Seit 2006 bietet Orthomol für seine Vertriebspartner das Zertifikat des Orthomolekularen Fachapothekers an. Der Hersteller von hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln führt dazu entsprechende Schulungen durch. Im vergangenen Jahr änderte das Unternehmen den Namen in „Kompetenzapotheke für orthomolekulare Ernährungsmedizin“. Vermutlich musste man sich von etablierten Bezeichnungen abgrenzen, denn der Begriff „Fachapotheker“ ist reserviert für spezielle Weiterbildungen.
Apotheker können sich in neun Bereichen zum Fachapotheker qualifizieren, etwa in der klinischen Pharmazie, der Arzneimittelinformation, der Pharmazeutischen Analytik oder Technologie. Die Apothekerkammern haben sich dazu auf einen bundesweit einheitlichen Themen- und Anforderungskatalog geeinigt: Demnach müssen innerhalb von drei Jahren Seminare von mindestens 120 Stunden besucht werden.
Laut Orthomol-Vertriebsleiter Bodo Lauterbach sei die Umbenennung des firmeneigenen Zertifikats aber aus eigenem Antrieb erfolgt. So solle eine Verwechslungsgefahr vermieden werden, außerdem passe der Begriff „Kompetenzapotheke“ besser.
Fast 700 Apotheken hätten sich bis dato als Kompetenzapotheke qualifiziert. Das Schulungspotenzial sei groß, so Lauterbach, die Warteliste lang. Im Direktgeschäft hat Orthomol laut eigenen Angaben rund 6000 Partnerapotheken. Um sich für die Fortbildung zu qualifizieren, muss die Apotheke bestimmte Anforderungen erfüllen, etwa bezüglich des Regalplatzes, der Präsentation oder der Verkaufszahlen.
Die Schulung ist laut Orthomol als Vier-Stufen-Plan angelegt: An der eineinhalbstündigen Basisschulung würden in der Regel alle PTA teilnehmen, der Apotheker kann dies aber im Einzelfall bestimmen. Orthomol-Mitarbeiter kommen in die Apotheke und vermitteln kaufmännische und wissenschaftliche Kenntnisse, etwa über Mikronährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren, sekundäre Pflanzenstoffe und essenzielle Fettsäuren.
Daran schließen die „orthomolekularen Fachseminare“ an, die in zwei Module eingeteilt sind. Auch die beiden jeweils mehrstündigen Schulungen finden direkt in der Apotheke statt. Die letzte Stufe ist ein mehrtägiges Seminar „Kompetenzapotheke“ auf Mallorca. Die Kosten für die Fortbildung übernimmt Orthomol.
Nach Abschluss bekommt die Apotheke ein Zertifikat sowie Ausstattungsmaterialien. Außerdem bekommen die PTA laut Lauterbach allein für die Veranstaltung auf Mallorca jeweils 18 Fortbildungspunkte angerechnet. Weitere spätere Seminare seien nicht notwendig, um das Zertifikat zu halten. Jedoch betreue der Hersteller die Vertriebspartner weiterhin, etwa in weiteren Veranstaltungen. Sogar eine eigene Zeitschrift werde für die Kompetenz-Apotheken produziert.
Den eigentlichen Nutzen für die Apotheken sieht Lauterbach im Vertrieb: Die Angestellten könnten die gelernte kaufmännische Argumentation und die wissenschaftlichen Kenntnisse gut in die alltägliche Beratung einbringen, gerade bei Hochpreisprodukten, zum Beispiel aus dem Kosmetiksortiment.
Orthomol lehnt sich bei der Namensänderung an bereits etablierte Modelle an: Der Pharmahersteller Bene etwa vergibt in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) seit 2012 das Zertifikat „Kompetenzapotheke Schmerz“; Gehe und Pfizer zogen im vergangenen September nach. Der Hersteller Medac bietet zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Onkologische Pharmazie (DGOP) ebenfalls seit 2012 ein Forbildungsprogramm und das Zertifikat „Onkologie Kompetenzapotheke“.
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