Der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) und die Linda-Apotheken kooperieren mit dem Berliner Start-up Doctor Box. Die Linda-Apotheken sollen den Kunden ab sofort die gleichnamige digitale Gesundheitsakte anbieten und dabei von den ausgehandelten Sonderkonditionen profitieren: Für das Aufstellen eines Doctor-Box-Displays erhalten sie einen festen Betrag, für jeden Neukunden eine Provision. Gegenüber den Kunden wollen sie sich mit er Kooperation „als professioneller Lotse im Dschungel der Gesundheits-Apps“ zeigen und ihre Kompetenz in digitalen Services beweisen. Die Kooperation ist der vergangenen Herbst beschlossenen Zusammenarbeit mit Noventi entsprungen, die bei Doctor Box mit im Boot sitzen.
MVDA und Linda wollen die Digitalisierung der Apothekenlandschaft nicht zuletzt deshalb voranbringen, um den Aufgaben angesichts der anhaltenden Covid-19-Pandemie gerecht zu werden. „Unter den epidemiologisch gebotenen Maßgaben der sozialen Distanz gewährleistet das niederschwellige und dichte Netz an Vor-Ort-Apotheken in Deutschland den ersten individuellen und persönlichen Kontakt der Bürgerinnen und Bürger zum Gesundheitssystem“, heißt es in einem offenen Brief, den die Kooperation der Gesundheitspolitik kürzlich vor die Tür gelegt hat. „Auf diese Potentiale könnte beispielsweise im Bereich der Früherkennung und des vor-medizinischen Monitorings (z. B. Überwachung von Körperwerten) zukünftig auch in Online-Formaten zurückgegriffen werden, um die Belastungen des Gesundheitssystems insgesamt auf mehr Schultern zu verteilen.“ Vor diesem Hintergrund regen beide die Erstellung eines verbindlichen Aufgaben- und Honorierungskataloges für telepharmazeutische Leistungen an.
Die vergangenen Herbst geschlossene Kooperation mit Noventi stellte sich für die Digitalisierungsambitionen von Linda als guter Griff heraus. Seit vergangenem Herbst arbeiten Linda/MVDA und Noventi im Rahmen eines Joint Ventures zusammen. Erste zarte Früchte trug die Zusammenarbeit bereits im Februar: Die Sibelius-Apotheke von MVDA-Präsidentin Gabriela Hame-Fischer war unter den ersten drei Apotheken, die Noventi im Rahmen seines Klimaschutzprojektes CO2-neutral stellte. Seit Noventi die Zusammenarbeit mit dem Telemedizin-Anbieter Zava beschloss, sind auch dort die Linda-Apotheken und der MVDA mit im Boot. Seit März erhalten teilnehmende Apotheken E-Rezepte von Zava – dem Vernehmen nach weitaus mehr als zuvor erwartet worden war.
Beinahe zeitgleich mit der Verkündung der Kooperation mit Linda/ MVDA war Noventi außerdem bei Doctor Box als Minderheitsinvestor eingestiegen. Dass die Wahl für die Linda-ePA auf Doctor Box fiel, ist also kein Zufall: „Unter anderem wollen wir unsere MVDA/Linda-Mitglieder mit gezielten Maßnahmen im Arbeitsalltag unterstützen und sie für die Digitalisierung des Gesundheitswesens fit machen“, erklärt Linda-Vorstandssprecher Volker Karg. „DoctorBox ist ein Beispiel dafür, dass durch unser Zusammenwirken konkrete Vorteile für unsere Mitglieder entstehen – sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf höhere Prämien im Vergleich zu den Marktkonditionen.“
Seit Januar haben sie in einer Pilotphase eine Kooperation mit Doctor Box erprobt und deren App für tauglich befunden. Damit antizipiert Linda, was im nächsten Jahr kommt: Denn die Bundesregierung mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) festgeschrieben, dass Krankenkassen ihren Patienten künftig eine elektronische Patientenakte (ePA) anbieten müssen. Umgekehrt gilt aber auch: Nach bisherigem Stand müssen Versicherte die ePA nutzen, die ihnen ihre Kasse anbietet. Wechseln können sie demnach nur, indem sie die Krankenkasse wechseln. Was dann aus dem Linda-Angebot wird, insbesondere falls die meisten Kassen nicht auf Doctor Box setzen, muss sich dann erst noch zeigen. „Wir glauben an eine Koexistenz der verschiedenen Angebote mit den entsprechenden Möglichkeiten zum strukturierten Datenaustausch“, erklärt dazu Doctor-Box-COO Julian Maar dazu.
Denn bisher werben Doctor Box, Linda/MVDA und Noventi stets damit, dass Doctor Box kassenunabhängig ist. Mit der App lassen sich Gesundheitsdaten krankenkassenunabhängig an einem zentralen Ort speichern und autark organisieren. Der Kunde erhält Übersicht und Kontrolle über seine Daten, kann seine ärztliche Betreuung optimieren und soll so Doppeluntersuchungen vermeiden können. „Der wichtigste Vorteil: Er entscheidet selbst, welche Informationen für Andere sichtbar sein sollen und welche nicht“, so Linda/MVDA. Einen besonderen Mehrwert soll den Kunden ein Notfallsticker mit integriertem Impfpass, Organspendeausweis und Angaben zur Blutgruppe bieten. „Durch Doctor Box bewahren unsere Kunden die Hoheit über ihre Gesundheitsdaten und verwalten ihre Befunde, Röntgen-Bilder, Medikamente und Medikationsplan, Arzttermine bis hin zur Patientenverfügung in einer App“, erklärt Dirk Vongehr, Apotheker und Mitglied des MVDA- Präsidiums, verantwortlich für die Kommission Kommunikation und Medien sowie den Arbeitskreis Digital. „DoctorBox ist nach höchsten, deutschen Datensicherheitsstandards sowie nach ISO 27001 zertifiziert und das hat uns überzeugt.“
Der Notfallsticker ist ein Aufkleber mit integriertem QR-Code, den Ärzte oder Rettungssanitäter im Ernstfall mit dem Smartphone scannen, um auf ausgesuchte elementare Gesundheitsdaten wie Blutgruppe, Erkrankungen und Unverträglichkeiten zugreifen zu können. „Der Notfallsticker kommt in unseren Linda-Apotheken, die die Doctor Box bereits seit Januar 2020 in einem Pilottest anbieten, ganz hervorragend an“, sagt Vongehr. „Die Kunden sind neugierig und interessiert, weil sie merken, dass es sich um einen wertvollen Service handelt, der von einem seriösen und zuverlässigen Anbieter stammt.“
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