Tetesept ist für seine Gesundheits- und Wellnessbäder bekannt. Zuletzt fiel die Selbstmedikationssparte des Frankfurter Herstellers Merz immer wieder auf, weil das vor allem in Drogerien vertriebene Sortiment bekannten Produkten aus der Apotheke ähnelt. Bei Klosterfrau und Pfizer wurde bereits abgekupfert. Zuletzt wurde die erfolgreiche Marke Femibion von Merck imitiert.
Tetesept hat im vergangenen Herbst das Nahrungsergänzungsmittel „Femi Baby“ auf den Markt gebracht. Das Produkt enthält 600 µg Folsäure, 250 mg Docosahexaensäure (DHA), Eisen, Magnesium, Jod sowie elf weitere Vitamine und Mineralstoffe. Die Kapseln können von Frauen mit Kinderwunsch sowie von Schwangeren eingenommen werden.
Die Marke erinnert allein vom Namen her stark an den Marktführer von Merck. Auch die Schrift- und Packungsfarbe sind wie bei Femibion vorrangig in Lila gehalten. Zudem ist das Profil einer Schwangeren zu sehen. Die Unterschiede liegen im Folatgehalt. Das apothekenexklusive Produkt gibt es in zwei unterschiedlichen Dosierungen – für Frauen mit Kinderwunsch sowie Schwangere ab der 13. Schwangerschaftswoche und bis zum Ende der Stillzeit.
Die Anlehnung an das Vitaminpräparat des Darmstädter Konzerns könnte sich für Tetesept lohnen. Mit Femibion wird ein Umsatz von rund 52 Millionen Euro auf Basis der Herstellerabgabepreise (ApU) erzielt. Der Gesamtumsatz in diesem Segment liegt bei rund 86 Millionen Euro jährlich. Das „Nachahmerprodukt“ ist in der Packungsgröße 2x30 Stück erhältlich und preisgünstiger als das Original, das in zwei Größen – für 30 oder 60 Tage angeboten wird.
Auch bei Beruhigungsmitteln hat sich Tetesept von Produkten aus der Apotheke inspirieren lassen: Die Aufmachung von „Baldrian Nacht“ erinnert stark an Baldriparan von Pfizer. Wie beim Vorbild aus der Offizin wacht der Hirte auf der Vorderseite der Verpackung unter dem Sternenhimmel über seine Schafe. Beide Produkte sind pflanzliche Arzneimittel.
Auf der Tetesept-Website ist das Produkt derzeit nicht zu finden. Nachfragen blieben vom Unternehmen unbeantwortet. Von Pfizer hieß es lediglich, man beobachte das Marktgeschehen aufmerksam und erwäge, wenn man den eigenen Markenschutz gefährdet sehe, auch rechtliche Schritte. Darüber hinaus könne man keine öffentlichen Aussagen zu diesen Fragen treffen.
Ebenfalls bei Pfizer wilderte Tetesept für die Trinkfläschchen „Tetesept B12 Vita-Kick“. Das „Generikum“ zum 1975 eingeführten Vitasprint kam vor knapp zwei Jahren auf den Markt. Bei beiden Produkten handelt es sich um Ampullen mit Pulverreservoir und Lösungsmittel. Aufmachung und Claim sind an das Original angelehnt. Allerdings ist Vita-Kick deutlich niedriger dosiert.
Ein beliebtes Vorbild ist auch Klosterfrau. Die im Herbst 2012 eingeführten Halstabletten Anginosan erinnern an Anginetten. Eine Ähnlichkeit mit dem Produkt des Kölner Herstellers wies Tetesept seinerzeit zurück: Die Gestaltung der Packungen orientiere sich an den im Markt üblichen und vom Verbraucher gelernten und akzeptierten Verpackungen, hatte der frühere Geschäftsführer Werner Lehmann betont.
Auch bei anderen Präparaten gibt es immer wieder Ähnlichkeiten zu Klassikern aus der Apotheke. Bei den Anginosan Hals & Stimme Lutschtabletten gibt es eine Hydrogel-Film-Grafik – Pohl-Boskamp nutzt in der Werbung für GeloRevoice ein ähnliches Symbol, um auf das „Original Revoice Hydro-Depot“ aufmerksam zu machen. Einen Kreis nutzt auch Engelhard zur Illustration des Hydrogel-Komplexes von „Isla med“.
Und weiter geht es: Bei der Nasensalbe werden Assoziationen zu Bepanthen von Bayer geweckt, eine Savannen-Szene wie in der Werbung von Umckaloabo (Dr. Willmar Schwabe) hat es auf die Verpackung von Kapla-Pelargo geschafft.
Tetesept gehört zur Consumer-Sparte von Merz. Die Marke gibt es seit 1966; kurz darauf wurde als erstes Erkältungsmittel der Hustensaft eingeführt. In den 1990er Jahren kamen weitere Gesundheitsprodukte wie Johanniskraut-Kapseln dazu. Zudem wurden die Vitamin- und Mineralstoffprodukte der Schwestermarke Tetefit integriert.
Ähnlich wie beim Mitbewerber Kneipp, der heute zu Hartmann gehört, hatten die Produkte von Tetesept vor einigen Jahren Staub angesetzt. Lehmann richtete das Sortiment komplett neu aus; er ist heute Unternehmensberater – genauso wie Hans V. Regenauer, der zur selben Zeit den Gesamtbereich OTC/OTX leitete. Der Geschäftsbereich wird heute von Frank Baldauf geführt, der im November 2014 von Colgate nach Frankfurt kam und die Leitung von Lehmann übernahm.
CEO bei Merz ist heute Philip Burchard. Sein Vorgänger Dr. Martin Zügel, steht seit einem halben Jahr an der Spitze von Klosterfrau. Merz hat außerdem Ästhetikprodukte und Rx-Präparate wie das Demenzmittel Axura im Sortiment. Zur Gruppe gehört auch der Schreibgerätehersteller Senator. Der Umsatz lag zuletzt bei 1,2 Milliarden Euro. Die Interessen der knapp 20 Gesellschafter werden bei Merz durch den Gesellschafterbeirat vertreten, dem seit 2012 Andreas Meyer und Christian Baatz in vierter Generation gemeinsam mit den externen Managern Michael von Truchsess und Andreas Krebs angehören.
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