Beim Telemedizin-Anbieter Kry gibt es einen Wechsel an der Spitze: Deutschlandchefin Cristina Koehn übergibt ihren Posten an Dr. Daniel Schneider.
Schneider übernimmt ab sofort die Leitung des Deutschlandgeschäfts; er hat die Aufgabe, Videosprechstunden allen deutschen Patienten zugänglich machen. Zuletzt war der 41-Jährige als Geschäftsführer bei Oetker Digital für die digitale Transformation verantwortlich. Dort baute er seit 2017 ein mehr als 100-köpfiges Team in allen digitalen Disziplinen auf und entwickelte technologie-basierte Produkte wie Juit Now, ein Service zur Versorgung mit gesunden Mittagessen in Büros. Zuvor leitete Schneider die Weiterentwicklung der Customer Experience und die Social-Shopping-App Fleek bei Zalando. Von Hause aus ist Schneider Kommunikationswissenschaftler und Politologe.
„Kry revolutioniert als schwedisches Unternehmen die Gesundheitsversorgung in Europa. Ich freue mich darauf, die Kry-Videosprechstunde als Baustein der medizinischen Versorgung in Deutschland zu etablieren. Als Marktführer mit mehr als 1,5 Millionen Videosprechstunden in Europa sind wir überzeugt, höchste medizinische Qualität mit einer einfachen, sicheren und zuverlässigen Nutzererfahrung kombinieren zu können,” sagt Schneider. „Unser lokales Team ist besonders darauf fokussiert, den Bedürfnissen und Anforderungen der deutschen Patienten und Ärzten gerecht zu werden – jetzt arbeiten wir mit allen Kräften daran, noch im zweiten Quartal auch für gesetzlich Versicherte in Deutschland erstattungsfähig zu werden.“
Koehn hatte im Dezember den Deutschlandstart von Kry geleitet und will sich jetzt wieder verstärkt der globalen Geschäftsentwicklung widmen. „Wir haben uns zwei Jahre auf den deutschen Markt vorbereitet. Nach dem erfolgreichen Launch steht für uns weiterhin der Patient an erster Stelle. Wir wollen, dass unsere App und die Nutzungserfahrung möglichst zu 100 Prozent dem entsprechen, was sich der deutsche Patient wünscht. Dafür ist Daniel Schneider mit seiner Erfahrung genau der richtige Mann“, so Koehn.
Mit Kry haben Patienten die Möglichkeit, innerhalb weniger Minuten über ihr Smartphone oder Tablet mit einem Facharzt zu sprechen. Hierzu beantworten sie zunächst Fragen zu ihren Beschwerden. Privatversicherte können die Kosten von rund 50 Euro abrechnen, Kassenpatienten müssen sie bislang selbst zahlen.
Seit einigen Wochen bietet Kry auch ein E-Rezept an, das beim Kooperationspartner DocMorris, der wiederum für Kry wirbt, oder in Vor-Ort-Apotheken eingelöst werden kann. Mangels digitaler Infrastruktur sendet Kry das E-Rezept bisher als Fax an die Vor-Ort-Apotheke, die sich der Patient ausgesucht hat.
Im Januar hatte sich der schwedische Mutterkonzern frisches Kapital besorgt. Im Rahmen einer weiteren Finanzierungsrunde stellen Investoren weitere 140 Millionen Euro bereit. Das eingesammelte Kapital will Kry nutzen, um seine ehrgeizigen Wachstumspläne in Europa zu beschleunigen und so „die Art und Weise zu verändern, wie Millionen von Patienten im digitalen Zeitalter Zugang zu Gesundheitsdiensten erhalten“. Konkret sollen die Gelder in die Weiterentwicklung des Produktangebots in den bestehenden Märkten Schweden, Großbritannien, Frankreich, Norwegen und Deutschland fließen. Außerdem sollen neue Märkte erschlossen und neue Fachkräfte gewonnen werden.
Das Geld kam zum Teil von den bestehenden Investoren – Index Ventures, Creandum und Accel. Angeführt wurde die Finanzierungsrunde aber von „Ontario Teachers' Pension Plan“, Kanadas größtem Rentenfonds. Dessen „Teachers' Innovation Platform“ (TIP) hat sich auf Beteiligungen an Unternehmen spezialisiert, die mittels Technologie bestehende Strukturen verändern und neue Sektoren erschaffen.
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