Fresenius: Akorn-Übernahme abgeblasen APOTHEKE ADHOC, 23.04.2018 09:10 Uhr
Fresenius-Chef Stephan Sturm hat es Ende Februar 2018 bereits angekündigt und jetzt umgesetzt: Die 4,4 Milliarden Euro schwere Übernahme des US-Konzerns Akorn durch Fresenius findet nicht statt. Das Homburger Unternehmen hat den Deal platzen lassen, weil Akorn mehrere Vollzugsvoraussetzungen nicht erfüllt hat. Dem Cremes und Salben herstellenden Konzern wird vorgeworfen, im Bereich der Zulassung von Medikamenten gegen FDA-Regeln verstoßen zu haben. Die Regelverstöße sollen in den Bereichen Produktentwicklung und Datensicherheit bestehen, so die von Fresenius eingeleitete, unabhängige Untersuchung.
Fresenius hatte Akorn nach Bekanntwerden der Vorwürfe zunächst mehr Zeit für die Abwicklung des Deals angeboten, um die Vorwürfe zu prüfen. Allerdings hat Akorn dieses Angebot abgelehnt. Der US-Generikahersteller sieht sich allerdings zu Unrecht an den Pranger gestellt und weist die Vorwürfe von Fresenius kategorisch zurück. Stattdessen beharrt Akorn auf der Übernahmevereinbarung und hat am späten Sonntagabend mittgeteilt, diese durchsetzen zu wollen.
Ursprünglich wollte Fresenius mit dem Zukauf seine auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi in den USA stärken und das Geschäft Anfang 2018 abschließen. Neben den Regelverstößen hatte sich auch die kartellrechtliche Prüfung der Übernahme in die Länge gezogen.
Sturm hatte monatelang den Akorn-Kauf mit dem Argument verteidigt, dass die Amerikaner der Flüssigmedizinsparte Kabi den bislang verschlossenen Zugang in die Apotheken öffnen würden. Die problematischen Übernahmeverhandlungen hatten die Geschäftszahlen 2017 eingetrübt. Aktuell bestätigen die Bad Homburger den Konzernausblick für 2018 und erwarten unverändert einen währungsbereinigten Anstieg des Konzernumsatzes zwischen 5 und 8 Prozent. Die Zahlen für das erste Quartal 2018 sollen Anfang Mai veröffentlicht werden.
Der zum Bad Homburger Gesundheitskonzern Fresenius gehörende Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) hatte bereits einen Tag vor der Akorn-Entscheidung mitgeteilt, dass er seine Mehrheitsbeteiligung am US-Ärztenetzwerk Sound Inpatient Physicians Holdings für 2,15 Milliarden US-Dollar (1,76 Milliarden Euro) veräußert. Käufer ist eine Investorengemeinschaft unter der Leitung des Investmentfonds Summit Partners.
Fresenius als globaler Gesundheitskonzern mit Produkten und Dienstleistungen für die Dialyse, das Krankenhaus und die ambulante medizinische Versorgung von Patienten hat im Geschäftsjahr 2017 einen Umsatz von 33,9 Milliarden Euro erzielt.