Erste CoBox wieder abgebaut

Diese Woche würde Ulrich Baudisch, Erfinder der CoBox, vermutlich am liebsten aus dem Kalender streichen: Erst wurde die Novelle der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) auf unbestimmte Zeit verschoben, von der sich der Unternehmer den gesetzlichen Ritterschlag für seine „Videoapotheke“ erhofft. Und dann wurde am Mittwoch ausgerechnet die allererste CoBox wieder abgebaut. Der Standort muss aufgegeben werden, weil er sich nicht rentiert hat.

Apotheker Michael Schier im hessischen Mainz-Kastel hatte als erster eine Videokabine im Eingangsbereich einer Sparkasse installiert. Doch im September hatte er die CoBox nach nur einem Jahr wieder abgeschaltet, gestern wurde sie abgeholt. „Ich finde die Idee immer noch gut, aber gerechnet hat es sich leider nie“, sagt Schier. Nur zwei bis drei Kunden pro Tag hätten die Kabine genutzt - viel zu wenig bei laufenden Kosten von mehr als 2000 Euro monatlich für den Leasing-Vertrag, die DSL-Leitung und die Standortmiete.

Dabei schienen die Bedingungen gar nicht so schlecht: Der Ortsteil hat rund 2000 Einwohner und zwei Ärzte. Das kommt dem von Baudisch genannten „Grundrauschen“ im Markt schon sehr nahe. Trotzdem blieb die CoBox hinter Schiers Erwartungen zurück: Um in die schwarzen Zahlen zu kommen, hätte er nach eigenen Berechnungen 15 bis 20 Kunden mit einem Umsatz von durchschnittlich 20 Euro täglich benötigt.

Die CoBox ist eine abgeschlossene Kabine, von der aus die Kunden über eine Videoschaltung Kontakt zur Apotheke aufnehmen können. Ein Rezeptscanner ist integriert. Die bestellten Arzneimittel werden entweder per Bote oder über einen externen Logistiker ausgeliefert. Baudisch wirbt derzeit bundesweit bei Apothekern und Bürgermeistern für seine Erfindung - neuerdings auch als Outdoor-Variante neben Supermärkten. 35 Aufträge hat er nach eigenen Angaben schon eingesammelt.

Apotheker Schier will es dagegen vorerst nicht an einem anderen Standort versuchen, sondern die Entwicklung abwarten. Bei der Rücknahme habe sich Baudisch aber absolut fair verhalten, betont Schier. Baudisch zufolge musste noch ein anderer Standort aufgegeben werden.