Franzosen kaufen Trans-o-flex Patrick Hollstein, 07.03.2023 11:50 Uhr
Der Auftragslogistiker Trans-o-flex ist verkauft. Neuer Eigentümer ist der französische Logistikkonzern Geodis, der sich mit der Übernahme im Healthcare-Markt etablieren und seine Lieferkapazitäten in Europa ausbauen will.
Geodis gehört zur französischen Eisenbahngesellschaft SNCF und ist ein weltweit führender Transport- und Logistikdienstleister. In fünf Geschäftsbereichen (Supply Chain Optimization, Freight Forwarding, Contract Logistics, Distribution & Express und Road Transport) gibt es ein globales Netzwerk, das weltweit rund 170 Länder und mehr als 49.400 Mitarbeitende umfasst. Damit rangiert Geodis nach eigenen Angaben auf Platz 6 unter den Logistikdienstleistern weltweit. Im Jahr 2022 erwirtschaftete Geodis einen Umsatz von 13,7 Milliarden Euro.
Trans-o-flex wird nach der Übernahme unabhängig bleiben und der Region Europa unter der Leitung von Thomas Kraus unterstellt. CEO bleibt Wolfgang P. Albeck; um kommerzielle Synergien zu gewährleisten, wird er auch in den Vorstand der Region Europa von Geodis aufgenommen. Den Vorsitz des Aufsichtsrats wird Geodis-Chefin Marie-Christine Lombard übernehmen und den stellvertretenden Vorsitz Christoph Schoeller.
„Die Übernahme von Trans-o-flex, dem größten temperaturgeführten Distributionsnetz in Deutschland, das auf das Gesundheitswesen spezialisiert ist, beschleunigt unser Wachstum in einem Schlüsselmarkt für Geodis“, so Lombard. „Wir wollen Trans-o-flex in die Lage versetzen, seine Marktposition in Deutschland zu festigen und sie in den größten europäischen Ländern auszubauen. Dies ist Teil unseres Bestrebens, unsere globalen End-to-End-Logistiklösungen weiterzuentwickeln, um das Wachstum und die geografische Expansion unserer Kunden zu unterstützen.“
Mit der Akquisition erweitert Geodis sein Portfolio um eine breite Palette von Dienstleistungen für zeitkritische Lieferungen. Gemeinsam kommen beide Unternehmen in Deutschland auf mehr als 3400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und einen Umsatz von fast 1,5 Milliarden Euro.
Internationales Wachstum
Schoeller sagte: „Wir freuen uns, dass Trans-o-flex nun in eine neue internationale Wachstumsphase eintreten kann. Um Kontinuität zu gewährleisten, bleibt das gesamte Management von Trans-o-flex im Amt. Gemeinsam werden wir weiter an der Erfolgsgeschichte der Gruppe arbeiten.“
Auch der Mitbewerber Movianto gehört seit drei Jahren zu einem französischen Logistikkonzern: 2020 verkaufte der damalige US-Eigentümer Owens & Minor die ehemalige Celesio-Sparte an EHDH.
Trans-o-flex sollte vor zwei Jahren an die Börse gebracht werden, durch die Ausgabe von neuen Aktien wollten die Eigentümerfamilien Schoeller und Amberger für das weitere Wachstum mindestens 130 Millionen Euro an frischem Kapital einholen. Das Vorhaben platzte aufgrund des ungünstigen Börsenumfelds.
Die beiden Familien hatten das Unternehmen 1995 von Haniel gekauft und 1997 an Investoren sowie die Deutsche Post verkauft. Die EU-Kommission untersagte die vollständige Übernahme durch die Post 1999, was 2004 vom Bundesgerichtshof bestätigt wurde. Ab März 2005 gehörte das Unternehmen dem Finanzinvestor Odewald & Compagnie und der Alpha Beteiligungsberatung. Zum Jahresende 2006 wurden drei Viertel der Anteile und 2008 auch der Rest an die Österreichische Post verkauft. Als man in Wien 2016 entschied, den Bereich mangels Erfolg aufzugeben, waren die alten Inhaber zurück.