Flops und Tops der Erkältungssaison Patrick Hollstein, 18.05.2017 15:25 Uhr
Die Erkältungssaison lief super, Apotheken und Hersteller freuen sich über ein dickes Plus im Vergleich zum Vorjahr. Doch nicht alle Marken konnten gleichermaßen profitieren. Entweder machte die Konkurrenz einen Strich durch die Rechnung oder gleich die ganze Kategorie schwächelte. Überdurchschnittlich erfolgreich waren pflanzliche Präparate und Nasensprays.
Von September bis März legten die Abverkäufe um 8 Prozent zu, insgesamt wurden knapp 160 Millionen Packungen an Erkältungsmitteln und verwandten Produkten abgegeben. Den größten Zuwachs in absoluten Zahlen konnte die Phyto-Marke Nr. 1 verzeichnen – trotz oder gerade wegen neuer Konkurrenz von Hexal: Acht Millionen Mal ging Sinupret über den HV-Tisch, 1,3 Millionen Mal beziehungsweise 19 Prozent häufiger als im Vorjahreszeitraum. Die Werbekampagne für Solvohexal trieb Bionorica regelrecht die Kunden in die Arme; der Newcomer aus Holzkirchen kam über 132.000 Packungen noch nicht hinaus und wird nun auf die nächste Saison warten müssen.
Die Plätze 2 und 3 gehen an die Nasensprays von Ratiopharm: Xyloduo konnte dank TV-Kampagne in der zweiten Saison nach Neueinführung von 2,1 auf 3,2 Millionen Packungen zulegen. Genauso viele Packungen konnte der Xylometazolin-haltige Klassiker gewinnen, sodass das Nasenspray Ratiopharm mit 14 Millionen Packungen nach Absatz die unangefochtene Nummer 1 in den Apotheken bleibt.
Zulegen konnte allerdings auch Konkurrent Aliud; das Nasenspray der Stada-Tochter liegt mit 6,6 Millionen Packungen gut 12 Prozent über Vorjahr und damit auf Rang 4. Marktanteile abgeben mussten trotz Zuwächsen Olynth (J&J), Otriven (GSK), Nasivin (Merck) und Snup (Stada). Auch Emser und andere salzhaltige Produkte sowie Nasentropfen lagen unter Markt oder waren sogar rückläufig.
Die meisten pflanzlichen Präparate legten eine sehr gute Saison hin. Bronchipret legte um 24 Prozent auf 3 Millionen Packungen zu – Platz 5 nach absolutem Packungszuwachs. Prospan belegt mit 340.000 zusätzlichen Packungen Rang 6, prozentual ist der Efeu-Saft aber nur mit Markt gewachsen.
Gut lief es auch für Meditonsin (Medice) und Umckaloabo (Schwabe) mit Zuwächsen von 18 beziehungsweise 17 Prozent. Die natürlichen Erkältungspräparate melden sich recht eindrucksvoll zurück. Bayer freut sich bei Phytohustil über einen Zuwachs von 16 Prozent. Um je 11 Prozent gewachsen sind Imupret (Bionorica), Soledum und Bronchicum (beide Klosterfrau) sowie Angocin (Repha).
Mit dem Gesamtmarkt gewachsen sind Gelomyrtol, Monapax, Infludoron, Coldastop, Metavirulent und Bronchipret. Kleinere Zuwächse hatten Contramutan, Sinusitis Hevert ud Esberitox; rückläufig entwickelten sich Viburcol und Euphorbium. Auch Tonsipret gehört in diese Gruppe und ist damit eines der wenigen Bionorica-Produkte, die nicht so gut laufen.
Weniger gefragt waren in dieser Saison Halsschmerzmittel, nur drei Marken konnten zulegen: Gelo Revoice (Pohl-Boskamp) kommt auf 320.000 zusätzlichen Packungen (plus 19 Prozent) und damit auf Rang 7 nach Neugeschäft. Isla med von Engelhard verzeichnete ein Wachstum von 16 Prozent, während der Rest der Linie unter Markt wuchs. Tantum verde (Angelini) legte um 26 Prozent zu.
Dobendan (RB) entwickelte sich jedoch genauso unter Markt wie Neo Angin (Klosterfrau) und Dorithricin (Medice). Rückläufig waren Mucoangin (Boehringer/Sanofi), Lemocin (GSK) und Emser Pastillen (Siemens).
Unter den klassischen Schleimlösern konnten zwar ACC akut (Hexal) und Mucosolvan (Boehringer/Sanofi) die meisten Packungen hinzugewinnen; prozentual entwickelten sich die beiden Platzhirsche aber unter Markt. Stattdessen lag 1A mit NAC und Ambroxol vorne. Ähnliches Bild bei den Hustenstillern: Silomat (Boehringer/Sanofi) liegt absolut vorn, prozentual hat Ratiopharm die Nase vorn. Insgesamt entwickelte sich die Kategorie flach.
Und die Grippemittel? Hier konnte Wick Medinait (P&G) mit dem stärksten absoluten Wachstum den Abstand zu Aspirin Complex (Bayer) weiter verringern – beide Marken lagen aber auf dem Durchschnittsniveau. Dagegen konnte Pohl-Boskamp mit GeloProsed um knapp ein Drittel zulegen, auch Rhinopront (Recordati) und Wick Daymed entwickelten sich positiv. Schwach war abermals Boxagrippal (Boehringer/Sanofi). Marktführer Grippostad (Stada) konnte im Vergleich zum Vorjahr kaum hinzugewinnen.
Gut lief es schließlich bei den Erkältungssalben: Pinimenthol (Schwabe), Transpulmin (Meda) und Pulmotin (Aristo) konnten deutlich zweistellig zulegen.