Hexal/Ratiopharm

Fliegender Wechsel bei Clopidogrel Désirée Kietzmann, 13.04.2010 15:28 Uhr

Berlin - 

Die Generikahersteller Hexal und Ratiopharm nehmen ihre Clopidogrel-Produkte vom Markt. Der aktuelle Warenwert soll den Apotheken erstattet werden. Zugleich versichern beide Konzerne, dass die Lieferfähigkeit durch einen Wechsel des Wirkstoffproduzenten sichergestellt sei. Großhandel und Apotheken sollen noch in dieser Woche mit neuer Ware bevorratet werden.

Die Zusammenarbeit mit Glochem Industries haben beide Firmen eigenen Angaben zufolge beendet. Der Pharmahersteller Acino teilte mit, bereits erste Chargen mit Wirkstoff aus einer anderen, europaweit zugelassenen Quelle an seine deutschen Partner geliefert zu haben. Die Teilnahme an der zu erwartenden Ausschreibung der AOK sei deshalb nicht gefährdet.

Die Hersteller versichern weiterhin, dass die Qualität der betroffenen Chargen einwandfrei sei. Dies hätten Analysen der Präparate gezeigt, sagte ein Ratiopharm-Sprecher gegenüber APOTHEKE ADHOC. Acino erachtet den Rückruf, den die EU-Kommission angeordnet hatte, nach wie vor als „weder notwendig noch zwecksmäßig und auch nicht angemessen“. Mit der Rücknahme soll laut Hexal und Ratiopharm nun eine weitere Verunsicherung der Patienten, Ärzte und Apotheker vermieden werden.

Die Hersteller betonen, dass die Rücknahme freiwillig erfolgt; allerdings hatten sie in der aktuellen Situation kaum eine andere Wahl. Da das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) das Ruhen der Zulassung angeordnet hat, sind die Produkte mit dem Wirkstoff aus Indien nicht mehr verkehrsfähig. Damit darf der Hersteller die Produkte nicht mehr ausliefern, die Apotheker dürfen sie nicht mehr abgeben. Einen offiziellen Rückruf hätten allerdings nur die dafür zuständigen Landesbehörden in Bayern und Baden-Württemberg anordnen können. Dem sind die Hersteller nun zuvor gekommen.

Ratiopharm wird seine Produkte künftig unter dem Namen „Clopidogrel ratiopharm GmbH 75 mg Filmtabletten“ auf Basis einer europäischen Zulassung und unter neuen Pharmazentralnummern vertreiben. Der Konzern wechselt damit von der eigenen nationalen auf die zentrale Zulassung von Acino. Ab 15. April sollen die Produkte in der Lauer-Taxe gelistet sein. Hexal bietet den Blutverdünner weiterhin unter der dezentralen Zulassung an, die PZN bleiben unverändert.