Familiendynastie

Geld, Wein, Apothekenkarte? Lothar Klein, 06.04.2017 10:21 Uhr aktualisiert am 04.08.2017 09:38 Uhr

Berlin - 

Neben den Rockefellers gehört die Rothschild-Familie weltweit zu den bekanntesten und einflussreichsten Finanzdynastien. Banken und Weingüter gehören zu den Aktivitäten der jüdischen Familie, deren Wurzeln bis ins 15. Jahrhundert urkundlich belegt zurückreichen. Nun macht sich ein „Moses Rothschild“, der mit bürgerlichem Namen Gonbadi heißt, auf den Weg in den deutschen Apothekenmarkt – wobei die Familie jeder Verbindung zu ihm abstreitet. 

Eigentlich erwarte man von einem Mitglied der Familie Rothschild, dass er als Winzer, Banker oder internationaler Geschäftsmann daherkommt. Der 39-jährige Gonbadi ist geprüfter Pharmareferent, hat eine Ausbildung für medizinische Kosmetik absolviert und ist Fachreferent Dermapigmentierung.

Verwandt sei er mit den Rothschilds in zweiter Linie, behauptet Gonbadi. Einen Beweis dafür vorlegen kann er nicht. Die Familie Rothschild geht juristisch gegen ihn vor. Das Familienwappen mit Löwe und Einhorn verwendet Gonbadi, der behauptet, dass ein prominenter Name auch ein Fluch sein kann. „Die Erwartungen an diesen Namen sind hoch. Da kann man nicht so leicht einen normalen Arbeitsplatz finden.“ Das passe nicht zum Weltbild, das andere mit der Familie verbänden. Also sei er Unternehmer geworden.

Auf seinen Internetseite ist Gonbadi alias Moses Rothschild in provokanten und schillernden Posen zu sehen und lässt sich als Geschäftsmann und „Immobiliengigant“ bezeichnen. Auf Fotos ist er mit Bodyguards im Stile von Hollywood-Schauspielern zu sehen. Das alles passt nicht zu dem Bild des seriösen Geschäftsmannes, der den konservativen Apothekenmarkt mit seiner Idee erobern will. Das ist ihm durchaus bewusst. Es sei eine bewusste Provokation. Für die Apothekenkarte ist ein separater Internetauftritt in Arbeit.

Entstanden ist die Idee der Apothekenkarte, als Gonbadi Nestlé Health Science bei der Markteinführung des Nahrungsergänzungsmittels Meritene beraten hat. Dabei entstand die Idee der Apothekenkarte als Geschenkgutschein. So etwas gab es bislang noch nicht. Daraus hat er jetzt ein eigenes Geschäftsmodell entwickelt.

Und damit scheint er ins Schwarze getroffen zu haben. Denn nach den ersten Erfahrungen des Kooperationspartners GDZ sind die meisten Apotheken von der Idee begeistert: Vielleicht gelingt es damit, Umsatz aus dem Supermarkt, von den Tankstellen und den anderen Verkaufsstellen in die Apotheken zu transportieren, so die Hoffnung.

Die Mitglieder der Rothschild-Dynastie sind dagegen seit dem 18. Jahrhundert vor allem als Banker bekannt geworden. Sie zählten im 19. Jahrhundert zu den einflussreichsten und wichtigsten Finanziers europäischer Staaten. Das Stammhaus des Bankgeschäfts war M. A. Rothschild & Söhne in Frankfurt. Die Familie ist weiterhin über verschiedene Nachfolgeinstitute im Bankgeschäft tätig, hauptsächlich im Investmentbanking und der Vermögensverwaltung. Einst war die Rothschild Bank die größte Bank der Welt.

Mayer Amschel Rothschild, geboren am 23. Februar 1744 in Frankfurt am Main, gilt als Begründer der Dynastie. Seine Vorfahren lebten seit Mitte des 16. Jahrhunderts im Ghetto der Stadt in der Judengasse. Mayer Amschels Vater, Amschel Moses Rothschild, betrieb dort ein Geschäft für den Handel mit Kleinwaren und Geldwechsel. So fing alles an.

In seinem Testament verfügte Mayer Amschel Rothschild, das Familienunternehmen als Ganzes zu erhalten. Für dessen Führung legte er ein strenges Reglement fest: Alle Schlüsselpositionen sind mit Familienmitgliedern zu besetzen. An Geschäften dürfen nur männliche Familienmitglieder teilnehmen. Der älteste Sohn des ältesten Sohnes soll Familienoberhaupt sein, soweit die Mehrheit der Familie nicht anders entscheidet. Es soll keine juristische Bestandsaufnahme und keine Veröffentlichung des Vermögens geben.

Die Rothschild-Söhne stiegen binnen weniger Jahrzehnte zu den führenden Bankiers Europas auf. Jeder von ihnen wurde geadelt. Sie finanzierten Kriege, Staaten, Unternehmen, Eisenbahnen und waren beispielsweise am Bau des Suezkanals beteiligt. Später stiegen sie an der Londoner Börse ins Wertpapiergeschäft ein. Das alles fügte sich zum heutigen Imperium. Doch nicht nur im Finanzwesen waren die Rothschilds erfolgreich. Das Château Mouton Rothschild in der Nähe von Bordeaux produziert einen der anerkanntesten Rotweine. Von dort kann die Flasche eines guten Jahrgang schon mal bis zu 10.000 Euro kosten. Kein Wunder, dass sie auf die Nutzung des Namens im geschäftlichen Verkehr pochen.