Führungswechsel bei Klosterfrau: Hans-Helmut Fabry wird neuer Chef des Kölner OTC-Herstellers. Der ehemalige Hexal-Vorstandschef übernimmt ab ersten April als künftiger Verwaltungsrat den Vorsitz in der Geschäftsführung. Sein Vorgänger Dr. Martin Zügel verlässt das Unternehmen „in gegenseitigem Einvernehmen“. Hintergrund sind „unterschiedliche Auffassungen über die strategische Weiterentwicklung in den kommenden Jahren“. Und es gibt weitere Wechsel in der Geschäftsführung, die damit fast komplett ausgetauscht ist.
Fabry ist bereits seit 30 Jahren in der Arzneimittel- und Konsumgüterindustrie tätig und kennt insbesondere den OTC-Markt aus dem Effeff. Von Juli 2007 bis Januar 2014 war er Vorstandssprecher von Hexal; danach arbeitete er ein Jahr lang als Global Commercial Head für die OTC-Sparte des Mutterkonzerns Novartis. Nach der Fusion der Consumer-Sparten von Novartis und GlaxoSmithKline (GSK) blieb er ein weiteres Jahr an Bord, ab April 2016 war er als Berater selbstständig. In dieser Funktion war er unterem Mitglied des Aufsichtsrats des TAD-Mutterkonzerns Krka sowie des deutschen Medizintechnikherstellers Medoderm.
Bevor er nach Holzkirchen kam, war Fabry von 2005 bis 2007 OTC-Deutschlandchef bei Novartis. Ab 1991 hatte er für L'Oréal gearbeitet, unter anderem als General Manager Laboratoires Garnier und Landeschef Tschechien/Slowakei. In den 1980er-Jahren hatte er im Marketing des Käseherstellers Bongrain sowie bei Henkel gearbeitet. Fabry ist studierter Psychologe.
Als Präsidentin des Verwaltungsrates der Klosterfrau-Holding mit Sitz in der Schweiz sagte Petra Tritschler: „Wir freuen uns, mit Hans-Helmut Fabry die Erfolgsgeschichte der Klosterfrau Gruppe weiter schreiben zu können. Herr Fabry verfügt über eine umfassende wie internationale Erfahrung im Healthcare-Bereich und hat dies in ganz unterschiedlichen Managementpositionen unter Beweis gestellt.“
Außerdem dankte sie Zügel für sein großes Engagement in den vergangenen vier Jahren. Er habe mit seiner langjährigen Erfahrung die Gruppe neu ausgerichtet. Der ehemalige Merz-Chef hatte den Posten in Köln 2015 übernommen; kurz zuvor hatte er die Führung der Holding mit Sitz in der Schweiz übernommen. Er löste den langjährigen Firmenchef Friedrich Neukirch ab, der seit 48 Jahren für Klosterfrau tätig war, seit 1984 Mitglied in der Geschäftsführung und seit 2000 an der Spitze des Unternehmens stand.
Allerdings ist sein Ausscheiden auch dahingehend zu interpretieren, dass die Neuausrichtung trotz der bisheringen umfangreichen Reorganisation nicht abgeschlossen ist. Erst vor einem Jahr hatte René Flaschker das Kölner Unternehmen verlassen, er war mit Zügel angetreten und als Geschäftsführer Marketing/Vertrieb für das OTC-Sortiment verantwortlich. Flaschker leitet mittlerweile die ProSiebenSat.1-Tochter Windstar Medical, die Eigenmarken im Mass Market und Internet vertreibt. Seinen Posten bei Klosterfrau hat Stefan Herpin übernommen.
In der Geschäftsführung gibt es weitere Wechsel: Christian Wurzinger hat Anfang März den Posten des Finanzchefs von Peter Mattes übernommen, er kommt von Capri Sun. Dr. Jaana Saarteinen-Erben trat parallel als Geschäftsführerin Personal/Recht die Nachfolge von Christian Heller an; sie hatte zuletzt als Executive Vice President Global Human Resources gearbeitet. Außerdem sitzt Dr. Markus Unkauf als wissenschaftlicher Leiter im Gremium; er war 2014 aufgerückt.
Das 1826 von der Nonne Maria Clementine Martin gegründete Unternehmen gehört zu den wichtigsten OTC-Herstellern in Deutschland. Mit Erlösen von 260 Millionen Euro auf Basis der Apothekenverkaufspreise (AVP) kommt Klosterfrau laut Insight Health auf Rang 7. Zu den bekannten Produkten aus der Apotheke gehören Neo Angin, Soledum, Bronchicum, Contramutan, Nasic, Kwai, Hepar SL, Taxofit, Anginetten und Jarsin. Zur Gruppe gehören neben dem Kölner OTC-Hersteller und den Schwesterfirmen in Österreich und der Schweiz (Melisana) unter anderem die Kosmetikfirma Maria Galland, der Lohnhersteller Artesan (Mg5 Longoral) und der Süßstoffhersteller Hermes (Assugrin).
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