Wochen nach dem Zusammenschluss von Gehe und Alliance Healthcare Deutschland (AHD) gab es jetzt das erste gemeinsame Town Hall Meeting. Bei der Webkonferenz in der vergangenen Woche war laut Teilnehmern die Spannung zu hören – auch wenn es nach wie vor keine konkreten Aussagen zu den Zukunftsplänen gab.
„Train“ lautete der interne Projektname für die Fusion von Gehe und Alliance. Bis zum Schluss war nur ein kleiner Kreis aus dem Management eingeweiht – erst unmittelbar vor Vollzug am 1. November wurden die Belegschaften informiert. Seitdem gab es einige personelle Veränderungen in Stuttgart, aber keine wesentlichen Aussagen zu den Zukunftsplänen.
Umso größer waren die Erwartungen, mit denen die Mitarbeiter in diese erste digitale Betriebsversammlung gingen. Endlich klare und verlässliche Aussagen zur Zukunft der Arbeitsplätze, zur Zukunft des Unternehmens und zu den Niederlassungen. Immerhin hatte das Management vorab sogar darum gebeten, Fragen zu stellen, was dann auch rund 50 der mehr als 4000 Mitarbeiter taten.
Aline Seifert (AHD) und Andreas Thiede (Gehe) spielten sich wie Talkmaster die Bälle zu und versuchten, sich der Gesamtbelegschaft als bereits gut funktionierendes Team zu verkaufen, heißt es aus Kreisen der Teilnehmer. Schlagwörter wie „Marktführer“ und Attribute wie „innovativ“ und „erfolgsorientiert“ hätten den Eindruck vermittelt, dass der Deal den Mitarbeitern noch einmal schmackhaft gemacht werden sollte. Wobei Seifert sich wohl an ihr Manuskript hielt und Thiede versuchte, einen gewinnenden Eindruck zu machen.
Wer allerdings konkrete Aussagen zur weiteren Personalstärke, zu einem möglichen Personalabbau oder einer Umstruktuierung und den bereits angekündigten Synergieeffekten erwartete, wurde enttäuscht: Auch die Personalchefs hätten nur Allgemeinplätze formuliert und sich keine konkreten Aussagen entlocken lassen, heißt es.
Stattdessen wurde das Zusammenwachsen des Unternehmens beschworen und eine umfassende Bestandaufnahme zugesagt. Dass die IT-Struktur angeglichen wird, interessierte die Belegschaft weniger als vielmehr die Frage, ob beispielsweise ihr Arbeitsplatz in Singen noch sicher ist und ob die Umbaumaßnahmen in Duisburg noch durchgeführt werden oder dem Rotstift zum Opfer fallen. Darauf gab es keine Antworten, auch Fragen zu weiteren Einschnitten und zur Kürzung von Gehältern wurden mit dem Verweis auf den Tarifvertrag beantwortet. Bei der Frage nach der neuen Konzernzentrale leistete sich Thiede einen Freudschen Versprecher, als er von der heutigen Gehe-Zentrale in Hamburg sprach.
Was nicht gesagt wurde, mussten die Mitarbeiter zwischen den Zeilen lesen. Die neue Geschäfts- und Unternehmensleitung soll im Januar bekannt gemacht werden, hier zeichnet sich eine Verzahnung ab: So könnte die Gesamtverantwortung für den Vertrieb und die Apothekenkooperation künftig in einer Hand liegen – schon heute ist der Außendienst mit dem Angebot im Markt, die Konditionen für beide Lieferanten insgesamt zu betrachten.
Was nach wie vor sicher scheint: Das gesamte Niederlassungsnetz wird auf den Prüfstand gestellt, ein Mix aus Neubauten und Sarnierungen soll letzendlich ein neues, stark reduziertes und hoch automatisiertes Netzwerk entstehen lassen.
Man werde weiter informieren, hieß es zum Abschluss. Und: Es gibt eine neue Mitarbeiterzeitung.
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