Atemmasken, Desinfektionsmittel, Beatmungsgeräte: Der Bedarf des Gesundheitswesens ist derzeit enorm und vielerorts kommt es zu Lieferengpässen. Das Würzburger Unternehmen Scoutbee will da nun Abhilfe schaffen: Es betreibt eine KI-basierte Plattform zur weltweiten Suche nach Lieferanten und Zulieferern. Eigentlich nutzen die eher Unternehmen der produzierenden Industrie wie Audi oder Airbus. Angesichts der Coronakrise hat das Unternehmen den Zugang aber jetzt für Gesundheitsdienstleister, NGO und Behörden freigeschaltet.
Eine Zeitersparnis von 75 Prozent verspricht Scoutbee seinen Kunden bisher. Dazu sammelt die Plattform nach Firmenangaben Millionen Datenpunkte und Informationen wie Lieferkapazitäten oder Zertifizierungen über Zulieferer aller Art. Daraufhin durchforstet die KI die Datenbank und bietet den Nutzern eine Auswahl an passenden Zulieferern, angepasst an deren vorher definierten Bedarf. Multinationale Konzerne wie Audi, Airbus, Bosch oder Caterpillar verwenden die Software bereits für strategische Beschaffungs- und Einkaufsentscheidungen.
Das sollen nun auch Gesundheitsämter oder Verbände von Gesundheitsdienstleistern tun können, um dringend benötigte medizinische Geräte oder Materialien zu beschaffen. Nach Arzneimitteln kann mittels Scoutbee nicht gesucht werden, Apotheken hilft Scoutbee bei Lieferengpässen also vorerst wenig. Nur eine verbesserte Verfügbarkeit beispielsweise von Atemmasken und anderen Artikeln zum Infektionsschutz könnte indirekt hilfreich sein.
„Scoutbee findet schnell und einfach weltweit Lieferanten, kreiert mächtige Lieferantenprofile inklusive Informationen über Finanzen, Kundenstruktur und mehr und lässt Einkäufer online mit diesen zusammenarbeiten“, erklärt dazu Geschäftsführer Gregor Stühler. „Weil das Coronavirus heute massive Lieferengpässe bei Schutzausrüstungen oder der Krankenhaus-Ausstattung verursacht, möchten wir hier sofort und unbürokratisch helfen.“
Interessenten können sich online registrieren, innerhalb von 48 Stunden werde die Anfrage verifiziert und der Zugang zum sogenannten Coronavirus Supply Chain Support freigeschaltet. „Innerhalb von nur 48 Stunden hat unser Team einen frei zugänglichen Scoutbee-Zugang erstellt, durch den öffentliche Organisationen und Institutionen mit großem Bedarf an Produkten wie Schutzmasken, Schutzanzügen oder Ersatzteilen für Beatmungsgeräte ab heute Zugriff auf mögliche Lieferanten erhalten. So wollen wir dabei helfen eine Unterversorgung für dringend benötigte Produkte zu vermeiden“, sagt Stühler. Das kostenlose Angebot gelte noch bis zum 30. April.
Neben Scoutbee haben in den vergangenen Wochen viele Unternehmen Angebote kostenlos zur Verfügung gestellt, um während der Coronakrise den Bedarf von Patienten und Gesundheitsdienstleistern zu decken. Zuletzt hatte Telemedizin-Anbieter Kry Sprechstunden für Patienten mit dem Verdacht auf eine Sars-CoV-2-Infektion unabhängig von deren Krankenversicherung kostenlos gemacht. Auch die Compugroup Medical (CGM) ihre Videoberatung Clickdoc auch Apotheken kostenlos zur Verfügung gestellt, zuvor tat sie das für Ärzte. „Mit dem Einsatz einer Videokommunikation kann der Apotheker nicht nur seinen Kunden die notwendigen Beratungsleistungen zukommen lassen. Gleichzeitig schützt er auch seine Mitarbeiter, sich selbst und seine eigene Familie vor der Gefahr einer Ansteckung“, so CGM.
Das Arztvergleichsportal Jameda hat ebenso seine eigentlich kostenpflichtige Videosprechstundenfunktion freigeschaltet, damit mehr Ärzte sie nutzen können. Das Portal AU-Schein.de vergibt kostenlose AU-Scheine bei Infektionsverdacht. Kry wiederum hatte früh seine Chance wirbt schon seit Wochen damit, dass telemedizinische Angebote momentan sicherer seien als der Besuch in der Hausarztpraxis.
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