Rise soll Identity Provider stellen

E-Rezept: Zweiter Zuschlag geht nach Österreich

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Berlin -

Die Gematik hat das zweite Los ihrer E-Rezept-Ausschreibung vergeben: Die österreichische Firma Research Industrial Systems Engineering (Rise) soll den Identity Provider (IDP) für das E-Rezept entwickeln und betreiben. Bis Mitte 2021 soll Rise den Identitätsanbieter nach den Vorgaben der Gematik- Spezifikationen ans Netz bringen. Das erste Los – der E-Rezept-Fachdienst – war am Montag an IBM vergeben worden. Die Deutschlandtochter des US-Konzerns kooperiert mit der Zur-Rose-Tochter eHealth-Tec.

Der Identitätsanbieter ist ein zentrales Zugangssystem, das die Identität der Teilnehmer – von Apothekern und Ärzten über Krankenhäuser bis zu den Versicherten – innerhalb der Telematikinfrastruktur (TI) authentifiziert und den Zugriff auf die Systeme des E-Rezepts ermöglicht. Darüber hinaus muss das Unternehmen das Authentisierungsmodul – auch Authenticator genannt – als mobile, durch den Nutzer zu installierende Anwendung mit SmartCard-Zugriff (NFC) bereitstellen. Darin sind die Daten aller befugten Institutionen und Einzelpersonen gespeichert und sollen sicher und eindeutig verifiziert werden können.

Durch die Trennung des Identity-Providers vom Fachdienst E-Rezept in zwei Lose und die Vergabe an voneinander unabhängige Unternehmen soll laut Gematik gewährleistet werden, dass sicherheitsrelevante Dienste auf mehrere Organisationen verteilt sind.

Die Leistung war zuvor im Rahmen einer EU-weiten Bekanntmachung als zweites Los ausgeschrieben worden. Es ist nicht das erste Engagement von Rise bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens: Das Unternehmen mit Hauptsitz in Schwechat bei Wien erhielt vergangenes Jahr bereits den Zuschlag für die Entwicklung einer elektronischen Patientenakte (ePA) nach den Vorgaben des Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG). Auch am Markt für TI-Konnektoren ist Rise neben CGM, Noventi, T-Systems, Secunet und Red Medical präsent.

Gemeinsam mit IBM soll Rise nun bis Mitte kommenden Jahres die Infrastruktur für das E-Rezept bereitstellen: Vier Wochen nach Zuschlag sollen Konzeption und Planung stehen. Sind die von der Gematik abgenommen, soll bis spätestens Februar in vier Lieferungen die iterative Bereitstellung funktionaler Teillieferungen erfolgen, um eine frühzeitige entwicklungsbegleitende Systemintegration mit anderen TI-Systemen zu ermöglichen.

Denn der 1. März ist bereits der Spätesttermin zur Bereitstellung in der Testumgebung für den Beginn der Zulassungstests, die Bestandteil der Produktzulassung sind. Die Produktzulassung soll dann spätestens zum 1. Juni erfolgen, um eine produktive Inbetriebnahme spätestens zum 23. Juni zu ermöglichen. Eine Woche später, am 1. Juli, ist dann nämlich der offizielle Startschuss für das E-Rezept in Deutschland. In Branchenkreisen wird bereits stark in Zweifel gezogen, dass dieser Zeitplan noch zu halten ist.

Neben IBM und Rise hatten sich auch mehrere deutsche Unternehmen auf die beiden Lose beworben, erhielten aber eine Absage: Darunter waren Optica, eine Tochter von Dr. Güldener, sowie Noventi und der Bertelsmann-Tochter Arvato. Wie aus Industriekreisen zu hören ist, wurde das Noventi/Arvato-Konsortium wegen eines Formfehlers abgelehnt. Besonders bitter: Für IBM soll eHealth-Tec nur die zweite Wahl gewesen sein. Zuerst habe sich der Konzern an Noventi gewandt, doch das apothekereigene Unternehmen habe abgelehnt – eine hoheitliche Aufgabe wie die Infrastruktur für das GKV-E-Rezept gehöre in europäische Hände, sei die Auffassung des Unternehmens gewesen.

 

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