Klinikketten

Fresenius sucht nach Alternativen für Rhön dpa, 01.07.2012 11:39 Uhr

Berlin - 

Der Gesundheitskonzern Fresenius arbeitet trotz der gescheiterten Übernahme des Konkurrenten Rhön-Klinikum weiter an der Fusion. Die große Zustimmung der Aktionäre werde als Auftrag begriffen, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, sagte ein Konzernsprecher am Samstag in Bad Homburg. Das Management werde Gespräche führen, um kurzfristig eine Lösung zu präsentieren.

Fresenius verfehlte nur relativ knapp sein Ziel, mindestens 90 Prozent plus eine Aktie der Rhön-Papiere zu erwerben. Die unüblich hohe Schwelle hängt mit der Rhön-Satzung zusammen, die eine Sperrminorität von 10 Prozent vorsieht.

Insgesamt waren dem Unternehmen 84,3 Prozent des Grundkapitals von Rhön angedient worden. Fresenius wollte mit dem Zusammenschluss den europaweit größten privaten Krankenhausbetreiber mit einem Umsatz von rund sechs Milliarden Euro formen.

Fresenius hatte 22,50 Euro je Aktie in bar oder insgesamt 3,1 Milliarden Euro für den fränkischen Konkurrenten geboten. Das entsprach einem Aufschlag von 50 Prozent auf den Kurs der Rhön-Aktie vor Bekanntwerden der Übernahmepläne. Eine Verlängerung der Frist zur weiteren Andienung von Aktien, die am Mittwoch um Mitternacht ausgelaufen war, ist nicht möglich.

 

 

Der Fresenius-Konkurrent Asklepios-Kliniken hatten sich noch kurz vor Fristablauf eingeschaltet und 5,01 Prozent an Rhön-Klinikum erworben. Laut Fresenius-Vorstandschef Ulf Schneider wurde so die Übernahme blockiert, ohne „konstruktive Alternative“ anzubieten.

Deutliche Kritik kam nach dem geplatzten Deal von den kommunalen Krankenhäusern. Die Entwicklung zeige drastisch die Gefahr für deutsche Krankenhäuser durch taktische und strategische Winkelzüge privater Anleger, sagte der Vorsitzende des Interessenverbands kommunaler Krankenhäuser (IVKK), Bernhard Ziegler, dem Tagesspiegel.

„Wenn die Versorgung der Bevölkerung mit stationären Leistungen davon abhängt, welcher Investor sich in welcher Konstellation die größeren Vorteile verspricht, steht es schlecht um unser Gesundheitswesen“, mahnte Ziegler. Er forderte die Politik auf, klare Gesetze für die Verwendung von Gewinnen aus dem Betrieb von Krankenhäusern auf den Weg zu bringen, um diese gegen

Spekulationsrisiken abzusichern.

Hessens Wissenschaftsministerin Eva Kühne-Hörmann (CDU) kündigte für Mittwoch Gespräche über die Zukunft des privatisierten Uniklinikums Gießen-Marburg (UKGM) an, das von Rhön-Klinikum betrieben wird. „Das Land begleitet die Entwicklung aufmerksam“, sagte die Ministerin.

 

 

Die SPD sprach von einer Hiobsbotschaft für das UKGM: „Gießen und Marburg brauchen endlich wieder eine stabile Krankenhausversorgung und nicht diese Dauerunruhe um das privatisierte

Universitätsklinikum.“ Nach Auffassung der Gewerkschaft Verdi sollte das Land Hessen das UKGM wieder in die eigene Trägerschaft übernehmen.

Der Aufsichtsrat und Vorstand des Klinik-Konzerns Rhön bedauerten das Scheitern: „Hier wurde eine große Chance im ersten Anlauf zur gemeinsamen Gestaltung des deutschen Gesundheitsmarktes verpasst.“ Er rechne nun mit Ergebnisbelastungen wegen der gescheiterten

Übernahmeprozess, erklärte der Manager.

Fresenius-Chef Schneider hatte sich bereits am späten Freitagabend kämpferisch gezeigt: „Wir sind weiterhin von den großen Vorteilen eines Zusammenschlusses von Rhön-Klinikum und Helios überzeugt und werden unsere Handlungsmöglichkeiten in den kommenden Tagen eingehend

prüfen.“