Die Europa Apotheek Venlo (EAV) bläst zum Rückzug: Die Kunden der niederländischen Versandapotheke erhalten nur noch einen Rabatt von einem Euro pro verschreibungspflichtigem Arzneimittel, statt wie zuletzt 2,49 Euro. Nach mehreren verlorenen Prozessen und einer Klarstellung des Gesetzgebers zieht die EAV Konsequenzen. Ganz geschlagen gibt man sich in Venlo aber noch nicht.
Der Bundesrat hatte am vergangenen Freitag endgültig grünes Licht für die AMG-Novelle gegeben. Rx-Boni nach dem Modell der EAV sind damit vielleicht schon ab Oktober verboten. Bereits Ende August hatte der Gemeinsame Senat der obersten Bundesgerichte entschieden, dass sich auch ausländische Versandapotheken an die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreis) halten müssen.
Während DocMorris sich trotzig gibt, lenkt die EAV jetzt ein. Boni in Höhe von einem Euro sind laut einer Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) wettbewerbsrechtlich nicht zu beanstanden. Und da die deutschen Aufsichtsbehörden keinen direkten Zugriff auf ausländische Anbieter haben, dürfte für sie auch unter Bezug auf das Arzneimittel- oder Berufsrecht nichts zu machen sein.
Die EAV verspricht den eigenen Kunden trotz des Rückziehers, weiter für die Boni zu kämpfen: Eine Beschwerde gegen das neue Gesetz liege der EU-Kommission in Brüssel bereits vor, heißt es. Der Verband der europäischen Versandapotheken (EAMSP) hatte bereits vorab abgekündigt, die Sache wenn möglich vor den Europäischen Gerichtshof (EuGH) zu bringen.
Doch selbst wenn die Versender in Brüssel und Luxemburg Erfolg haben sollten, konnte die EAV wohl nicht länger auf Risiko spielen: Wegen eines vorläufig vollstreckbaren Urteils des Oberlandesgerichts München (OLG) musste die Versandapotheke bereits mehrfach Ordnungsgelder zahlen.
Die jetzt schon sechsstellige Summe hätte sich bis zu einer Klärung vor dem EuGH vermutlich vervielfacht, wenn die EAV an ihrem Modell festgehalten hätte. Möglicherweise hat angesichts der Gerichtskosten auch der Eigentümer Medco/Express Scripts in den USA angefangen, nach der Effizienz des Bonusmodells zu fragen.
Vorerst muss sich die EAV, die auch Pick-up-Stellen bei der Drogeriekette dm betreibt, etwas Neues ausdenken, um die Kunden bei der Stange zu halten. Schließlich liegt der Rezeptanteil der Versandapotheke nach eigenen Angaben bei rund 90 Prozent.
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