Als Folge der Corona-Krise droht eine weltweite Rezession. Die negative Stimmung macht vor den Apothekeninhabern nicht halt: Laut dem erstmals erhobenen „Apotheken Geschäftsklima Index“ (AGI) des Marktforschungspanels aposcope beklagen viele Apothekenleiter eine schlechte Gesamtsituation mit relativ düsteren Prognosen für die kommenden Monate. Bereits zum zweiten Mal von aposcope erhoben wurde der „E-Rezept Readiness Index“ (ERI), der zeigt, wie gut die Apotheken auf die Einführung des E-Rezepts vorbereitet sind.
Jeder dritte Inhaber (34 Prozent) beurteilt im Apothekenbarometer von aposcopedie derzeitige Geschäftslage seiner Apotheke als schlecht oder sehr schlecht, ebenso viele (35 Prozent) sehen die Lage lediglich als befriedigend an. Dagegen bewerten nur 29 Prozent die Situation als gut und nur ein einziger Befragter als sehr gut. Interessantes Detail: Während die Inhaber im Osten der Republik überdurchschnittlich positiv gestimmt sind, fallen die Werte im eigentlich wohlhabenden Süden deutlich zurück.
Die insgesamt gedrückte Stimmung dürfte mit der Nachfragesituation zu tun haben: Die ist laut 42 Prozent der Inhaber schlecht. 18 Prozent erleben die Nachfrage als gut, 39 Prozent als befriedigend.
Die Corona-Krise zeitigt weiterhin wirtschaftliche Folgen in den Apotheken. Die Inhaber sollten konkret die Mai-Umsätze für dieses und das vergangene Jahr vergleichen. Fast drei Viertel der Apothekenleiter (74 Prozent) klagt über sinkende Erlöse. Bei 18 Prozent ist der Umsatz vergleichbar mit dem Vorjahr, nur in 5,6 Prozent der Betriebe gestiegen. Und der Abwärtstrend schient anzuhalten: Gegenüber dem Vormonat verzeichnen nur 13 Prozent eine steigende Nachfragesituation, 38 Prozent dagegen eine verschlechterte.
Besteht wenigstens Aussicht auf Besserung? Jein. Immerhin 21 Prozent hoffen darauf, dass sich die Geschäftslage in den kommenden drei Monaten verbessern wird, 46 Prozent gehen von einer gleichbleibenden Situation aus. Auf der Schattenseite befürchten 27 Prozent eine weitere Verschlechterung. Entsprechend schätzen die meisten (78 Prozent), dass sich die Zahl der Beschäftigten in den Apotheken zeitnah nicht ändern wird. Doch immerhin 16 Prozent planen in den kommenden Monaten mit einem Personalabbau.
Aber was sind die Ursachen für die negative Gesamtlage? Die Faktoren werden besonders häufig genannt: die Abwanderung der Kunden in den Versandhandel (74 Prozent) und – eng damit verknüpft – die insgesamt schwache Nachfrage (71 Prozent). Als weitere Hemmnisse des eigenen Geschäfts wurden Lieferengpässe (59 Prozent) sowie die Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen und Kontaktsperren (54 Prozent) oder die in der Apotheke eingeführten Sicherheitsmaßnahmen (47 Prozent) genannt. Der oft beklagte Fachkräftemangel ist dagegen etwas aus dem Fokus gerückt (18 Prozent).
Die aktuellen Lagerbestände an unverkauften Produkten in der eigenen Apotheke bewertet eine Mehrheit (63 Prozent) als ausreichend. Doch jeder Dritte findet das Lager zu groß, wobei es eine deutliche Korrelation zur Größe der Apotheke gibt. Während Inhaber mit bis zu fünf Mitarbeitern nur zu 19 Prozent über ein aufgeblähtes Lager klagen, sind es bei den Leitern von Betrieben mit elf oder mehr Mitarbeitern 46 Prozent.
Mit der bevorstehenden Einführung des E-Rezepts werden sich einige Prozesse in der Apotheke verändern. Etwa ein Drittel der Inhaber (35 Prozent) fühlt sich gut vorbreitet, weitere 32 Prozent mittelmäßig. Als eher nicht so gut vorbereitet sieht sich jeder fünfte, weitere 12 Prozent als überhaupt nicht vorbereitet.
Aus verschiedenen Maßnahmen zur Vorbereitung auf das E-Rezept berechnen die Marktforscher von aposcope den E-Rezept Readiness Index (ERI). Auf einer Skala von 0-100 erreichen die Apotheken einen Wert von 38,4. Der ERI soll in den kommenden Monaten regelmäßig erhoben werden, um die Entwicklung abzubilden.
Jeder zweite Inhaber (52 Prozent) hat bereits den Konnektor zur Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) schon bestellt und 45 Prozent ein stationäres eHealth-Kartenterminals zum Einlesen der eGK, der SMC-B und des eHBA. Auch um das TI-Softwaremodul für die Apotheken-EDV beziehungsweise ein entsprechendes Update haben sich schon 44 Prozent gekümmert. Die Institutionskarte (SMC-B) zur Identifizierung der Apotheke als berechtigter TI-Teilnehmer haben 37 Prozent schon bestellt, 32 Prozent den elektronischen Heilberufsausweis (eHBA). Und schließlich 24 Prozent haben einen VPN-Zugangsdienst eingerichtet.
Etwas mehr als jeder zweite Apothekenleiter (55 Prozent) hat bereits eine oder mehrere Beratungen zur notwendigen technischen Infrastruktur in Anspruch genommen. 18 Prozent haben sogar schon die Kunden über die Einführung des E-Rezepts informiert. Doch es gibt auch 24 Prozent, die nach eigenen Angaben bislang gar keine Maßnahmen getroffen haben – und den ERI damit im Gesamtergebnis nach unten ziehen.
An der Befragung nahmen vom 5. bis 8. Juni 2020 insgesamt 102 verifizierte Apothekeninhaber teil.
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