Nach zweieinhalb Jahren an der Spitze des Ulmer Generikaherstellers Ratiopharm, gibt Dr. Philipp Daniel Merckle zum 1. April seinen Posten als Geschäftsführer ab. Dies berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) unter Bezug auf Informationen eines Unternehmenssprechers. Die Leitung wird demnach künftig der 41-Jährige Wirtschaftsingenieur Oliver Windholz übernehmen, der innerhalb der Merckle-Firmengruppe von Heidelberg Cement zu Ratiopharm wechselt.

In der Branche wird nun spekuliert, ob Firmenpatriarch Adolf Merckle, der in wenigen Tagen seinen 74. Geburtstag feiert, seinen Sohn aus unternehmerischen Gründen kalt gestellt hat. Merckle werde sich aus dem Tagesgeschäft zurückziehen und in den Beirat von Ratiopharm wechseln, zitiert die SZ den Sprecher.

Philipp Daniel Merckle hatte die Führung bei Ratiopharm übernommen, nachdem der Konzern wegen seiner Vertriebspraktiken in die Schlagzeilen gekommen und das alte Management ausgetauscht worden war. Seitdem hatte er versucht, das Unternehmen unter dem Claim "World in Balance" neu zu positionieren: Das Zwillingskonzept wurde durch einen Spendenansatz ersetzt; auf Schiffstourneen versuchte Merckle die Öffentlichkeit von seinem Konzept der sozialen und ethischen Werte zu überzeugen. Erster Partner von „World in Balance“ wurde die Stiftung „Menschen für Menschen - Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe“.

Doch der wirtschaftliche Erfolg blieb offenbar aus. Beobachter hatten angesichts wegbrechender Vertriebserlöse bereits seit längerem gerätselt, wie lange der Firmengründer den Aktivitäten seines Sohnes tatenlos zusehen werde. Womöglich hat Adolf Merckle, einer der reichsten Männer Deutschlands, jetzt die Reißleine gezogen.

Vielleicht ist der Führungswechsel bei Ratiopharm auch der Auftakt einer Generalerneuerung des gewaltigen Firmenimperiums. Laut SZ wollen die Merckles sämtliche Beteiligungen und Firmen in einer neuen Holding bündeln. Die Führung der Geschäfte soll dann offenbar von dem ehemaligen Phoenix-Vorstandsvorsitzenden Dr. Bernd Scheifele übernommen werden.