Großhandelskonditionen

Gehe kassiert für „vermeidbare“ Touren Alexander Müller, 29.08.2011 12:05 Uhr

Berlin - 

Wie sein Mitbewerber Phoenix verlangt der Stuttgarter Pharmagroßhändler Gehe ab September einen Sonderzuschlag von 0,5 Prozentpunkten von den Apotheken. Doch der „AMNOG/GKVÄg-Ausgleich“ ist nicht alles: Für Gehe-Kunden gilt künftig eine Mindestbestellmenge, strengere Retourenregeln und eine Liefergebühr. Außerdem erhöht die Celesio-Tochter den Rechnungstakt, um schneller an ihr Geld zu kommen.

Gegenüber den eigenen Kunden rechtfertigt Gehe die Aktion so: „In Zeiten rückläufiger Margen ist es von Bedeutung, dass wir gemeinsam, Großhandel und Apotheke, alle relevanten Prozesse optimieren.“ Deshalb sei es fair, anfallende Kosten für Retouren, Bestellvorgänge und Touren nicht „nach dem Gießkannenprinzip“ auf alle umzulegen, sondern „gemäß dem Verursacherprinzip“. Heißt im Klartext: Bei Bestellungen unter 150 Euro fallen künftig alle ausgehandelten Rabatte weg. Diese Aufträge seien „vermeidbar“ und werden von Gehe künftig zum AEP ausgeliefert.

Zusätzlich erhebt Gehe ab September eine Lieferpauschale: Jede Tour kostet dann pauschal 98 Cent. Der Großhändler begründet dies mit den steigenden Energiepreisen. Auch bei den Retouren ziehen die Stuttgarter die Zügel an: Eine volle Erstattung gibt es nur noch, wenn die Ware innerhalb eines Monats zurückgeschickt wird und der Wert 2,5 Prozent des Vormonatumsatzes nicht übersteigt. Alles darüber hinaus werde künftig als Rückkauf behandelt, teilte Gehe mit.

Beim Skonto gibt der Großhändler ab September drei Pauschale Sätze vor: „Halbmonatszahler“ bekommen 1,05 Prozent Nachlass. Wer seine Rechnung bis zum 7. oder 14. des Folgemonats begleicht, bekommt 0,75 Prozent beziehungsweise 0,5 Prozent Skonto. Danach berechnet Gehe Zahlungszielkosten.

Warum Gehe zu diesem Bündel an Maßnahmen greift, wollte ein Konzernsprecher auf Nachfrage nicht kommentieren. Allerdings gibt es Retourenquoten und Mindestbestellmengen auch bei anderen Großhändlern.

Was den Sonderabschlag betrifft, erhebt Branchenprimus Phoenix ebenfalls ab September einen Herstellerbezugsausgleich. Die Noweda will ihre Konditionen zumindest bis zum Jahresende konstant halten. Ab 2012 werden die Karten ohnehin neu gemischt, weil zum Jahreswechsel die neue Großhandelsvergütung in Kraft tritt. Danach bekommen sie einen Zuschlag von 3,15 Prozent sowie eine Fixpauschale von 70 Cent pro Packung.