Gedächtnisverlust: Nur Tebonin ist gut APOTHEKE ADHOC, 31.08.2018 09:08 Uhr
Ginkgo, Ginseng und Taigawurzel versprechen, dem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen oder die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit zu steigern. Öko-Test hat 28 Produkte genauer unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss: Ein Kauf ist meist rausgeschmissenes Geld. Nur einem Arzneimittel wurde das Prädikat „gut“ verliehen.
Im Test sind insgesamt 28 Präparate, darunter elf Arzneimittel mit Ginkgoblätter-Trockenextrakt gegen Gedächtnisverlust, sechs stärkende Arzneimittel mit Ginseng und Taigawurzel sowie elf Nahrungsergänzungsmittel (NEM) aus Apotheke, Reformhaus oder Drogerie. Öko-Test-Experte ist Professor Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Universität Frankfurt.
Geprüft wurde auf Warnhinweise, Überschreitung der Höchstmengenempfehlung, Wirksamkeit und Nutzen, bedenkliche oder umstrittene Inhaltsstoffe sowie Verpackungsmängel. Arzneimittel ohne Wirksamkeitsbelege aus wissenschaftlichen Studien oder NEM ohne Nutzen für gesunde Verbraucher wurden abgewertet.
Testsieger unter den Ginkgo-Präparaten ist Tebonin konzent von Dr. Willmar Schwabe. Das Arzneimittel enthält zwar wie die anderen Produkte einen Trockenextrakt aus Ginkgoblättern, jedoch als einziges Produkt im Test den Spezialextrakt EGb 761, für den drei methodisch aktuelle Studien zu Alzheimer-Demenz und altersbedingten Gedächtnisstörungen vorliegen. Zwei Studien würden eine signifikante Verbesserung bei einer Tagesdosis von 240 mg zeigen, so Schubert-Zsilavecz. Für das Prüfkriterium wissenschaftliche Begutachtung lautet das Urteil folglich „gut“. Ein „sehr gut“ konnte nicht vergeben werden, da die Leitlinie zur Behandlung von Demenzerkrankungen verschreibungspflichtige Arzneimittel als Mittel der Wahl festlegt.
Für Kaveri 120 mg von KSK-Pharma mit dem Spezialextrakt LI 1370 liegen den Testern produktbezogene klinische Studien vor. „Doch weder was Qualität noch was Quantität dieser Daten anbelangt, können sie aus wissenschaftlicher Sicht als sichere Wirksamkeitsbelege gelten“, schreibt Öko-Test. Die Wirksamkeit wird nur als „wenig überzeugend“ beurteilt. Somit kommt das Präparat im Gesamtergebnis nicht über ein „ausreichend“ hinaus.
Ebenso Gingium extra 240 mg (Hexal), Ginkgo von AL und Stada zu 120 mg und Ratiopharm – wobei einige der Produkte den Schwabe-Extrakt enthalten. Die Produkte von 1A Pharma und Sandoz wurden nur mit „ungenügend“ bewertet, da die Präparate noch für weitere Indikationen eine Zulassung halten, für die es jedoch keine Wirksamkeitsbelege gibt.
Ginseng und Taigawurzel erhalten das Fazit: „kraftlose Wurzeln“. Wissenschaftlich betrachtet, sei keines der Produkte im Test wirksam, darunter Eleu Curarina (Harras Pharma) und Pharmaton Vital (Sanofi), dem ein Warnhinweis für das Risiko einer Unterzuckerung fehlt. „Ungenügend“ lautet das Gesamturteil für das Sanofi-Produkt.
Kein gutes Haar lassen die Experten an den Nahrungsergänzungsmitteln: „undefiniert und nutzlos“. Enthaltene Extrakte werden nicht näher definiert. Verbraucher tappten in puncto Gehalt im Dunkeln und Studien fehlten. Die Apothekenmarken Centrum Plus Ginseng und Ginkgo (Pfizer), Orthomol Mental und Pure Encapsulations Anti-Stress (Pro Medico) werden mit „ungenügend“ bewertet. Für den gesunden Verbraucher ergebe sich bei einer Anwendung kein Nutzen. Außerdem sind enthaltene Vitamine und Mineralstoffe zum Teil überdosiert.