Versandapotheken

Europa Apotheek: Befriedigend ist spitze Tobias Lau, 14.02.2018 07:48 Uhr

Berlin - 

Die Europa Apotheek wirbt mit neuen TV-Spots, in denen darauf hingewiesen wird, dass der Versender aus Venlo Testsieger bei Stiftung Warentest ist. Was in den Clips geflissentlich verschwiegen wird: Ein gutes Ergebnis hat sie trotzdem nicht eingefahren.

„Keine Kompromisse! Meine Rezepte bekommt die Europa Apotheek“, sagt ein seriös aussehender Mittvierziger und wirft einen Brief in eine Postbox. Die niederländische Versandapotheke wirbt seit Kurzem im Fernsehen mit einem Zehnsekünder in mehreren Ausführungen für sich. Das Konzept ist denkbar einfach: Ein Testimonial bekundet, seine oder ihre Rezepte bei der Europa Apotheek einzulösen, und ergänzt danach, was er oder sie noch alles dort bestellt. Das sind mal Kopfschmerztabletten, mal Hautcremes.

Dazu wirbt die Versandapotheke damit, Bestplatzierter bei Warentest zu sein, was auch der Wahrheit entspricht. Dass Testsieger in dem Falle längst nicht heißt, dass die Europa Apotheek gut abgeschnitten hätte, wird hingegen nicht nach außen gekehrt. Denn selbst als Erster hatte sie im November lediglich die Note „befriedigend“ erhalten. Im Oktober hatte Warentest 18 Versandapotheken getestet – und die Ergebnis waren alles andere als ein Ruhmesblatt für die Versender.

„Schwach ist vor allem die fachliche Beratung“, resümierte Warentest damals. Viele Versender würden nicht ausreichend auf mögliche Wechselwirkungen bei den bestellten Medikamenten hinweisen und hinterfragten zu wenig, ob gewünschte rezeptfreie Mittel für Patienten geeignet sind. Die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) verlangt genau das allerdings ausdrücklich auch von Versandapotheken. In der wichtigsten Kategorie Beratung schafften es nur fünf Versandapotheken die Note „befriedigend“, alle anderen waren „mangelhaft“.

Die Plätze 2 und 3 im Gesamtranking belegten die Schwesterfirma Shop-Apotheke sowie Versandapo.de. Apodiscounter, Apotal, Mycare, Eurapon, Berlinda, Besamex und Delmed fielen hingegen mit der Gesamtnote „mangelhaft“ ganz durch – mehr als jede dritte der getesteten Apotheken. Vor-Ort-Apotheken waren in der Prüfung nicht vertreten. 2014, als sie das letzte mal getestet wurden, schnitten sie bei der Beratung allerdings auch nicht traumhaft ab. Sie boten bei der Beratung „ein ähnliches Bild wie die Versandapotheken“, so Warentest damals.

Die Tester stellten den Versandapotheken verdeckt sieben Aufgaben zur fachlichen Qualität. „Das Ergebnis war ernüchternd. Keine Versandapotheke schneidet fachlich gut ab, zum Teil wurde nicht einmal auf bedrohliche Wechselwirkungen hingewiesen“, so das Urteil der Tester.

Die Beratung floss zu 60 Prozent in das Gesamtergebnis ein, der Service mit mehreren Unterkategorien zu 25 Prozent. Die Bewertung des Internetauftritts macht 15 Prozent der Note aus. Da es in den AGB offenbar keine nennenswerten Mängel gab, wurde dies bei der Benotung nicht weiter berücksichtigt.