Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) verschickt in ihrem aktuellen Magazin „Zukunft jetzt“ Werbung der Versandapotheke DocMorris an ihre Beitragszahler. Beigelegt sind die bekannten Flyer zu Rx-Boni sowie die zuletzt monierten Freiumschläge zur Rezepteinreichung bei DocMorris. Das ist auch deswegen interessant, weil der alternierende Vorsitzende des Bundesvorstandes der DRV, Alexander Gunkel, in seiner Eigenschaft als Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) sich früher schon für die Liberalisierung des Apothekenmarktes ausgesprochen hat.
DocMorris hat mit dem EuGH-Urteil den Freibrief bekommen, Rabatte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel zu gewähren. Aus Sicht der Luxemburger Richter unterliegen ausländische Versandapotheken nicht der Preisbindung. DocMorris gewährt aktuell mindestens 2,50 Euro pro Rx-Arzneimittel. Der Bonus für ein Rezept mit drei hochpreisigen Arzneimitteln kann bis zu 15 Euro Bonus betragen.
Dem jetzt verschickten Magazin der Deutschen Rentenversicherung liegen aber noch die alten DocMorris-Flyer bei. Darin wird nur ein Bonus von zwei Euro pro Arzneimittel versprochen. DocMorris hatte im Januar sein Bonus-Angebot auf 2,50 Euro im Zusammenhang mit einer Werbeaktion in der Bild-Zeitung erhöht. Die Europa Apotheek bietet pro Rezept sogar einen Bonus bis zu 30 Euro.
Das Magazin „Zukunft jetzt“ wird in einer Auflage von zwei Millionen an Mitglieder der Rentenversicherung vier Mal im Jahr verschickt. Nach Angaben der DRV wurde der DocMorris-Flyer nur in einer Teilausgabe beigelegt. Über die Höhe der Kosten konnte der Sprecher keine Angaben machen. Eine ganzseitige Anzeige kostet im DRV-Magazin knapp 20.000 Euro.
Nach Angaben eines DVR-Sprechers gab es keinen Anlass, die Werbebeilage von DocMorris abzulehnen: „Sie entsprach unseren Kriterien.“ Damit verbunden sei aber kein politisches Statement der Rentenversicherung pro Arzneimittelversandhandel.
Zuletzt hatte DocMorris seinen Flyer plus Freiumschlag auch im Mitgliedermagazin der DAK Gesundheit beigelegt. „Es ist richtig, dass DocMorris in Teilen unseres aktuellen Kundenmagazins eine bezahlte Werbung geschaltet hat“, bestätigte ein Sprecher der Kasse gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Beilage sei in 350.000 Magazinen enthalten, ohne „regionale oder personenbezogene Steuerung nach Geschlecht oder Alter“. Wie viel DocMorris für den exklusiven Vertriebskanal auf den Tisch legt, verriet die Kasse nicht: „Für den Beileger gelten die aktuellen Anzeigenpreise“, so der Sprecher.
Das Magazin der DAK heißt „fit!“ und erscheint dreimal im Jahr, zweimal in der sogenannte „Abo-Auflage“ mit 1,5 Millionen Exemplaren sowie am Jahresende in der Vollauflage mit rund 4 Millionen Exemplaren. Wer in dem Heftchen eine Anzeige schalten möchte, zahlt 22.500 Euro für die Abo-Ausgabe oder 40.150 Euro für die Vollausgabe. Ein Doppelseite kostet 34.900 beziehungsweise 72.400 Euro, rund 3000 Euro schlägt die DA jeweils als „Konstellationen“ für das Layout auf.
Für Beileger – wie im Fall von DocMorris – gelten andere Preise. Laut der aktuellen Preisliste kosten 350.000 beigelegte Exemplare zwischen 40.250 und 44.450 Euro, je nach Gewicht. Eine Streuung nach Gebieten, Alter, Geschlecht oder Postleitzahl ist möglich. Auf Wunsch übernimmt der Verlag der DA gegen Aufpreis auch die Produktion des Beilegers.
Als Werbung für den Versandhandel wollte auch die DAK die Morris-Beilage aber nicht verstanden wissen: „Durch die Beilage in unserem Kundenmagazin wird keine Versandapotheke von uns ‚unterstützt‘, wie in Ihrer Frage suggeriert wird“, sagte der DAK-Sprecher mit und fügt hinzu: „Es handelt sich um eine bezahlte Werbung, die rechtlich zulässig ist.“ Die im Beileger genannten Boni würden von der DAK werden von uns nicht bewertet, hieß es bei der Kasse. Grundsätzlich könne man mitteilen, dass „DocMorris mit uns korrekt nach der Arzneimittelpreisverordnung abrechnet“, so der Sprecher.
Mehrfach hatte sich Gunkel, jetzt turnusmäßiger Vorsitzende des Bundesvorstandes der DRV, bereits im Zusammenhang mit dem Morris-Prozess über die Zulassung von Apothekenketten für eine Liberalisierung des Apothekenmarktes ausgesprochen. Bei seinem Besuch in der Konzernzentrale der Celesio AG in Stuttgart sagte Gunkel als Mitglied der BDA-Hauptgeschäftsführung im Jahr 2007, er sei froh, dass die europäische Kommission die Liberalisierung im Apothekenmarkt angestoßen habe. Der BDA habe sich frühzeitig für mehr Wettbewerb im Gesundheitssektor ausgesprochen und dafür aus großen Teilen der Gesundheitswirtschaft viel Beifall erhalten.
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