Großhandel

Gehe mit frecher Anti-Noweda-Kampagne

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Berlin -

Gehe steht vor der Hochzeit mit Alliance Healthcare – und macht sich hübsch. Jedenfalls ist der Stuttgarter Großhändler aktuell mit einer ziemlich frechen Aktion im Markt unterwegs. Mit kaum unterdrücktem Spott geht es gegen die Angebote des Konkurrenten Noweda.

Das Schreiben an Apotheken beginnt mit der Frage: „Veränderung im Apothekenmarkt – Gehören Sie zu den Gewinnern?“ Gehe wird nach eigener Wahrnehmung nämlich „gerade in bewegten Zeiten wie diesen“ von vielen Apothekern darauf angesprochen, wie sich diese vom vollversorgenden Großhändler unterstützen lassen könnten. „Sicher haben auch Sie sich schon Gedanken über folgende Fragen gemacht, von deren Beantwortung viel für die Zukunft auch Ihrer Apotheke abhängt.“

Und diese Fragen lauten zum Beispiel: „Hoffen Sie auf mehr Rezepte, weil Plakate anprangern, dass alle 38 beziehungsweise 32 Stunden in Deutschland eine Apotheke schließt?“ Zwar wird der genossenschaftliche Mitbewerber nicht namentlich genannt, aber der Bezug zur Noweda-Kampagne dürfte auch dem verschlafensten Apotheker auffallen.

Abgeschwächt gilt das auch für die Frage: „Verlassen Sie sich darauf, dass das Rx-Versandverbot noch kommt?“ Immerhin hat sich die Noweda sehr für das Thema eingesetzt und unter anderem den Pharmaziestudenten Benedikt Bühler und seine RxVV-Petition massiv unterstützt.

Die nächste Frage kann man als Spitze gegen die Noweda-Plattform IhreApotheken.de verstehen: „Glauben Sie, dass die ‚Online-Vorbestellung‘ die richtige Antwort auf das E-Rezept ist?“ Zumindest auch in Richtung Essen heißt es: „Vertrauen Sie einer Kooperation mit einer Mediengruppe, die sich unter anderem durch Anzeigen von Amazon finanziert?“

Wer die Noweda-Aktivitäten nicht kennt, dürfte dagegen etwas verwirrt von diesen Fragen sein. Wer also hat Post bekommen? Gehe hat das Schreiben einem Sprecher zufolge „an ausgewählte Apotheken geschickt, die aktuell nicht von den Angeboten und Vorteilen von Gehe profitieren“.

Aber warum eine Anti-Noweda-Kampagne? Die Antwort aus Stuttgart fällt ausweichend aus: „Der Apothekenmarkt steht vor einem Umbruch. Vor allem die Digitalisierung hat das Potenzial, Prozesse und Strukturen nachhaltig zu verändern. Wir sind der festen Überzeugung, dass es dabei Gewinner und Verlierer geben wird. Als Gehe unterstützen wir die Apotheken dabei, digital zu agieren und vor Ort zu profitieren.“

Dem Sprecher zufolge weiß man in Stuttgart aus Gesprächen mit Apothekern, dass zum jetzigen Zeitpunkt ein hoher Informationsbedarf und damit auch Unsicherheit in Bezug auf die Digitalisierung besteht. „Wir als Gehe wollen keine Ängste schüren, sondern verstehen unsere Aufgabe darin, Vorteile – beispielsweise des E-Rezepts – sowohl aus Sicht des Patienten als auch aus Sicht der Apotheke aufzuzeigen.“ Die Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Kunden änderten sich im digitalen Zeitalter. „Erfolgreiche Apotheken erkennen dies und stellen sich mit unserer Hilfe darauf ein. Die alles dominierende Frage der Apothekeninhaber ist: Wie bleiben auch in Zukunft die Rezepte in meiner Apotheke?“, so der Sprecher.

Wer diese Fragen mit Gehe diskutieren möchte, soll sich beim Großhändler melden, „um zu besprechen, was wir für Sie und die Zukunft Ihrer Apotheke tun können“. Zum Beispiel bei der Digitalisierung, denn die „lässt sich nicht aufhalten – auch nicht im Apothekenmarkt“. Jetzt sei „der richtige Zeitpunkt, um sich für einen Großhandelspartner zu entscheiden, mit dem Sie zu den Gewinnern der Veränderung zählen“, heißt es in dem Schreiben.

Worin die Unterstützung der Gehe konkret besteht, verrät der Sprecher auf Nachfrage: „Unser Credo lautet: Es ist besser den Markt aktiv zu gestalten, als wenn andere Rahmenbedingungen vorgeben. Aktuell bieten wir unseren Kunden ein umfassendes Digitalisierungspaket entlang der gesamten Customer Journey an: zum Beispiel digitale Schaufenster, Online-Visitenkarte bei Google, ein digitales Kundenbindungs- und Kommunikationsprogramm, Workshops zur Nutzung sozialer Medien, E-Commerce-Lösungen, Live-E-Learnings der Gehe Akademie und vieles mehr.“ Für das Backoffice gebe es Angebote wie Wawi Extra und den automatisierten Retourenabgleich ARA.

Außerdem ist Gehe Partner bei der Initiative Pro AvO (Pro Apotheke vor Ort), zusammen mit Noventi, dem Wort & Bild Verlag, BD Rowa und Sanacorp. Der Zusammenschluss will bald sein Plattform-Konzept vorstellen. Daher die Frage an Gehe zurück: „Glauben Sie, dass die „Online-Vorbestellung“ die richtige Antwort auf das E-Rezept ist?“ Die Antwort: „Alleinige Online-Vorbestellungen haben nicht das Potenzial, die unterschiedlichen Bedürfnisse der Endverbraucher zu befriedigen. Mit der Einführung des E-Rezepts wird sich die Lösung durchsetzen, die es dem Patienten ermöglicht, sein verschreibungspflichtiges Präparat schnell, bequem und sicher zu erhalten.“

„Wir als Gehe haben uns gegen den Alleingang und für die Zusammenarbeit mit starken Partnern entschieden, um die Apotheke vor Ort im Wettbewerb um den digitalen Kunden zu stärken. Wenn es gelingt, die Vorteile der Online- und Offline-Welt zusammenzubringen, bleibt auch zukünftig das Rezept in der Apotheke.“

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