Digitalisierung kostet. Der Aufbau von Kommunikationskanälen oder Plattformen ist mit zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden, um den man kaum herumkommt, wenn man am Puls der Zeit bleiben will. Die NRW.Bank will nun mit dem Kreditprogramm „Digitalisierung und Innovation“ günstige Konditionen bieten, um kleine und mittlere Betriebe zu fördern. Als Testimonial fungiert ein Apotheker aus Detmold – seine Innovation zählt allerdings nicht zu den neuesten Erfindungen.
Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen und eine effektivere Kundenkommunikation müssen Apotheken regelmäßig tief in die Tasche greifen. Da das die Kapazitäten vieler Unternehmer übersteigt, will ihnen die NRW.Bank unter die Arme greifen: Das Förderprodukt „NRW.Bank.Digitalisierung und Innovation“ soll kleine und mittlere Betrieben mit Beratung, zinsverbilligten Förderdarlehen und Eigenkapitalfinanzierungen unterstützen. Es besteht aus zwei Bausteinen, einem Digitalisierungs- und einem Innovationskredit.
Ersterer richtet sich vor allem an Betriebe, die Prozesse straffen und digitalisieren wollen: So fördert die Bank auf Antrag beispielsweise die Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie, den Aufbau und die Verbesserung von digitalen Plattformen, den Initialisierungsaufwand für die Nutzung von Cloud-Technologien oder die Entwicklung und Implementierung eines IT-, Datensicherheits- oder Social-Media-Kommunikationskonzepts. Der Innovationskredit wiederum soll Mittelständlern helfen, neuartige Produkte oder Produktionsverfahren zu entwickeln und auszurollen. So können beispielsweise Investitionen für das Anlagevermögen, extern erworbene Beratungsdienstleistungen oder die wesentliche Verbesserung bestehender Produkte und Verfahren gefördert werden.
Wer sich für die Förderung entscheidet, muss ein Kredit in Höhe von mindestens 25.000 Euro aufnehmen. Die Laufzeiten der Ratendarlehen belaufen entweder drei Jahre ohne Tilgungsfreijahr oder 5,7 und 10 Jahre mit einem optionalen Tilgungsfreijahr. Voraussetzung ist neben dem Betriebsstandort in Nordrhein-Westfalen, dass das Vorhaben einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg erwarten lässt und die Gesamtfinanzierung gesichert ist.
Als Testimonial für die erfolgreiche Umsetzung dient bei der NRW.Bank Apotheker Christian Schmidt aus Detmold. Er hat jedoch keine neuartige Digitalstrategie entwickelt oder eine Plattform aufgebaut, sondern sich von dem Geld einen Kommissionierer geleistet. „Ein Apothekenwarenautomat erfüllt das Kriterium einer technologischen Innovation und ist förderfähig“, zitiert die NRW.Bank Rolf Zabel, ihren Teamleiter im Förderprogrammgeschäft. Schmidt hat sich den sechsstelligen Betrag bei einer Laufzeit von fünf Jahren mit einem tilgungsfreien Jahr finanzieren lassen.
Finanzielle Unterstützung kriegen Apotheken aber nicht nur in NRW. Auch die L-Bank, das Landesförderinstitut des Landes Baden-Württemberg, bietet beispielsweise eine „Digitalisierungsprämie“, ein zinsverbilligtes Darlehen für Unternehmen in Baden-Württemberg mit Tilgungszuschuss des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau. Die Laufzeit der Kredite beträgt wahlweise 5, 7 oder 10 Jahre mit einem tilgungsfreien Anlaufjahr. Und der Clou: Die Bank gewährt einen Tilgungszuschuss – 5000 Euro bei einem Kredit von 10.000 Euro und darüber hinaus 10 Prozent, also maximal 10.000 Euro.
Auch Noventi und Gehe sind kürzlich in das Geschäft mit der Apothekenförderung eingestiegen: Unter dem Namen „FactoringPlus“ haben sie ein Geschäftsmodell entwickelt, das vor allem auf die Einkaufsfinanzierung von Apotheken abzielt. Die Apotheke platziert dabei die Sammelrechnung von Gehe bei Noventi. Noventi übernimmt dann kurzfristig die Bezahlung. Zwar ist die Finanzierung des Warenlagers von Apotheken durch den Großhandel durchaus üblich, daraus ein standardisiertes Produkt zu entwickeln, ist jedoch neu.
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