Ein paar Kilo abzunehmen zählt zu den häufigsten guten Vorsätzen für das neue Jahr. Zeitschriften sind voll mit Rezepttipps für fettfreies Kochen, Fitnessstudios erleben einen Strom an Neukunden – und Diätmittel einen reißenden Absatz. Das vermeintlich apothekenexklusive Almased gibt es jetzt quasi überall, der gleichnamige Hersteller sucht die Händler. Wepa versucht dagegen, abnehmwilligen Apothekenkunden das eigene Produkt Apoday Slim mit Hotelgutscheinen schmackhaft zu machen.
Pünktlich zum Diätwahn am Jahresanfang sind die Regale in Drogerien und Supermärkten voll mit Abnehmmitteln. Almased wird aktuell vielerorts zu Spottpreisen angeboten. Neuerdings ist mit Netto auch ein echter Discounter mit von der Partie: Die Edeka-Tochter bietet das Diätpulver für 14,99 Euro an. Noch günstiger ist Kaufland: Laut Prospekt gibt es das Mittel dort für 13,99 Euro für die Dose à 500 g.
Almased hat nach eigenen Angaben erst gestern davon erfahren, dass Netto und Kaufland das Diätpulver anbieten. „Da wir unser Produkt nicht im Lebensmittelhandel / Discount platziert haben möchten, haben wir Nachforschungen zum Warenfluss angestellt. Da auch der Abgabepreis für uns nicht erklärlich ist, sehen wir dadurch den Apothekenmarkt unnötig gefährdet und unter Druck gesetzt“, so eine Sprecherin.
Der Hersteller ist einem Zwischenhändler auf der Spur: „Testkäufe von Almased und einigen Apotheken haben ergeben, dass die in den Discountmärkten Netto und Kaufland befindlichen Chargen ausschließlich über einen Großhändler bezogen wurden“, so die Sprecherin. Der Hersteller reagiert: Bisher habe man in Deutschland mit drei und in Österreich mit einem Großhändler zusammen gearbeitet. „Künftig wird das Produkt in Deutschland nur noch über zwei Großhändler, Sanacorp und PSN [Pharma Service Nord], sowie im Direktgeschäft ausgeliefert, da Almased die Handelsmärkte außerhalb der Apotheke in keiner Weise unterstützt“, so die Sprecherin.
Schon seit langem führen die großen Drogerieketten Almased im Sortiment. Ein Rossmann-Sprecher hatte vor zweieinhalb Jahren erklärt, 60 Prozent des Umsatzes laufe mittlerweile in den eigenen Filialen oder beim Konkurrenten dm. Almased liefert nach eigenen Angaben aber nur an Pharmagroßhändler oder direkt an Apotheken. Firmenchef André Trouillé hatte den Anteil der Drogeriemärkte am Umsatz „eher als unbedeutend“ eingeschätzt. Rossmann bietet das Pulver aktuell zum Aktionspreis für 14,44 Euro an, dm hat seit 2011 einen Dauertiefpreis von 15,95 Euro.
Mit diesen Preisen halten nur preisaggressive Versandapotheken mit: Bei apo24 gibt es Almased für 13,98 Euro, bei Apotheke-online und Apolux für 14,13 Euro. Acht weitere Anbieter bleiben aktuell unter 15 Euro. Viel Marge kann den Händlern da eigentlich nicht bleiben.
Denn der Netto-Einkaufspreis von Almased im Direktgeschäft liegt bei etwa 13,80 Euro, dafür muss man aber auch ordentliche Mengen abnehmen. Über den Großhandel beziehen Apotheken das Produkt dagegen für etwa 15,50 Euro. Immerhin: Für das Nahrungsergänzungsmittel gilt der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent.
Trotzdem ist das Diätpulver ohne Zusatzverkäufe kein attraktives Produkt: Die unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers von 20,75 Euro kann im Markt kaum verlangt werden, dafür ist der Wettbewerb mit dem Mass Market zu groß.
Während das Konkurrenzprodukt Yokebe (Omega) ebenfalls regelmäßig im Mass Market angeboten wird, hält Wepa sein Produkt Apoday Slim bislang in der Apotheke. Zum Jahresanfang zahlt auch das Unternehmen aus Hillscheid auf die guten Vorsätze der Apothekenkunden ein und startet eine Hotel-Gutscheinaktion.
Beim Kauf von zwei Dosen Apoday Slim erhält der Käufer einen Gutschein für sechs Übernachtungen in einem von mehr als 100 teilnehmenden 3-Sterne-Hotels in Deutschland und Österreich. Die Aktion in der Apotheke läuft bis Ende August, die Reise kann bis Ende Oktober 2018 angetreten werden. Die beiden Deckel und der Bon der Apotheke müssen dazu eingeschickt werden.
Apoday Slim ist mit knapp 3 Millionen Euro Umsatz noch keine große Nummer im Markt – betreibt allerdings auch nicht annähernd so einen Werbeaufwand wie etwas Almased mit den regelmäßigen TV-Spots. Pro Jahr werden Schlankheitsmittel und Produkte zur Gewichtsabnahme im Wert von rund 150 Millionen Euro verkauft, Tendenz steigend. Mit den Hotelgutscheinen will Wepa jetzt von der „Abnehm-Hochsaison“ profitieren. Eine ähnliche Aktion hatte der Pharmakonzern Pfizer für sein Vitaminpräparat Centrum gestartet.
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