Medizinalhanf

Fischer bringt Cannabis-Extrakt

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Berlin -

Wovon träumt man als Unternehmer, wenn man aus dem Nichts einen der führenden OTC-Hersteller in Deutschland aufgebaut hat? Bei Dr. Clemens Fischer ist es die Zulassung eines Rx-Medikaments. Diesem Ziel kommt der Gründer von PharmaSGP und Synformulas jetzt einen Schritt näher: Der 43-Jährige will noch in diesem Jahr einen Cannabis-Vollextrakt in die Apotheken bringen. Parallel laufen Studien für ein Fertigarzneimittel.

Vertanical heißt die Sparte, unter der Fischer in Zukunft Cannabis vertreiben will. Im dänischen Kerteminde hat der Unternehmer gerade eine riesige Plantage gekauft, auf der bislang Rosen gezüchtet wurden. Schon ab Juni soll dort mit dem Anbau von Cannabis begonnen werden; auf 100.000 Quadratmetern sollen bis zu 100 Tonnen getrocknetes Blütenmaterial produziert werden. Nach kompletter Fertigstellung ist es mit die größte und modernste Anlage in Europa, wie er sagt.

Beliefert werden sollen nicht nur andere Unternehmen, Fischer will mit Vertanical auch selbst Apotheken beliefern. Eine Zulassung hat er nicht nur für den Anbau, sondern auch für den Handel mit Medizinalhanf. Voraussichtlich Anfang September sollen mehrere Vollextrakte auf den Markt kommen.

Fischer macht sich aber keine Illusionen, dass ohne wissenschaftliche Evidenz der Hype um Cannabisblüten in der Medizin ewig andauern wird. Er will daher beweisen, dass sich gerade bei Schmerzpatienten die Leiden positiv beeinflussen lassen. Dazu plant er eine medizinische Studie – bei den Behörden rennt er damit offene Türen ein. Denn die suchen händeringend nach Unternehmen, die den Aufwand auf sich nehmen und die Wirksamkeit von Cannabis bei bestimmten Krankheitsbildern nachweisen.

Fischer ist bereit, in den kommenden Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag zu investieren. So groß ist seine Vision – und so groß sind auch die Erlöse, die der Verkauf von Marken wie Yokebe und Lactostop gebracht hat. 22 Mitarbeiter sind bei Vertanical bereits im Bereich Forschung beschäftigt. Und Fischer plant in Österreich bereits den Bau einer Fabrik, in der GMP-konform produziert werden kann. Mindestens zwei Zulassungen von Fertigarzneimitteln sollen am Ende herauskommen.

Nach dem Medizinstudium hatte Fischer 2001 als Produktmanager bei Novartis angeheuert. Gleich sein erstes Projekt zum Thema Parallelhandel stieß auf Interesse beim damaligen globalen Pharmachef Thomas Ebeling, der den aufstreben Nachwuchsmanager unter seine Fittiche nahm. Den Harvard-MBA in der Tasche, wurde Fischer direkt in die Geschäftsleitung berufen, bekam die Verantwortung für die Strategie und den Bereich Herz-Kreislauf mit Präparaten wie Rasilez, Galvus/Eucreas, Myfortic/Neoral und Diovan/Mono-Embolex. Parallel war er als Unternehmensberater tätig.

2009 hängte er seinen Job an den Nagel und stieg gemeinsam mit Madlena Hohlefelder, Tochter eines ehemaligen Ministerialrats im Bundesumweltministerium und späteren Atom-Lobbyisten, ins OTC-Geschäft ein. Für viele seiner oftmals homöopathischen Produkte besorgte Fischer sich die Zulassungen in den Archiven alteingesessener Mittelständler; mit massivem Werbedruck sorgte er für Nachfrage. Heute sind Marken wie Restaxil, Rubaxx und Taumea in fast jeder Apotheke zu finden; ein 30-köpfiger Außendienst betreut die Teams, noch einmal so viele Mitarbeiter sind in Praxen unterwegs.

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