Neuer Partner für Firmengründer

Finanzinvestor will CGM übernehmen Patrick Hollstein, 09.12.2024 09:55 Uhr

CGM soll an den Finanzinvestor CVC verkauft werden; Firmengründer Frank Gotthardt bleibt aber Mehrheitsaktionär. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Bei Compugroup Medical (CGM) steht ein Eigentümerwechsel an: Der Finanzinvestor CVC will den auf das Gesundheitswesen konzentrierten Softwarekonzern übernehmen – oder zumindest jene Aktien, die in Streubesitz sind. Die Familie von Firmengründer Frank Gotthardt bleibt an Bord und könnte mit dem Deal eine Phase überwinden, die von Querelen an der Börse geprägt war.

CVC plant ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot über 22 Euro pro Aktie sowie ein anschließendes Delisting. Die Gründerfamilie hat eine strategische Partnerschaftsvereinbarung mit CVC unterzeichnet und behält gemeinsam mit dem verbundenen Anteilseigner Dr. Reinhard Koop die Mehrheit von aktuell 50,1 Prozent der Anteile.

Nach Vollzug des Angebots werden die strategischen Partner zusammen mit der Gründerfamilie Gotthardt und dem ihr verbundenen Aktionär Dr. Koop mindestens 67 Prozent aller Anteile halten. Mit anderen Worten: CVC will mindestens 17 Prozent einsammeln. Die Annahmefrist wird voraussichtlich Ende Dezember beginnen. Der Abschluss der Transaktion wird in der ersten Jahreshälfte 2025 erwartet. Die Parteien haben vereinbart, für einen Zeitraum von zwei Jahren nach Abschluss des Angebots keinen Beherrschungs- und/oder Gewinnabführungsvertrag einzugehen.

Um weitere Übernahmen finanzieren können, hatten Gotthardt und seine Partner bereits 2003 mit General Atlantic Partners einen Finanzinvestor an Bord genommen. Bis zu seinem Exit im Mai 2012 hielten die Amerikaner zweitweise 17,5 Prozent der Aktien, die zunächst im Freiverkehr, ab 2007 im Prime Standard gehandelt wurden.

2020 war den Konzern vor dem Ausscheiden von des Gründers in eine KGaA umgewandelt worden; seitdem liegt die alleinige Kontrolle beim Großaktionär. Die persönlich haftende Gesellschafterin wird mittelbar von Gotthardt als beherrschendem Gesellschafter gehalten; er hält mehr als 99 Prozent der Anteile. Ziel sei es, bei Kapitalmaßnahmen die „identitätsstiftende Stellung“ des Mehrheitsaktionärs nicht zu gefährden, hieß es im Vorfeld.

Zwar wird seitens der Beteiligten mit einem deutlichen Aufschlag von 51,1 Prozent auf den Durchschnittskurs der letzten drei Monate beziehungsweise einem Drittel auf den Schlusskurs vom Freitag geworben. Doch ob es für viele Aktionäre zu einer „unmittelbaren Wertrealisierung“ kommt oder doch zu einem Verlust, ist fraglich: Seit 2021 ist die Aktie im Abwärtstrend, in der Spitze hatte der Kurs damals bei mehr als 80 Euro gelegen. Allein in diesem Jahr hat sich der Kurs mehr als halbiert; im Juli war er von 24 auf zeitweise unter 14 Euro abgesackt, seitdem bewegte er sich seitwärts.

„Der Purpose bleibt“

„Der Purpose der CompuGroup Medical bleibt unverändert: Niemand soll leiden oder sterben, nur weil einmal irgendwann, irgendwo eine medizinische Information fehlt“, kommentiert Firmengründer Gotthardt den Deal. „Jahrzehntelang haben unsere Kunden und Beschäftigten die Stabilität durch einen starken Ankeraktionär geschätzt. Ich bin überzeugt, dass wir mit CVC den idealen Partner gefunden haben, um das nächste erfolgreiche Kapitel unserer Unternehmensgeschichte zu schreiben.“

Professor Dr. Daniel Gotthardt, CEO und Sohn des Firmengründers, betont: „Oberstes Anliegen für uns als CompuGroup Medical ist es, unseren Kunden – das heißt Arzt- und Zahnarztpraxen, Gesundheitsfachkräften, Krankenhäusern, Apotheken und sonstigen Gesundheitsdienstleistern – die besten Lösungen zur Verbesserung des Gesundheitssystems zu bieten. Mit unseren innovativen, datenbasierten und KI-gestützten Anwendungen können wir das Gesundheitswesen in den kommenden Jahren in neue Dimensionen führen.“ Mit der Expertise von CVC in Investitionen im Gesundheits- und Softwarebereich sei man bestens gerüstet, die Strategie wie geplant umzusetzen. „Unsere beabsichtigte Partnerschaft wird die nächste Phase der Innovation und Expansion vorantreiben – zum Wohle unserer Kunden und der Patienten.“

Laut CFO Daniela Hommel ermöglicht die Partnerschaft mit CVC dem Konzern, größere Wachstumschancen zu nutzen – etwa durch Investitionen in anorganisches Wachstum und einen verstärkten Fokus auf cloudbasierte Produkte und KI-gestützte Lösungen. „Sie ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn es bei der Finanzierung auf Geschwindigkeit ankommt.“

Dr. Daniel Pindur, Managing Partner bei CVC, sagt: „CompuGroup Medical hat in den vergangenen 30 Jahren eine beispiellose Erfolgsgeschichte geschrieben. Von diesen Gründergeschichten gibt es in Deutschland nur eine Handvoll. Das Unternehmen gehört zudem zu den echten Vorreitern in Sachen Digitalisierung in Europa. Wir freuen uns darauf, eng mit der Familie Gotthardt und dem Team zusammenzuarbeiten und dabei unsere Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit gründergeführten Familienunternehmen einzubringen. Zusammen wollen wir das nächste Kapitel der Gesundheitsversorgung schreiben.“

Can Toygar, Senior Managing Director bei CVC, ergänzt: „Angesichts des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels braucht es immer mehr digitale Lösungen im Gesundheitsmarkt. CompuGroup Medical ist ein herausragendes Unternehmen und hat die Produkte und Fähigkeiten, das europäische Gesundheitswesen zum Wohle Aller zu verbessern und effizienter aufzustellen. Gemeinsam werden wir uns auf Investitionen in moderne, datenbasierte Produkte und mehr Servicequalität für Ärztinnen und Ärzte, Apotheken und Pflegekräfte konzentrieren.“