„Exklusiv“ bei dm Carolin Bauer, 03.09.2012 09:27 Uhr
Drogerie statt Apotheke: Dass Produkte aus der Freiwahl bei dm, Müller oder Rossmann landen, ist für viele Apotheker immer wieder ein Ärgernis. Aktuell sind Eucerin, Vichy und frei „jetzt neu und exklusiv bei dm“ zu verkaufen. Die betroffenen Hersteller weisen jeden Zusammenhang zurück. Doch die Branche hat bisher kein richtiges Konzept im Kampf gegen den sogenannten Graumarkt gefunden.
Der Kosmetikkonzern Beiersdorf vertraut im Verkauf auf ein selektives Vertriebssystem. Seit 2009 werden nur noch Apotheken mit Eucerin beliefert, die den Vertrag unterschrieben haben. Auch der Großhandel ist vertraglich gebunden. Dennoch stehen verschiedene Produkte der Marke in den Regalen bei dm.
„Wir kennen diese Fälle“, sagt eine Konzernsprecherin. Es werde davon ausgegangen, dass einer der Kunden – also Apotheker oder der pharmazeutische Großhandel – die Drogerien mit den Produkten speise. „Wenn wir davon erfahren, versuchen wir der Ursache einen Riegel vorzuschieben.“
In Hamburg war deshalb der Vertrag mit einer Apotheke gekündigt worden. Der Fall konnte der Sprecherin zufolge aufgedeckt werden, da die Produkte kodiert und dadurch zurückverfolgbar seien. „Es war klar, dass diese Apotheke die Ware weiterverkauft hat.“
Erst Anfang August hatte der Konzern mitgeteilt, die Einhaltung seiner Selektivverträge zu Eucerin in den Apotheken überprüfen zu wollen. Dabei geht es jedoch besonders darum, ob genug Eucerin-Produkte in der Freiwahl stehen.
Auch L'Oréal arbeitet im Vertrieb seiner Apothekenkosmetik mit Depotverträgen. Der Konzern hat in diesem Jahr an alle Apotheken neue Verträge geschickt: „Die neue Version des Vertrags wurde im Hinblick auf die Bekämpfung des immer problematischer werdenden Graumarkthandels optimiert“, so ein Sprecher. Dadurch soll verhindert werden, dass die Produkte außerhalb des angestrebten Vertriebskanals verkauft werden.
Vichy unterhalte mit dm keine Geschäftsbeziehungen, heißt es in Düsseldorf. Das schließe ein, dass die Drogieren nicht von Vichy beliefert würden. dm erfülle die Kriterien der Depotverträge, die zwischen Apotheken und der Marke bestehen, nicht: „Sobald wir deutlich nachweisen können, dass eine Verletzung des Depotvertrages vorliegt, gehen wir ohne Kompromisse dagegen vor.“
Auch Kosmetik der Marke frei ist im Sortiment der Drogerie erhältlich. „Wir versuchen es zu unterbinden, in dem wir in die Märkte gehen“, sagt eine Sprecherin des Herstellers Walter Bouhon. Aber es gebe keine juristische Handhabe dagegen. Eigentlich liefere man nur an Apotheken und den pharmazeutischen Großhandel.
„Wir wollen, dass die Produkte in den Apotheken beraten werden“, so die Firma. Immerhin investiere man einen sechsstelligen Betrag in PTA-Schulungen.