Versandapotheken

E-Rezept: DocMorris kooperiert mit Ärzteverband APOTHEKE ADHOC, 27.05.2019 08:55 Uhr

Berlin - 

Rechtzeitig vor der Einführung des E-Rezepts hat sich DocMorris den direkten Zugang zur Arztpraxis gesichert: Die Versandapotheke kooperiert mit dem Spitzenverband Fachärzte (SpiFa), der nach eigenen Angaben mehr als 160.000 Mediziner in Kliniken und Praxen vertritt.

Der SpiFa und die zu ihm gehörende Sanakey-Gruppe werden mit DocMorris bei der Suche nach innovativen Lösungen bei Themen wie Arzneimitteltherapiesicherheit und -distribution zusammenarbeiten, wie es am Montag in einer gemeinsamen Erklärung hieß. Außerdem werde man ein Pilotprojekt zur Einführung des elektronischen Rezepts umsetzen.

SpiFa-Hauptgeschäftsführer Lars F. Lindemann freut sich über diesen „Meilenstein“. Er erwartet sich von der Kooperation mit DocMorris innovative Ansätze in Sachen Arzneimittelinformation und -distribution: „Ärzte und Apotheker werden vor Ort besser zusammenarbeiten können. Das nützt nicht nur ihnen, sondern auch den Patienten.“ Wichtig sei dabei, auch IT und Künstliche Intelligenz (KI) vernünftig einzusetzen, um in der Versorgung zu Verbesserungen zu kommen.

Olaf Heinrich, CEO von DocMorris, sagte: „Die Digitalisierung des Gesundheitssystems erfordert eine Abkehr vom Silo-Denken und die Umsetzung eines Plattformgedankens, der Leistungserbringer, Kostenträger und Patienten verbindet. Unsere Kooperation zeigt, dass Ärzte und Apotheken gemeinsam mit den Krankenkassen bereits viel erreichen können.“ Dank der erprobten E-Rezept-Technologie und umfassenden Arzneimitteltherapie-Sicherheitsprüfung von DocMorris könnten alle Marktbeteiligten bereits vor der offiziellen Einführung des E-Rezepts im kommenden Jahr von den Vorteilen profitieren.

Die Einführung der digitalen Verschreibung werde den gesamten Gesundheitsmarkt nachhaltig beeinflussen, weil sie schnellere, kostengünstigere und sicherere Prozesse erlaube. „Mit der Einführung des E-Rezepts wird sich die Patientensicherheit verbessern, die Bürokratie minimieren und die Arzneimittelversorgung zeitgemäß gestalten lassen“, sagte Heinrich. Aber: Für eine erfolgreiche Umsetzung müsse die Digitalisierung des deutschen Gesundheitsmarktes mutig vorangetrieben werden, hier seien alle Beteiligten gefordert.

Konkrete Details zu den Plänen wurden nicht bekannt gemacht. Mit dem SpiFa hat sich DocMorris einen Verband geschnappt, über den im Hintergrund die Strippen gezogen werden. Als Dachverband fachärztlicher Berufsverbände vertritt er die übergeordneten Interessen der niedergelassenen und in der Klinik tätigen Fachärzte ein. Vorstandschef ist Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des NAV-Virchow-Bunds und Präsident des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Weitere Vorstandsmitglieder sind Dr. Axel Schroeder (Berufsverband Deutscher Urologen, BDU), Dr. Christian Albring (Berufsverband der Frauenärzte, BVF) und Dr. Hans-Friedrich Spies (Berufsverband Deutscher Internisten, BDI). Ehrenpräsident ist der ehemalige Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Köhler.

Lindemann als Hauptgeschäftsführer ist in der Berliner Gesundheitsszene bekannt. Seit 1996 ist er Mitglied der FDP. Von 2009 bis 2013 saß er als Bundestagsabgeordneter unter anderem im Gesundheitsausschuss. Noch vor dem Ausscheiden seiner Partei aus dem Parlament hatte er seine Karriere vorangetrieben: Im Dezember 2012 holte ihn die unter anderem auf Medizinrecht spezialisierte Kanzlei Ehlers, Ehlers & Partner an Bord. Dort ist Lindemann inzwischen ausgeschieden.

2017 sollte Lindemann als Vize im Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) unterkommen. Im Gesundheitsausschuss gab es ein Veto gegen den Vorschlag. Im Januar 2018 war bekannt geworden, dass er im Bundestag auf der Mitarbeiterliste des neugewählten FDP-Abgeordneten Christoph Meyer stand.

Den studierten Juristen und Betriebswirt Lindemann verschlug es vor 14 Jahren ins Gesundheitssystem: Von 2004 bis 2008 war er Geschäftsführer der Evangelischen Kliniken Lehnin und einer Trägergesellschaft für Altenpflege. Zudem amtierte er als Vorstandsmitglied der Akademie für Palliative Care in Brandenburg. Gemeinsam mit seiner Frau, einer HNO-Ärztin, und weiteren Partnern gründete der umtriebige Lindemann außerdem zwei Trägergesellschaften, die in Potsdam und Teltow MVZ beziehungsweise Ärztezentren aufbauen sollten. Unter seiner Leitung war der SpiFa vorübergehend Gesellschafter bei der MVZ-Kette Patiodoc.

Auch zu Apotheken hatte Lindemann als Politiker häufiger kontroverse Positionen geäußert: So sprach er sich dafür aus, dass Ärzte Palliativpatienten ihre Medikamente in eng begrenzten Einzelfällen auch für einen längeren Zeitraum überlassen dürfen. Gegenüber der „Welt“ sagte er 2012: „Es muss nicht an jeder Straßenecke eine Apotheke geben. Es gibt mehr Apotheken als Tankstellen in Deutschland und mir ist kein Deutscher bekannt der nicht wüsste, wie er rasch zu Benzin käme.“

Der Kontakt zu DocMorris kommt nicht von ungefähr: Gemeinsam mit dem heutigen Vorstand Max Müller besuchte Lindemann vor Jahren den damaligen Celesio-Partner Medco in den USA und den Ableger des Stuttgarter Pharmahändlers in Brasilien.