Die Drogeriekette Schlecker feilt weiter an ihrem Eintritt in den Arzneimittelmarkt. Nachdem das Unternehmen bereits vor Monaten per Chiffre-Anzeige nach pharmazeutischem Personal gesucht hat, laufen ebenfalls bereits seit Frühjahr offenbar Verhandlungen mit pharmazeutischen Herstellern. Dies geht aus einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) hervor.
Auch die FTD bestätigt, dass Schlecker in den Niederlanden eine Versandapotheke aufbauen will, um deutsche Verbraucher mit Arzneimitteln zu beliefern. Eine Einbindung der knapp 11.000 deutschen Filialen ist bislang dagegen offenbar nicht geplant. Beobachter sprechen von einem langfristigen, strategischen Investment der Familie.
Bereits Anfang Mai soll das Familienunternehmen bei Pharmaherstellern und -verbänden für eine Zusammenarbeit geworben haben. Die FTD bezieht sich auf ein Gesprächsprotokoll des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), demzufolge Schlecker rezeptpflichtige sowie maximal 600 frei verkäufliche Arzneimittel listen will.
Wie andere Versandapotheken will auch Schlecker laut FTD den Endverbrauchern maximal 25 Prozent Rabatt gewähren, um die Preise nicht zu destabilisieren. Um erfolgreich zu sein, muss Schlecker eventuelle Vorbehalte der Industrie zerstreuen. Daher resultiert offenbar auch die Einbindung des BPI; bei anderen Pharmaverbänden soll der Filialist ebenfalls vorstellig geworden sein.
Tatsächlich scheinen die ersten Hersteller verhandlungsbereit. Der FTD zufolge erwägt GlaxoSmithKline eine Zusammenarbeit, macht diese aber von einer Großhandelserlaubnis seitens der Versandapotheke abhängig. Diese könnte jedoch offenbar schon in Kürze vorliegen: Nach FTD-Informationen soll der baden-württembergische Apotheker Klaus Hübner, offenbar im Auftrag des Familienunternehmens, eine entsprechende Lizenz beantragt haben. Mit der Erteilung werde Anfang nächster Woche gerechnet; dann könnte Hübner als Geschäftsführer der ApDG Handels- und Dienstleistungsgesellschaft mbH (Apothekerdienstleistungsgesellschaft) loslegen. Die ApDG war bereits Anfang September am Schlecker-Firmensitz in Ehingen registriert worden.
Schlecker dementierte gegenüber der FTD, Pläne im Medikamentenversand zu haben. „Dass wir uns über Versandhandel generell unterhalten und informieren, ist für uns ganz normal“, zitiert das Blatt einen Sprecher.
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