Farmako hat seinen Mitgründer und Geschäftsführer herausgeschmissen. Die Gesellschafter teilten am Freitagabend mit, dass sie Niklas Kouparanis mit einstimmigem Beschluss als CEO und Geschäftsführer abberufen haben. Kouparanis sei den Ansprüchen des Postens nicht gerecht geworden. Der Schritt folgt anhaltender Kritik an den Geschäftspraktiken des Unternehmens.
Bis auf Weiteres soll nun Andreas Jägle das Medizinalcannabis-Unternehmen als Interims-Geschäftsführer leiten. Jägle ist Executive Director bei Heartbeat Labs, einem Health-Inkubator, der einen Anteil von 13 Prozent an Farmako hält und damit dessen größter externer Investor ist. Das operative Geschäft werde vom bisherigen Team fortgeführt und durch den Wechsel des Geschäftsführers nicht beeinträchtigt.
„Der Geschäftsführer konnte den Gesellschafteransprüchen leider nicht mehr gerecht werden, weshalb sich alle anderen Gesellschafter einstimmig entschlossen haben, Farmako ohne ihn fortzuführen”, sagt Heartbeat-Labs-Geschäftsführer Eckhardt Weber. Farmako war zuletzt wegen umstrittener Geschäftspraktiken ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. So hatte das Unternehmen im Frühjahr angekündigt, über den polnischen Lieferanten Pharmacann 50 Tonnen medizinisches Cannabis importieren zu wollen. Allerdings sollte Pharmacann das Cannabis wiederum von einem Lieferanten in Nordmazedonien beziehen – der allerdings gar nicht die dazugehörigen Lizenzen besitzt.
Außerdem waren Vorwürfe laut geworden, dass es sich bei dem Anbieter um eine dubiose Firma des ehemaligen Geheimdienstchefs von Nordmazedonien handelt. Die Felder, auf denen das Cannabis angebaut werden soll, lägen auf dem verseuchten Gelände einer ehemaligen Chemiefabrik. Farmako wies das zurück und ließ über einen Anwalt mitteilen, lediglich ein Verwaltungsgebäude der Chemiefabrik stehe dort. Die Kultivierungseinheit sei an einem anderen Standort, der mindestens einen Kilometer von der Chemiefabrik entfernt liege.
Vergangenen Monat dann hatte Farmako angekündigt, mittels eines neu entwickelten Verfahrens durch die Verwendung eines gentechnisch veränderten Hefestammes synthetische Cannabinoide so herzustellen, dass sich deren Preis auf einen Bruchteil der bisherigen Kosten senken lässt. Wissenschaftler hatten die Bekanntmachung daraufhin auseinandergenommen: Nach dem derzeitigen Stand der Technik sei dieses Verfahren gar nicht umsetzbar, zahlreiche Forscher würden seit Jahren daran arbeiten, es zu entwickeln, ohne dass man bisher eine wirtschaftliche Lösung gefunden hätte. Farmako ruderte daraufhin zurück und sagte, man habe nie behauptet, die Technologie bereits wirtschaftlich anwenden zu können.
Auch die Umsatzankündigungen von Firmengründer Sebastian Diemers wurden als unrealistisch zurückgewiesen: Er kündigte an, den Umsatz bis Dezember dieses Jahres von 250.000 Euro auf 2,4 Millionen Euro steigern zu wollen. Laut dem Manager Magazin, das dem Frankfurter Start-up kürzlich ein längeres Porträt unter dem Titel „Der High-Stapler“ widmete, habe Farmako aber gar nicht genug Lieferanten, um diesen Umsatz zu generieren. Bisher beziehe es nur von einem niederländischen Anbieter, der ihm maximal 18 Kilogramm im Monat liefern könne.
Bereits Ende März hatten auch die beiden Mitgründer Torsten Rössing und Markus Ewald das Unternehmen verlassen und ihre Anteile zurückgegeben. Sie arbeiten nun als Berater beim Konkurrenten Sanity. Die Zukunft von Farmako scheint also derzeit ungewiss. Zumindest das Manager Magazin ist sich sicher, wie sie aussieht: Die Frage sei nicht mehr, ob Farmako zusammenbricht, heißt es da, sondern nur noch, wann.
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