Kanülen und Spritzen müssen zueinander passen

Faktencheck: Das richtige Zubehör

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Berlin -

Die Apotheken haben die erste Impfstofflieferung an die Arztpraxen über die Bühne gebracht. Dabei galt das Augenmerk vor allem den kleinen Durchstechflaschen: Kühl lagern, keine Erschütterungen, Zeitplan einhalten – da rückte das Zubehör vielerorts in den Hintergrund. Doch tatsächlich geimpft werden kann nur, wenn Spritzen und Kanülen miteinander kompatibel sind. Ist kein Luer-Lock-Anschluss vorhanden, kann es passieren, dass die Kanüle sich während der Injektion löst und der Impfstoff austritt.

Apotheker:innen und PTA kennen aus Labor und Rezeptur zumeist Spritzen-Kanülen-Kombinationen mit Luer-Lock-Anschluss. Hierunter versteht man ein Verbindungssystem mit Arretierungsvorrichtung. Die Kanüle wird mit der Spritze sicher verbunden, so dass sich bei Druckausübung nichts löst. Bei der Verarbeitung von potentiell schädlichen Arzneistoffen (Zytostatika) sollte aus Sicherheitsaspekten immer auf solche Systeme zurückgegriffen werden (besser noch auf Spikes). Bei der einfachen Verarbeitung von beispielsweise Kochsalz oder ungefährlichen Arzneistoffen können auch einfachere Luer-Systeme genutzt werden.

Ohne Luer-Lock mit ausreichend Druck stecken

Solche Luer-Systeme kommen auch bei den Impfungen zum Einsatz. Die meisten Spritzen und Kanülen mit geringem Totvolumen lassen sich durch einfaches Stecken miteinander verbinden. Natürlich ist die Verbindung nicht so fest, wie bei einem Luer-Lock-Anschluss – das sollte sowohl bei der Rekonstitution, als auch bei der Applikation bedacht werden. Der Luer-Ansatz kann bei Spritzen zentrisch (also mittig) oder exzentrisch (am Rand gelegen) sein. Bei den kleinvolumigen Spritzen ist der Ansatz meist mittig. Für viele Pharmazeut:innen und Ärzt:innen ist das Lösen von Kanülen oder Kanülenkappen bei zentrischen Luer-Ansätzen einfacher. Aber egal, ob bei der Vorbereitung oder bei der Injektion – die Kanüle sollte immer mit ausreichend Druck auf die Spritze gesetzt werden. Je kleiner der Durchmesser der Kanüle, desto langsamer sollte gegen den Wiederstand der Haut injiziert werden.

Eine Übersicht über das benötigte Impfzubehör wurde seitens Biontech und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) bereit gestellt. So sind für jedes Vial Comirnaty eine 2-ml-Spritze, eine Standardkanüle der Größe 2 zur Rekonstitution und sechs Feindosierungsspritzen und sechs Standard-25G-Kanülen für die Applikation vorgesehen. Eine Prüfpflicht für die Apotheke besteht nicht – sie leitet das Zubehör weiter, was der Großhandel beigelegt hat. Allerdings muss im Zweifelsfall das Zubehör je Praxis sortiert werden. Eine gewisses Kontingent an Spritzen und Kanülen sollte darüber hinaus in jeder Arztpraxis vorhanden sein.

Impfzubehör pro Vial Comirnaty mit 20 Prozent Überschuss:

  • 2 Rekonstitutionspritzen (2ml, alternativ 3 ml)
  • 2 Rekonstitutionskanülen (Standardkanüle Gr. 2 > 21 G)
  • 2 Ampullen NaCl 0,9 Prozent 2 ml (Alternativ 5 ml oder 10 ml)
  • 8 Feindosierspritzen 1 ml zur Applikation
  • 8 Standardkanülen 25 G zur Applikation

Pro Vial Covid-19-Vaccine AstraZeneca:

  • 2 Entnahmekanülen Gr. 2
  • 12 Feindosierspritzen 1 ml zur Applikation
  • 12 Standardkanülen Gr. 16 (22 bis 25 G) zur Applikation

Doch nicht alle Spritzen passen zu allen Kanülen. Als einfachste Regel lässt sich sagen, dass Spritzen und Kanülen des gleichen Herstellers immer fest konnektierbar sind. Anbieter wie B. Braun oder Becton Dickinson (BD) informieren über die Kompatibilität der einzelnen Medizinprodukte auf ihren Internetseiten. Ansonsten hat Biontech selbst eine Liste (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) zu passenden Spritzen-Kanülen-Kombinationen erstellt.

So kann für die B. Braun Injekt-F Spritze beispielsweise eine B. Braun Sterican, eine BD SafetyGlide 25 G oder eine TSK Needle verwendet werden. Auch für die B. Braun Omnifix-F Spritze mit Luer-Ansatz werden mehrere Kanülen-Optionen angegeben. Neben einer B. Braun Sterican können auch hier Kanülen von BD (SafetyGlide 25 G, Eclipse Kanüle 25 G) zum Einsatz kommen. Auf der Internetseite Comirnatyeducation verweist Biontech auf insgesamt zehn Kanülen, die alleine für die B. Braun Omnifix F mit Luer-Ansatz geeignet sind.

Ärzte haben einen anderen Fokus

Der Umgang mit Spritzen und Kanülen beider Berufsgruppen unterscheidet sich jedoch grundsätzlich. Sind die Pharmazeut:innen stets bemüht, keinen Wirkstoff freizusetzen und keine Konnektionsstellen zu berühren, so gilt für Ärzt:innen eher das Motto „Schnell die Kappe abziehen, injizieren und abwerfen“. Kein Arzt würde auf die Idee des „Recappings“ kommen – viel zu groß die Stichgefahr. Bei Arbeiten im Reinraum gehört das Wiederverschließen oftmals standardmäßig dazu.

 

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