Philipp Lahm

Fußballstar wird Pharmaunternehmer

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Berlin -

Sixtolin und Sixtuwohl: Die besten Zeiten haben die Sixtus-Werke lange hinter sich. Doch nach einem Eigentümerwechsel sollen die Produkte der Traditionsfirma wieder neuen Glanz bekommen. Helfen soll der Fußballprofi Philipp Lahm, der nicht nur als Sympathieträger, sondern auch noch als Gesellschafter an Bord geholt wurde.

Die Ursprünge von Sixtus reichen bis ins Jahr 1931 zurück. Otto Richter, Drogist in Schliersee, stellt in seinem Laboratorium ein Hautöl her, das er nach der Kirche im Ort benennt. Im September 1939 übernimmt der Drogist Fritz Becker das Geschäft; er hat in München in der Forschungsabteilung von Dr. Willmar Schwabe gearbeitet und will sich selbstständig machen.

Mit der Idee, einen Fußbalsam zu vertreiben, liegt er genau richtig. Denn während der Kriegsjahre findet der Sixtuwohl-Fußbalsam bei den Soldaten reißenden Absatz. Selbst die wegbrechenden Umsätze mit Sixtolin kann Becker ausgleichen: Er liefert das Sonnenbrandöl für den Nordafrikafeldzug der deutschen Wehrmacht.

Nach Kriegsende hat die Firma mehr als 100 Mitarbeiter – und Becker ein neues Vermarktungskonzept. 1949 wird Sixtus Teamsponsor beim Sechstage-Radrennen in München, 1952 Ausrüster der Deutschen Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Fortan stattet das Unternehmen bei internationalen Wettkämpfen Spitzensportler aus.

Nach dem Motto „Wer Sport treibt, braucht Sixtus“ kommen unter der Dachmarke Sixtufit neue Produkte auf den Markt, darunter ein Massageöl, ein Start- und Muskelöl und ein Verbandspray. Die Auszüge aus Alpenkräutern verarbeitet das Unternehmen in der Fabrik am Schliersee selbst; andere Zutaten werden eingekauft.

Dank der internationalen Beziehungen werden die Produkte schnell in aller Welt verkauft. Doch mit der Zeit kommt das Sortiment in die Jahre; 2011 kommt die Firma noch auf Umsätze von fünf Millionen Euro – 60 Prozent entfallen auf die Fußpflegeprodukte, der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen auf Kosmetika und den Sportbereich. Die Firma gerät in wirtschaftliche Schieflage.

Parallel zeichnen sich auch Probleme in der Unternehmensnachfolge ab. 2012 führen die drei Söhne des Firmengründers – Anton (Kaufmann), Fritz jr. (Drogist) und Franz (Apotheker) – Verhandlungsgespräche mit potenziellen Käufer. Ihnen ist es wichtig, dass trotz aller Erbstreitigkeiten die verbliebenen 35 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze behalten. Mit ruhigem Gewissen wollen sie sich in den Ruhestand begeben.

Anfang 2013 hat Sixtus neue Eigentümer. Gemeinsam mit dem damaligen Nemetschek-Chef Ernst Homolka übernimmt Franz Kroha das Traditionsunternehmen. Kroha kommt ebenfalls aus Schliersee und ist Inhaber des gleichnamigen Verpackungsherstellers. Homolka ist nach wenigen Monaten wieder weg, stattdessen holt Kroha nun Lahm an Bord.

Der Fußballstar soll zwar nach Firmenangaben nicht zur Gallionsfigur werden, doch das positive Image des WM-Stars weiß man sich sehr wohl zunutze zu machen. Eine andere Chance, die Marke zu revitalisieren, gab es wohl auch nicht. So bekam Lahm für eine vergleichsweise geringe Einlage gleich 50 Prozent der Anteile. Im Zweifelsfall kann Kroha aber alleine über die Geschicke der Firma entscheiden.

Mit dem Relaunch der Marken wurde bereits im vergangenen Jahr begonnen. Nachdem bereits unter alter Führung das Sortiment aufgeräumt worden war, gibt es jetzt auch wieder Produktneueinführungen. Sogar eine apothekenexklusive Linie hat Sixtus im Sortiment; den Vertrieb übernimmt der Dienstleister Kyberg.

Lahm ist nicht der erste Fußballpromi, der sein Image zur Vermarktung einer Sportsalbe einsetzt. Sein ehemaliger Teamarzt beim FC Bayern München, Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, ist der „Doc“ hinter der Doc-Salbe von Hermes. Mit Profelan hat er nach wie vor ein eigenes Produkt am Markt.

Andere Spitzensportler sind über reine Werbeverträge im Geschäft: Franziska van Almsick, Simone Laudehr, Oliver Kahn und neuerdings Sepp Maier sind aus den Kampagnen der Stada für Magnetrans beziehungsweise Mobilat bekannt. Die Klitschko-Brüder zeigten ihre Gesichter für das Nahrungsergänzungsmittel Eunova der Schwesterfirma Hemopharm/Stadavita. Tennis-Ass Philipp Kohlschreiber wiederum wirbt für das Sonnenschutzmittel Daylong der Nestlé-Tochter Galderma.

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