Der Hersteller Dr. August Wolff hat wieder Ärger mit der Informationskampagne für die Marke Vagisan. Facebook hat die Produkteseite vom Netz genommen. Sie verstoße gegen „Gemeinschaftsstandards zu reglementierten Gütern“, sagt eine Unternehmenssprecherin. Bereits 2013 weigerten sich verschiedene Zeitungen, die Anzeigen für das Produkt gegen Scheidentrockenheit zu drucken.
Laut Dr. Wolff handelt es sich um eine „Intimzensur“. Facebook scheine nicht – mehr – bereit für sachliche Aufklärung rund um einen gesunden weiblichen Intimbereich, kritisiert das Bielefelder Familienunternehmen. In anderen Medien hätten sich die Themen mittlerweile sehr gut durchgesetzt und würden als seriös sowie relevant für die Zielgruppe anerkannt.
Der Vorwurf des Verstoßes gegen die „Gemeinschaftsstandards zu reglementierten Gütern“ beziehe sich auf Kategorien wie Gewalt und kriminelles Verhalten, Sicherheit zum Beispiel Suizid, Mobbing und sexuelle Ausbeutung sowie anstößige Inhalte wie Gewaltdarstellungen oder Nacktheit. „Ein Zusammenhang, der bezogen auf medizinisch-gynäkologische Produkte der Marke Vagisan und angesichts einer wissenschaftsbasierten Kommunikation völlig willkürlich erscheint.“
Die Seite sei seit drei Wochen abgeschaltet und bestehe seit fünf Jahren. Ziel sei es, damit über Scheideninfektionen, einen gesunden Intimbereich und Scheidentrockenheit aufzuklären. Interagierende Follower seien überwiegend weiblich und im Durchschnittsalter von 45 bis 54 Jahren.
Ganz aufgegeben hat Dr. Wolff die Darstellung über Facebook noch nicht. Man warte darauf, wann die Seite wieder online gehen dürfe. „Denn jegliche Richtlinien werden respektiert und sachlich weibliche Probleme im Intimbereich dargestellt.“ Das Unternehmen ist mit Facebook im Austausch. In Bielefeld ist man „allerdings nicht so glücklich mit dem Service, da wir keine genauen Infos bekommen“, so die Sprecherin. Die Abschaltung betrifft den deutschen Kanal. Die internationale Facebook-Seite mit rund 9000 Fans ist noch online. Auch beim Tochter-Netzwerk Instagram ist die Marke noch mit Produktseiten präsent.
Auch international genießt Vagisan höchstes Ansehen, zuletzt im konservativen Saudi-Arabien zugelassen, gibt es beispielsweise in England oder Australien Formate zum Austausch unter Frauen und eine mediale Offenheit für die adressierten Probleme. National sowie international gibt es prominente Unterstützer, die für die Produkte werben.
Mit der Werbung für Vagisan ist das Unternehmen bereits öfter angeeckt. 2013 lehnten mehr als 20 Medien eine Veröffentlichung von Anzeigen ab. Als Grund werde auf die Verletzung der selbst auferlegten Richtlinien verwiesen, die sich angeblich an gesellschaftlichen Normen orientierten. Der Hersteller warf den Verlagen Zensur vor. Die Feuchtcreme ist seit 2008 auf dem Markt.
Zur Pharmasparte gehört außerdem die Marke Linola. Der Bereich macht rund 30 Prozent des Umsatzes aus. Insgesamt erwirtschaftete das Unternehmen 2020 mit rund 780 Mitarbeitern Verkaufserlöse von rund 341 Millionen Euro, ein Plus von 8,5 Prozent. Das Exportgeschäft sei trotz Krise und dank der Verkäufe in Asien um knapp 2 Prozent auf rund 73 Millionen Euro gewachsen. Zur Gruppe gehört auch der Kosmetikbereich Dr. Kurt Wolff (Alcina, Alpecin, Bioniq Repair-Zahncreme, Karex, Plantur). Das Bielefelder Familienunternehmen geht auf die 1905 gegründeten der „Sudbracker Nährmittelwerke Vinces“ zurück.
APOTHEKE ADHOC Debatte