Erstattungsbetrag für Maviret Nadine Tröbitscher, 29.06.2018 12:41 Uhr
AbbVie und der GKV-Spitzenverband haben sich auf einen Erstattungsbetrag für Maviret (Glecaprevir/Pibrentasvir) geeignet. Dieser gilt ab 1. Juli.
Die Kombination aus 100 mg Glecaprevir und 40 mg Pibrentasvir ist zur Behandlung der chronischen Hepatitis C unabhängig vom Genotyp als Therapie über acht Wochen zugelassen. Das Arzneimittel ist zu 4x21 Stück im Handel. Ab 1. Juli wird der Apothekenverkaufspreis (AVP) für die pangenotypische achtwöchige Therapie bei 29.990 Euro inklusive Mehrwertsteuer liegen. Die bestehenden Rabattverträge gelten weiterhin. Aktuell beträgt der AVP für 84 Tabletten 17.478,72 Euro. Ab Juli fällt der Preis auf 14.995 Euro. Bei einer empfohlenen Einnahme von einmal täglich drei Tabletten, besitzt die Packung eine Reichweite von 28 Tagen.
„Nach dem vorzeitigen Abschluss der Verhandlung zum Erstattungsbetrag bietet Maviret nun in Kombination mit dem Preis ein einzigartiges Gesamtpaket, das es nach unserer Ansicht braucht, um Hepatitis C in Deutschland zu besiegen“, sagt AbbVie-Geschäftsführer Dr. Patrick Horber. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Bundesregierung verfolgen das Ziel, die Erkrankung bis 2030 zu eliminieren.
In Deutschland leben etwa 300.000 Menschen mit chronischer Hepatitis C. Ohne Behandlung kann die Leberentzündung zu Zirrhose oder Leberkrebs führen. Maviret bietet eine komplett Ribavirin-freie pangenotypische 8-Wochen-Therapie von therapienaiven Patienten ohne Zirrhose, die in Deutschland die größte Behandlungsgruppe darstellen.
Glecaprevir hemmt die HCV-NS3/ 4A-Protease und Pibrentasvir das HCV-NS5A-Protein. Beide Eiweiße sind wichtig für die virale Replikation. Die Kombination ist wirksam gegen alle HCV-Genotypen und kann auch bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz auch in der Dialyse eingesetzt werden. Die häufigsten Nebenwirkungen sind unter anderem Müdigkeit und Kopfschmerzen.
Die Wirksamkeit wurde an 2376 Patienten untersucht, die an acht zentralen und drei unterstützenden klinischen Studien teilnahmen. Das Hepatitis-C-Virus konnte bei über 90 Prozent der Probanden zwölf Wochen nach Therapieende nicht mehr nachgewiesen werden. Außerdem ist das Arzneimittel bei Patienten mit kompensierter Leberzirrhose zugelassen, die als schwer behandelbare Patientengruppe gilt.
Maviret hatte am 28. Juli im beschleunigten Verfahren die EU-Zulassung erhalten. Nur wenige Wochen später liefen in den Apotheken die ersten Rezepte auf. Das Arzneimittel wurde jedoch erst zum 1. September in den ABDA-Artikelstamm eingefügt. Der Grund: Die Listung in die Lauer-Taxe konnte aufgrund der Einreichfristen der Informationsstelle für Arzneispezialitäten (IFA) nicht zeitgleich mit der Markteinführung erfolgen. Mit dem Erhalt der Zulassung am 28. Juli war die Frist für die Listung zum 1. August abgelaufen. Apotheken konnten Maviret zwar bestellen und abgeben, aber fürchteten bei der Abrechnung Retaxationen.