Kurz vor Weihnachten erscheint die letzte Anzeige der Noweda-Kampagne „Alle 38 Stunden“ im Nachrichtenmagazin „Focus“. Damit will der genossenschaftliche Großhändler über die rückläufige Apothekenzahl in Deutschland informieren. Das letzte Motiv für dieses Jahr der insgesamt achtteiligen Kampagne erscheint in der Samstagsausgabe des Focus.
Seit Juli bringen verschiedene Testimonials die Botschaften der Noweda unter dem Titel „Alle 38 Stunden schließt in Deutschland eine Apotheke. Für immer.“ Die aktuelle Version richtet sich gezielt an Familien und soll die Notwendigkeit einer Vor-Ort-Versorgung mit Arzneimitteln verdeutlichen: Neben dem Bild eines Paares mit zwei Kindern heißt es: „Wir haben Kinder, da kann immer was passieren. Feiertage ohne Apotheken- Notdienst? Undenkbar!“ Der Focus zählt mit knapp 4,5 Millionen Lesern zu den reichweitenstärksten Nachrichtenmagazinen.
Parallel zu den Anzeigen bot Noweda allen Apotheken die Motive als Plakate an. Die Adler-Apotheke in Oestrich-Winkel etwa hatte damit fünf ihrer sechs Schaufenster dekoriert. Das funktioniert. „Die Leute gucken und fragen“, berichtet die dort angestellte Apothekerin Almut Hammer. Außerdem können Apotheker die Kampagne als Video in ihrem Apotheken-TV laufen lassen.
Während des Deutschen Apothekertags und der Expopharm waren in Berlin und München zudem mit Plakatwänden ausgestattete Fahrzeuge unterwegs, um auf den Rückgang der Apothekenzahl aufmerksam zu machen. Für Interessierte gibt es weitere Informationen auf der Website www.apotheken-helfen.de, zum Beispiel Zahlen zu den Themen Notdienst, Arbeitsplätze und Rezepturen.
„Wir wissen aus Umfragen, dass die Bevölkerung die Problematik der Apothekenschließungen nur begrenzt wahrnimmt“, hatte Noweda-Chef Dr. Michael Kuck den Start der Kampagne begründet. Dazu tragen aus seiner Sicht auch Publikumsmedien bei, die den Eindruck erweckten, es gebe in Deutschland sogar eine Überversorgung mit Apotheken. Die Kampagne soll die Bevölkerung für die Leistungen der Apotheke vor Ort sensibilisieren – etwa die Versorgung von 20.000 Patienten in jedem Nacht- und Notdienst oder die Fertigung von 7 Millionen Rezepturen pro Jahr.
Die Motive der Plakatkampagne haben sich mit verschiedenen Facetten des Apothekenmarktes befasst. So fragt sich eine junge Frau: „Die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenkassen sind doppelt so hoch wie das Apothekenhonorar. Da kann doch etwas mit unserem System nicht stimmen, oder?“ Ein anderer meint: „Ich möchte eine Apotheke in der Nähe haben, wenn mal was ist. Steht unser bewährtes System auf der Kippe?“
Mehrere andere Motive befassen sich mit der Akutversorgung: Ein junger Mann mit Vollbart meint sarkastisch, dass er das mit dem „Ich geh‘ noch schnell in meine Apotheke“ wohl künftig vergessen könne. In die gleiche Richtung geht das Motiv mit einer kritisch blickenden Ärztin: „Wer versorgt die Patienten mit Akutarzneimitteln, wenn die Apotheke in der Nachbarschaft schließt?“ Und ein älterer Herr fragt sich, ob er künftig einen Umweg in Kauf nehmen muss, wenn er nach dem Arztbesuch sein Rezept direkt einlösen möchte.
Auch der Wort & Bild Verlag spielt seine Kampagne „Danke, Apotheke“ in der Weihnachtszeit abermals aus. Denn Krankheiten hielten sich eben nicht an reguläre Öffnungszeiten, heißt es zur Begründung. „,Danke, Apotheke’ hat das Ziel, die gute Betreuung durch die Apotheken sichtbar zu machen“, so Verlagssprecherin Gudrun Kreutner. Die Kampagne wird aktuell im TV, auf Online-Plattformen und über Social Media ausgespielt. Nach Angaben des Wort & Bild Verlags wurden bereits mehr als 40 Millionen Menschen erreicht.
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