Reimporteure

Festbeträge: Emra kalt erwischt

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Berlin -

Für Reimporteure gibt es in der Welt der Festbeträge und Rabattverträge viele Stolpersteine. Genauso wie bei den Generikaherstellern berührt bei ihnen jede Diskussion über Aufzahlungen oder Unwirtschaftlichkeit die Gretchenfrage. Aus diesem Grund hat Emra die Preise für viele Medikamente auf den neuen Festbetrag gesenkt. Wie sich jetzt herausstellte, ist die Nummer 2 am Markt damit alleine.

Zum 1. Juli waren die Festbeträge für mehr als 8000 Arzneimittel teils drastisch gesenkt worden. Bei einigen Medikamenten müssen die Patienten seitdem die Mehrkosten aus eigener Tasche zahlen, nicht nur bei Altoriginalen, sondern auch bei den Eprosartan-Generika. Allerdings gibt es Rabattverträge, die diese außergewöhnliche Belastung – zumindest vorerst – verhindern.

Dass Originalhersteller und Konkurrenten nicht mitziehen, hat Emra überrascht. Als einziger Anbieter hat der Reimporteur die Preise auf das neue Erstattungsniveau gesenkt. „Unser Grundsatz ist, dass Patienten bei unseren Produkten keine Mehrkosten übernehmen müssen“, sagt Geschäftsführer Dirk Oltersdorf. „An diese Prämisse haben wir uns auch diesmal gebunden gefühlt.“

So kommt es, dass Emra beispielsweise bei Teveten plus und Micardis plus die Preise um mehr als 50 Prozent gesenkt hat: Die Festbeträge für die beiden Sartan/HCT-Kombinationen waren von 103,05 auf 44,60 Euro beziehungsweise von 123,52 auf 53,32 Euro in der höchsten Dosierung und Packungsgröße abgesenkt worden. Alle anderen Reimporteure liegen, genauso wie die Originalhersteller, über der neuen Erstattungsgrenze.

Laut Oltersdorf wurde Emra seit der Preisänderung von der Nachfrage regelrecht überrannt. Der Firmenchef kritisiert, dass die Branche im „Blindflug“ in jede Preisänderung gehen muss.

Allerdings hält sich der wirtschaftliche Schaden diesmal in Grenzen: Man habe eine gute Bestandssituation gehabt; außerdem seien den Apotheken die Lagerwertverluste ersetzt worden. Sollte sich herausstellen, dass die neuen Preise wirtschaftlich auf Dauer nicht darstellbar seien, werde man entweder korrigieren oder außer Vertrieb gehen.

Bei Olmetec (Olmesartan) hat übrigens gar kein Reimporteur seine Preise auf Festbetrag gesenkt. Da es für das Präparat von Daiichi Sankyo keine Generika gibt, müssen die Patienten hohe Aufzahlungen leisten, wenn sie nicht auf einen anderen Wirkstoff umgestellt werden wollen. Der japanische Konzern hatte seine Preispolitik frühzeitig bekannt gemacht, will sich aber zu den Hintergründen nicht weiter äußern.

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